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Heimkino
Verzaubert und verwirrt: Die erste Liebe zwischen zwei Jungs
Mit dem belgischen Coming-of-Age-Drama "Young Hearts" ist jetzt ein berührender und herzerwärmender Film über die erste Liebe und ihre umwerfende, gleichermaßen verzaubernde wie verwirrende Kraft auf DVD und digital erschienen.

Elias verliebt sich in den neuen Nachbarn Alexander (Bild: Salzgeber)
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5. Juli 2025, 07:22h 4 Min.
Elias ist 14. Am Anfang sehen wir ihn, wie er seinem Vater, der mit einem Schlager über die erste Liebe viel Stimmung ins Publikum bringt, gespannt zuhört. Elias ist sichtlich erfreut – über das musikalische Können seines Vaters, über dessen Wirkung auf das Publikum und vielleicht auch über das Lied, dessen Thema, so dürfen wir angesichts des durchaus noch kindlich in die Welt schauenden Elias vermuten, er vielleicht kitzelig, aber vor allem ziemlich weit von sich entfernt findet.
Dann aber passiert etwas ganz in seiner Nähe. In das Haus direkt gegenüber von Elias zieht Alexander mit seiner Schwester und dem alleinerziehenden Vater ein. Elias Blick wird sofort durch Alexander angezogen, und als Alexander dann auch noch in der Klasse von Elias landet, entsteht eine Freundschaft zwischen den beiden mit einem besonderen Prickeln, das einen ersten Kulminationspunkt in dem Moment erfährt, als Alexander beim Kirschkernspucken am Rande des Radwegs von der Schule nach Hause, während das Gespräch der beiden Jungs auf das Thema kommt "Warst Du schon mal in jemand verliebt?", ohne Zucken und Zögern deutlich macht, dass das für ihn letztes Jahr ein Junge war.
Der erste Kussversuch scheitert
Elias gerät in innere Turbulenz; denn da gibt es auch noch Valerie, die sich als Freundin von Elias versteht und auch von seinem Umfeld und Elias selbst so betrachtet wird. Mit Valerie schläft Elias nach einem Verkleidungsfest sogar zusammen in einem Bett – oder hat es jedenfalls geplant. Denn mitten in der Nacht stürmt Elias davon und radelt schnurstracks zu Alexander hin, den er mit Steinwürfen an sein Zimmerfenster weckt und beflügelt durch die wohl gleichermaßen unvertrauten Wirkungen von Alkohol und wogenden Hormonen direkt nach dem Öffnen der Haustür küssen will. Was Alexander, der auch gerne mit Elias zu dem Fest gegangen wäre, aber nicht zulässt. Elias gerät in eine Krise zwischen dem, was er fühlt und dem, was er glaubt, was er fühlen sollte – eine Krise, die ihn sprachlos macht.
Es ist sein Großvater, der hilft, indem er Elias, der "am liebsten tot sein" möchte, für eine kleine Auszeit mitten in der Schulzeit in die Ardennen entführt, wo die äußere Natur der Besinnung der beiden auf die innere Natur und die Stimme des Herzens den rechten Rahmen bietet. Als Elias aus den Bergen zurückkommt, hat er den Mut gefunden, zu seinen Gefühlen zu stehen…
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Gar nicht so lange nach dem 2022 erschienenen filmischen Meisterwerk "Close", das die tragische Entwicklung einer innigen Jungenfreundschaft durch den plötzlich aufkeimenden Verdacht, ob die beiden ein Paar seien, zeigt, kam Anfang des Jahres mit "Young Hearts" ein weiterer in Flandern spielender Film über die liebende und noch gar nicht mit Sex verbundene Freundschaft zweier Jungen in die Kinos. Jetzt ist er als DVD (Amazon-Affiliate-Link ) und VoD (Amazon-Affiliate-Link ) erschienen. Anders als "Close" ist "Young Hearts" aber eine durch und durch positive Geschichte, die zwar eine Reihe von Spannungspunkten aufweist, aber vollkommen ohne Katastrophe und Tragik auskommt.
In einem Interview anlässlich des Queerfilmfestivals 2024 sagt Anthony Schattemann, der Regisseur und Drehbuchautor des Films: "Ich wusste, dass ich den Film machen wollte, den ich gerne gesehen hätte, als ich jung gewesen bin. Es gab damals keine Geschichte über Jungen, die Liebe in einer rein romantischen Weise erleben. Ich habe also alles, was ich in dem Alter gefühlt habe und was ich gerne gesehen hätte, zusammengenommen." Schattemann hat aber nicht nur das, was ihm damals als Vision gefehlt hat, sondern umgekehrt auch vieles, was da war, in den Film eingebaut: seinen Heimatort, seine Schule, den Weg nach Hause, aber auch den musizierenden Vater. So ist mit "Young Hearts" ein gleichzeitig wunschbildhaftes wie autobiografisch geprägtes Werk entstanden.
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Nicht zuletzt dank der besonderen Ausstrahlung und Leistung von Lou Goossens (Elias) und Marius De Saeger (Alexander), denen man alle ihre Gefühle in der Geschichte zu hundert Prozent abnimmt, ist "Young Hearts" aber vor allem ein berührender und herzerwärmender Film über die erste Liebe und ihre umwerfende, gleichermaßen verzaubernde wie verwirrende Kraft. Ein Film mit sehr direkter Emotionalität, nahbarer und fast märchenhafter Atmosphäre, aber ohne jede Anwandlung von Kitsch. Ein Film für alle, die sich noch einmal erinnern wollen oder es vielleicht ja noch vor sich haben: das erste Mal Verliebtsein / Lieben und die besondere Person – ganz unabhängig von deren Geschlecht – die diese Gefühle und alle damit verbundenen Wellen und Wogen in einem ausgelöst hat, sodass die Welt ein anderer Ort wird.
Young Hearts. Drama. Belgien, Niederlande 2024. Regie: Anthony Schatteman. Cast: Lou Goossens, Marius De Saeger, Geert Van Rampelberg, Emilie De Roo, Dirk Van Dijck. Laufzeit: 97 Minuten. Sprache: deutsche Synchronfassung. FSK 0. Salzgeber. Erhältlich als DVD und VoD
Links zum Thema:
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» Der Film bei Prime Video
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» Weitere Filmkritik von Fabian Schäfer: Die Magie der ersten Gefühle (14.01.2025)
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