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Grüne
Felix Banaszak: Beiläufiges Coming-out
In einem "Zeit"-Porträt spricht der Grünen-Vorsitzende davon, auf Frauen und Männer zu stehen. Damit erhöht sich die Sichtbarkeit queerer Menschen in Bundestag und Öffentlichkeit.

Banaszak im letzten November bei der Bundesdelegiertenkonferenz der Grünen in Wiesbaden (Bild: Martin Kraft / wikipedia (photo.martinkraft.com))
- 21. Juli 2025, 10:38h 4 Min.
Der Bundestagsabgeordnete Felix Banaszak, der seit letzten November zusammen mit Franziska Brantner den Bundesvorstand der Grünen bildet, gehört der queeren Community an. Das geht aus einem Porträt des 35-Jährigen hervor, das in der letzten Woche in der "Zeit" erschienen ist. Banaszak hatte in den letzten Jahren immer wieder LGBTI-Rechte thematisiert, etwa in sozialen Netzwerken – die Zeitungspassage scheint die erste öffentliche Erwähnung seiner Bisexualität (oder Pansexualität) zu sein.
Für das Porträt (Paywall) hat ihn der Journalist Johannes Böhme, der mit Banaszak vor zwölf Jahren einmal für wenige Wochen in einer WG in Berlin lebte, rund ein halbes Jahr lang begleitet. "Ich habe mich gefragt, wie viel ich von mir preisgeben kann und will. Und habe mich entschieden, einzulösen, was ich versprochen habe: ehrlich zu sein, mich zu öffnen", schreibt Banaszak bei Instagram zu dem Porträt. "Also habe ich, das erste Mal, von meinem Aufwachsen erzählt. Von Erfahrungen mit Arbeitslosigkeit, von den Mühen meines alleinerziehenden Vaters und meiner Großeltern, die mich nach einem langen Arbeitsleben bei sich aufgenommen haben. Davon, was es heißt, irgendwann festzustellen, dass man sich nicht nur zu Frauen, sondern auch zu Männern hingezogen fühlt. Von der Ambivalenz der Gefühle, ein Video der Tochter geschickt zu bekommen, wenn man wieder einmal im Zug sitzt, statt bei ihr zu sein."
Bisher war von Banaszak nur bekannt, dass er mit einer Frau verheiratet ist und eine Tochter hat. Einen tieferen Einblick in die Bisexualität bietet das "Zeit"-Portrait allerdings nicht: "Banaszak fühlt sich sowohl zu Frauen als auch zu Männern hingezogen", heißt es in einem Abschnitt zu Schul- und Jugendzeit, direkt allgemeiner gefolgt von: "In der Schule habe er kaum Freunde gehabt, sagt er. Es fiel ihm noch nicht so leicht, auf Menschen zuzugehen. Das kam erst später."
Beim CSD in Istanbul festgenommen
Nach der Jugend in der Geburtsstadt Duisburg studierte Banaszak in Berlin und arbeitete von 2010 bis 2012 im Büro von Dirk Behrendt; der schwule Politiker und spätere Justizsenator war damals Mitglied des Abgeordnetenhauses. Zu jener Zeit war Banaszak auch Beisitzender und später Sprecher des Bundesvorstands der Grünen Jugend.
Nach der Rückkehr nach Duisburg wurde er Kreisvorsitzender und leitete zugleich die Büros der Europaabgeordneten Terry Reintke und Sven Giegold. Mit Reintke besuchte er 2015 den erstmals verbotenen und von der Polizei angegriffenen CSD in Istanbul (queer.de berichtete), ein Jahr später wurden die beiden dort zusammen mit dem damaligen Mitglied der Grünen Jugend und heutigem Bundestagsabgeordneten Max Lucks festgenommen (queer.de berichtete).
Von 2018 bis 2022 führte Banaszak dann die Grünen in NRW an, 2021 wurde er über die Landesliste erstmals in den Bundestag gewählt. Nach dem Rücktritt von Ricarda Lang und Omid Nouripour wurde er im letzten November mit fast 93 Prozent zum Bundesvorsitzenden gewählt. Lang hatte sich 2021 als erstes Mitglied des Bundestags als bisexuell geoutet (queer.de berichtete). (cw)
Instagram / max_lks | Mit Max Lucks nahm Banaszak vor wenigen Wochen auch am CSD in Budapest teil
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Andreas Audretsch (Grüne, Landesliste Berlin)
Felix Banaszak (Grüne, Landesliste NRW)
Victoria Broßart (Grüne, Landesliste Bayern)
Maik Brückner (Linke, Landesliste Niedersachsen)
Lars Castellucci (SPD, Landesliste Baden-Württemberg)
Jeanne Dillschneider (Grüne, Landesliste Saarland)
Falko Droßmann (SPD, Direktmandat Hamburg-Mitte)
Tobias Ebenberger (AfD, Landesliste NRW)
Kay Gottschalk (AfD, Landesliste NRW)
Ricarda Lang (Grüne, Landesliste Baden-Württemberg)
Sven Lehmann (Grüne, Direktmandat Köln II)
Max Lucks (Grüne, Landesliste NRW)
Matthias Miersch (SPD, Direktmandat Hannover-Land II)
Matthias Mieves (SPD, Direktmandat Kaiserslautern)
Sepp Müller (CDU, Landesliste Sachsen-Anhalt)
Charlotte Neuhäuser (Linke, Landesliste NRW)
Ulle Schauws (Grüne, Landesliste NRW)
Marlene Schönberger (Grüne, Landesliste Bayern)
Nyke Slawik (Grüne, Landesliste NRW)
Jens Spahn (CDU, Direktmandat Steinfurt I – Borken I)
Hendrik Streeck (CDU, Direktmandat Bonn)
Wolfgang Stefinger (CSU, Direktmandat München-Ost)
Alice Weidel (AfD, Landesliste Baden-Württemberg)
Stand 21.7.2025. Diese Liste ist mit Sicherheit nicht vollständig. Weil wir niemanden ungewollt outen möchten, tauchen manche Namen bislang nicht auf. Wer sich zur "LGBTI-Fraktion" zählt, kann sich gerne bei uns melden!














