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Sachsen-Anhalt

Wenn das Ordnungsamt den Strom abstellt: CSD Köthen trotzt Schikanen

Trotz rechtswidriger Auflagen sorgten am Samstag rund 300 Menschen für queere Sichtbarkeit in Köthen. Einen Toilettenwagen musste die Veranstalter*innen vor Gericht erkämpfen.


Eine Bühne, aber kein Strom: CSD Köthen 2025 (Bild: Ferdinand Uhl)
  • Von Jonas Venediger
    13. Juli 2025, 09:03h 3 Min.

Am Samstag fand in der Bachstadt Köthen der zweite Christopher Street Day unter dem Motto "Nie wieder still!" statt. Rund 300 Teilnehmer*­innen demonstrierten trotz anhaltenden Regens und behördlicher Schikanen für queere Sichtbarkeit und LGBTI-Rechte.

Der CSD begann um 12 Uhr als Kundgebung auf dem Marktplatz. Nach einigen Redebeiträgen und einer Podiumsdiskussion verließ die Demonstration dann den Marktplatz und zog, begleitet von Musik, durch die Straßen Köthens. Die Demonstration endete als Kundgebung mit Livemusik wieder auf dem Marktplatz.

Die Versammlung verlief friedlich. Bis auf vereinzelte rechtsextreme Personen am Rande der Versammlung, die von der Polizei abgeschirmt wurden, gab es keine Zwischenfälle.

Bedrohung von Neonazis und Behördenwillkür

Im vergangenen Jahr hatte sich die Stadt- und Landkreisverwaltung jedwede Mühe gemacht, das Bild einer diversen Kommune abzugeben, die unterstützend zur Seite steht für den ersten CSD in der Stadt. Einen CSD, der medial breit begleitet wurde. Unter anderem auch, weil der Satiriker Jan Böhmermann und der Musiker Olli Schulz mit einer Geldspende an den Verein Partnerschaft für Demokratie Köthen Aufmerksamkeit auf die Versammlung lenkten, die von Neonazis bedroht wurde. In der Nacht vor dem CSD wurde 2024 sogar Buttersäure auf dem Marktplatz versprüht (queer.de berichtete).


Polizist*innen schützten den CSD Köthen 2025 (Bild: Ferdinand Uhl)

In diesem Jahr legten die Behörden den Organisator*innen unerwartet zahlreiche Steine in den Weg. So hatte der Landkreis Anhalt-Bitterfeld als zuständige Versammlungsbehörde unter anderem untersagt, für die Veranstaltung einen Toilettenwagen und Versorgungsstände aufzustellen. Das Gespräch mit Köthens Oberbürgermeisterin Christina Buchheim (Linke) sei sehr schwierig gewesen, sagte Mitorganisator Julian Miethig dem MDR.

Gegen die Auflagen zogen die CSD-Veranstalter*innen jedoch erfolgreich vor Gericht. "Art. 8 Abs. 1 GG schützt zudem auch infrastrukturelle Ergänzungen der Versammlung, wenn die jeweils in Rede stehenden Gegenstände und Hilfsmittel zur Verwirklichung des Versammlungszweckes funktional, symbolisch oder konzeptionell im Sinne der konkreten kollektiven Meinungskundgabe notwendig ist", heißt es im Beschluss des Verwaltungsgerichts Halle (Saale) vom 11. Juli, der queer.de vorliegt.

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Strom-Verbot für den CSD

Trotz der gerichtlichen Niederlage beim versuchten Toilettenwagen-Verbot kam es am Veranstaltungstag zu einer erneuten, mutmaßlich rechtswidrigen Schikane des Ordnungsamts. Die Behörde untersagte den CSD-Organisator*innen nun die Nutzung von Strom – und forderte, die ordnungsgemäß verlegten Stromversorgungskabel wieder einzupacken. "Der Landkreis Anhalt-Bitterfeld versucht hier gezielt, durch rechtwidrige Quertreibereien queeren Protest einzuschränken", kommentierte die Leipziger Rechtsanwältin Christiane Götschel.


Teilnehmer*innen des CSD Köthen 2025 (Bild: Ferdinand Uhl)

In Sachsen-Anhalt hatte es bereits im April beim CSD Schönebeck Schikanen der Behörden gegeben. Die queere Kundgebung wurde von Polizei und Ordnungsamt mit fragwürdigen Begründungen frühzeitig aufgelöst (queer.de berichtete). Gegen die Entscheidungen klagen die Veranstalter*innen derzeit vor dem Verwaltungsgericht.

In Köthen konnte der zweite CSD trotz der Behördenwillkür und des bescheidenen Wetters bis zum geplanten Ende erfolgreich stattfinden und hat damit einmal mehr Symbolwirkung entfacht: Queere Menschen lassen sich nicht unsichtbar machen und bleiben "Nie wieder still!".

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