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"Das war zu viel für mich!"
Jay Khan erhebt Grooming-Vorwürfe gegen früheren Star-Produzenten
Der Ex-Boybandstar, der früher sehr dünnhäutig auf Gerüchte über seine sexuelle Orientierung reagierte, berichtet von Übergriffen durch seinen Produzenten.

Jay Khan (li.) ist hier in einem Promobild aus dem Jahr 2011 für das RTL-Dschungelcamp zu sehen, Ron Pearlman 2007 bei einem Besuch der Goldenen Kamera in Berlin (Bild: RTL, IMAGO / Sven Simon)
- 15. Juli 2025, 12:33h 3 Min.
Der 43-jährige Schlagersänger Jay Khan beschuldigt in einer Autobiografie den amerikanischen Produzenten Lou Pearlman (1954-2016), sexuell übergriffig geworden zu sein. Das Buch "Tariq und ich: Lieben und Lügen meines Lebens" (Amazon-Affiliate-Link ) soll am Donnerstag erscheinen. Pearlman produzierte mehrere international bekannte Boybands, darunter die Backstreet Boys, *NSYNC und auch die Gruppe US5, der Khan zwischen 2005 und 2009 angehörte.
"Ich habe Lou Pearlman viel zu verdanken, er hat mir die Chance meines Lebens gegeben. Aber er hatte auch eine dunkle Seite", erklärte Khan gegenüber der "Bild"-Zeitung (Bezahlartikel). "Die Wahrheit ist, dass Lou mir gegenüber sexuell übergriffig wurde. Und ich glaube, dass ich nicht der einzige junge Sänger war, dem er sich körperlich genähert hat."
Der gebürtige Brite beschrieb auch mehrere Situationen: "Es begann damit, dass Lou mich bat, meinen Oberkörper freizumachen, um meinen Muskelaufbau zu begutachten – unter dem Vorwand, dass ein durchtrainierter Körper Grundvoraussetzung für seine Schützlinge sei." Dabei habe er seine Arme und Brust befühlt. "Zudem wollte er mich regelmäßig nach meinen Work-outs massieren, was ich zuließ, obwohl es mir unangenehm war."
"Auf einmal spürte ich seine Hand an meinem Schritt"
Einmal habe ihn Pearlman auch in sein Schlafzimmer gerufen und Annäherungsversuche gemacht: "Auf einmal spürte ich seine Hand an meinem Schritt. Ich war schockiert und zog sofort sein Handgelenk weg. Dann lag sein Kopf unter meinem Kinn und er küsste meine Brust. Das war zu viel für mich! Ich stand auf und sage zu ihm: 'Nein, nicht mit mir!'" Pearlman habe das dann als "Spiel" abgetan. "Das war es aber nicht. Heute würde ich sagen: Er hat eine Form von sexuellem Missbrauch betrieben."
Auch der frühere US-Boybandstar Marc Terenzi von der Band Natural berichtet inzwischen von derartigen Übergriffen. Er sei aber nie so weit wie bei Khan gegangen: "Wahrscheinlich war ich nicht sein Typ", erklärte Terenzi gegenüber "Bild". "Heute sind solche Übergriffe undenkbar und abstoßend. Es klingt verrückt, aber damals war das irgendwie normal."
Jay Khan beschwerte sich über "Schwulen-Hetzkampagne"
Jay Khan war in der Vergangenheit sehr dünnhäutig, wenn es um seine sexuelle Orientierung ging. So drohte er 2009 mit Klagen gegen Medien, die ihn "beschuldigten", schwul zu sein (queer.de berichtete). Als Khan 2011 im RTL-Dschungelcamp als Kandidat mitspielte, wurde seine fragile Heterosexualität zum Running Gag (queer.de berichtete). In der Show soll er versucht haben, mit weiblichen Kandidatinnen eine heterosexuelle Fake-Beziehung zu inszenieren (queer.de berichtete). Später sprach er von einer "Schwulen-Hetzkampagne" gegen seine Person (queer.de berichtete).
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Pearlman kann zu den Vorwürfen nichts mehr sagen, weil er vor neun Jahren gestorben ist. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte der einst gefeierte Produzent hinter Gittern. Er war 2008 zu einer 25-jährigen Haftstrafe wegen Verschwörung, Geldwäsche und Insolvenzbetrugs verurteilt worden. (cw)














