https://queer.de/?54064
Pride Month
Nordkirche lehnt Veröffentlichung von "Gott ist queer" ab
Die Nordkirche gibt ein queeres Lied in Auftrag, das ihr dann aber doch zu heikel ist. Sängerin und Lied-Autorin Annie Heger ist fassungslos.

Annie Heger bei einem Auftritt in der "NDR Talk Show" im Juni 2024 (Bild: IMAGO / BREUEL-BILD)
- 24. Juni 2025, 15:04h 2 Min.
Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland hatte bei der lesbischen Sängerin und Aktivistin Annie Heger ein Lied in Auftrag gegeben. Herausgekommen ist "Gott ist queer", ein Lied, das die Zugehörigkeit queerer Menschen zur Christenheit zeigen soll.
Der Satz "Gott ist queer" war bei einer Predigt von Pastor Quinton Ceasar auf dem Evangelischen Kirchentag 2023 gefallen (queer.de berichtete). Damals hatte dies ein großes Echo ausgelöst.
Doch die als queerfreundlich geltende Landeskirche wollte von dem Lied nichts wissen, berichtete Heger vor wenigen Tagen auf Instagram. Die Nordkirche habe vielmehr "einen Rückzieher gemacht und die Veröffentlichung in einer bekannten Songreihe abgelehnt", beklagte sie. Das Lied hat trotzdem den Weg in die Öffentlichkeit gefunden, es ist seit vergangenem Freitag auf allen bekannten Musik-Plattformen wie Spotify oder Youtube Music erhältlich.
|
Nordkirche-Sprecher Dieter Schutz erklärte gegenüber der "Ostfriesenzeitung" (Bezahlartikel) die Ablehnung. Er sagte, das Lied müsse "zum Beispiel theologisch korrekt und darf musikalisch nicht zu komplex sein". Zum Titel "Gott ist queer" beklagte er: "Theologisch entzieht sich Gott jeder personalen oder körperlichen Zuschreibung."
Heger: Gott wurde immer als Mann dargestellt
Für Heger ist diese Aussage weltfremd: "Ich verstehe absolut, dass Gott in der Theologie nicht geschlechtlich gedacht werden soll. Aber de facto tun wir es seit Jahrhunderten – von der männlichen Bildsprache in Bibelübersetzungen über die Liturgie bis hin zum 'Vater unser'", so die 42-Jährige.
Auf Instagram argumentierte die gläubige Christin, ihre Botschaft sei von der Kirchenleitung missverstanden worden: "Diese Botschaft sagt nicht: 'So ist Gott!' Sondern: "Auch DU darfst Dich in Gott wiederfinden." Ihre Botschaft stehe "nicht in einer theologischen Vitrine, sondern mitten im Leben". Die Kirche habe jedoch wohl "zu viel Angst vor Gegenwind".
So ganz lehnt die Kirche das Lied aber offenbar doch nicht ab: Am Montag veröffentlichte die evangelische Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt in einem Video zum Pride-Monat einen kurzen Ausschnitt des Liedes – allerdings ist der Satz "Gott ist queer" nicht zu hören.
Heger betonte in der "Ostfriesenzeitung", dass sie nicht auf Kriegsfuß mit ihrer Kirche stehe: "Ich wollte meine Kirche nicht schwächen – im Gegenteil", erklärte sie. "Ich wünsche mir Kirche als mutige Institution, als standhafter Kraftort inmitten gesellschaftlicher Brüche." Es hätten sich auch mehrere Personen aus der Kirchenleitung bei ihr gemeldet. Das helfe ihr über den Schmerz hinweg. (cw)
Mehr zum Thema:
» QUEERKRAM-Podcast mit Annie Heger (20.06.2020)














