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Franken
Jugendliche locken Männer zu Sex-Dates und rauben sie aus
Sie sollen Männer zu fingierten Sex-Dates gelockt, sie ausgeraubt und teils schwer verletzt haben: Sechs Verdächtige aus dem Raum Hilpoltstein im Alter von 16 bis 18 Jahren wurden in dieser Woche festgenommen.

Symbolbild: Die sechs Verdächtigen im Alter von 16 bis 18 Jahren wurden festgenommen und sitzen in Untersuchungshaft (Bild: 4711018 / pixabay)
- 24. Juni 2025, 13:05h 3 Min.
In Franken wurden mehrere Männer von Jugendlichen zu fingierten Sextreffen gelockt, dort ausgeraubt und zum Teil schwer verletzt. Nach vier bekanntgewordenen Fällen von Anfang Juni nahm die Polizei in dieser Woche sechs Verdächtige im Alter von 16 bis 18 Jahren fest. Sie kommen aus dem Raum Hilpoltstein und sitzen unter anderem wegen des Verdachts des schweren Raubs in Untersuchungshaft. Sie sollen die Taten in wechselnder Besetzung begangen haben.
Opfer gingen nicht alle zur Polizei
Laut den bisherigen Ermittlungen sollen sie sich auf einem Kleinanzeigenportal im Internet als Minderjährige ausgegeben und zu Sextreffen mit den erwachsenen Männern verabredet haben. An den verabredeten Orten sollen sie den Männern aufgelauert und auf sie eingeschlagen und -getreten haben. Auch Pfefferspray und Elektroschocker sollen dabei zum Einsatz gekommen sein. Ihren Opfern nahmen sie anschließend Wertgegenstände ab. Die Betroffenen zogen sich demnach zum Teil schwere Verletzungen zu, die im Krankenhaus behandelt werden mussten.
Nicht alle Opfer wendeten sich an die Polizei. Manche Fälle wurden erst im Zuge der Ermittlungen bekannt. Es sei nicht auszuschließen, dass es noch weitere Fälle gebe. Die Polizei weist darauf hin, dass sich gerade jugendliche Täter der Tragweite ihres Handelns möglicherweise nicht vollständig bewusst seien: Es handle sich bei den Vorfällen um schwere Straftaten wie etwa schweren Raub, die eine längere Haftstrafe nach sich ziehen könnten.
Motiv der Verdächtigen laut Polizei unklar
Das Vorgehen der Jugendlichen kursiert derzeit unter dem Schlagwort "Pedo Hunting" in sozialen Netzwerken, erklärte ein Sprecher der Polizei in Nürnberg. Beim Phänomen "Pedo Hunter" (deutsch: "Pädophilen-Jäger") handelt es sich um eine Person, die sich auf Internetportalen als minderjährig ausgibt, um mutmaßliche Sexualstraftäter in eine Falle zu locken. Das Aufeinandertreffen wird meist gefilmt und im Internet geteilt. Diese öffentliche Bloßstellung geschieht ohne rechtliche Legitimation. Obwohl viele Akteure sich auf ein moralisches Anliegen berufen, verstoßen sie häufig selbst gegen Strafgesetze – etwa durch Nötigung oder Verleumdung. Die Polizei warnt ausdrücklich vor dieser Form der Selbstjustiz, da sie neben der strafrechtlichen Problematik laufende Ermittlungen gefährden kann.
Unklar ist bislang, welches Alter die Tatverdächtigen bei den Fake-Dates angegeben haben sollen.
Da Betroffene solcher Taten aus Scham darauf verzichten könnten, den Vorfall anzuzeigen, können Täter darauf hoffen, unerkannt zu bleiben. Verfassungsschutzbehörden beobachten Aufrufe zum "Pedo Hunting" aus der rechtsextremen Szene. Was das Motiv der Verdächtigen in Mittelfranken ist, sei bislang noch völlig unklar, betonte der Sprecher. Hinweise auf rechtsextreme Bezüge gebe es nicht.
Im März war in Österreich die Polizei mit Razzien gegen Mitglieder der "Pädo-Hunter-Szene" vorgegangen (queer.de berichtete). Keines der Opfer der Gewalttaten der teils festgenommenen Männer stand laut Polizei unter einem tatsächlichen Pädophilie-Vedacht, vielmehr habe es sich um "immer brutaler werdende Tathandlungen gegen die homosexuelle Szene" gehandelt.
Die Ausführungen der Polizei erinnerten an Taten, die 2013 weltweite Schlagzeilen machten: Damals lockten in mehreren Städten Russlands Neonazis Schwule in Fallen und demütigten sie unter extremer Gewaltanwendung in Videos in sozialen Netzwerken als angebliche Pädophile (queer.de berichtete). Der Anführer der irreführend "Occupy Pedophilia" benannten Bewegung, der Neonazi Maxim Martsinkewitsch, nahm sich 2020 in einem Gefängnis das Leben (queer.de berichtete). (cw/dpa)














