https://queer.de/?54437
Katholische Kirche
Erzbistum Köln setzt Beschluss zur Segnung gleichgeschlechtlicher Paare nicht um
Das Bistum von Kardinal Woelki setzt lieber auf Vorgaben aus dem Vatikan als auf einen liberaleren Kompromiss innerhalb der katholischen Kirche Deutschlands.

Kardinal Rainer Maria Woelki führt seit 2014 ausgerechnet das Bistum der queeren Metropole Köln an (Bild: Erzbistum Köln)
- 22. Juli 2025, 15:24h 3 Min.
Das Erzbistum Köln hat am Dienstag gegenüber katholisch.de bestätigt, dass es die Handreichung zu "Segnungen für Paare, die sich lieben" nicht anwenden wird. Der von der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken im Frühjahr vorgelegte Text gibt Empfehlungen, wie Seelsorgende etwa gleichgeschlechtliche Paare mit einem Segen begleiten können (queer.de berichtete).
Die Handreichung war gelobt worden, weil sie früher höchstens inoffiziell abgehaltene Segnungen ausdrücklich ermöglicht, und kritisiert, weil sie hinter Beschlüssen des deutschen Reformprozesses Synodaler Weg zurückblieb, indem etwa doch keine liturgischen Feiern und Gebete vorgesehen sind. Damit reagierte die Kirche wohl auch auf das Ende 2023 veröffentlichte Dokument "Fiducia supplicans" des Vatikans, das Segnungen erstmals ermöglicht – allerdings mit vielen Einschränkungen wie praktischer Nicht-Öffentlichkeit (queer.de berichtete). Die Segnungen dürften nicht zu einer Verwechslung mit der Ehe führen und etwa nicht vor einem Altar abgehalten werden, so die Vatikan-Vorgabe. Gesegnet würden Menschen, nicht Beziehungen.
Das letzte Wort bei der Umsetzung der liberaleren deutschen Handreichung hat jeweils der Diözesanbischof. Der Limburger Bischof Georg Bätzung hatte vor wenigen Tagen etwa die Umsetzung in seinem Bistum empfohlen und begrüßt (queer.de berichtete).
Köln auf Vatikan-Linie: Segen nur "spontan und kurz"
In Köln unter Kardinal Rainer Maria Woelki hingegen wird das deutsche Kompromisspapier ignoriert: "Wir werden die angesprochene Handreichung im Erzbistum Köln nicht veröffentlichen und zur Anwendung bringen, da in unseren Augen durch die Erklärung 'Fiducia supplicans' des Dikasteriums für die Glaubenslehre alles Wesentliche zum Umgang mit Segensspendungen für Paare, die keine sakramentale Ehe schließen können, gesagt ist", antwortete das Bistum der Arbeitsgruppe "Regenbogenkirche für alle" der Pfarrei St. Lambertus in Mettmann, die das Kölner Abweichen als erste in einer Mitteilung (PDF) publik machte.
Damit gelten im Erzbistum Köln die lieblosen Vorgaben des Vatikans. In dem von katholisch.de bestätigten Text weist das Bistum etwa darauf hin, dass "die Segensspendung spontan und kurz sein soll, also weder eine inhaltliche Vorbereitung noch eine liturgische Form hat". Das Bistum beklagt, dass die deutsche Handreichung "über die weltkirchlichen Regelungen hinaus" gehe.
Die Mettmanner Arbeitsgruppe reagierte mit "Unverständnis" auf die Antwort: "Wir wünschen uns eine Kirche, in der niemand aufgrund der sexuellen Orientierung, der geschlechtlichen Identität, einer Scheidung oder einer Wiederheiratet ausgegrenzt oder sonst diskriminiert wird, sondern alle wertschätzend und gleichberechtigt angenommen werden". Da es schon seit mehreren Jahren bundesweit und auch im Erzbistum Köln Segnungsfeiern gebe, die auch für entsprechende Paare offen seien, zeige man sich "zuversichtlich, dass diese gelebte Praxis auch weiterhin Bestand haben wird".
Bistum erneut mit Queerfeindlichkeit in Schlagzeilen
Die Initiative #OutInChurch hatte erst vor wenigen Tagen berichtet, das Kölner Erzbistum habe vor wenigen Wochen "eine 'Handreichung zur Anwendung von Amoris Laetitia' an Seelsorgende verschickt, deren Sprachgebrauch eine deutliche Ablehnung gegenüber gleichgeschlechtlichen Ehen und Partnerschaften erkennen lässt" (queer.de berichtete). In der Pressemitteilung, die fehlenden Respekt und Akzeptanz seitens des Bistums kritisierte, ging es hauptsächlich um Berichte, dass Erzbistum habe bei einer Schuleröffnung Anfang Juli Regenbogensymbolik untersagt (queer.de berichtete).
Das Bistum hatte daraufhin vor allem Presseschelte geübt und Berichte über diese und weitere Queerfeindlichkeit oder extrem schlechte Zustimmungswerte zu Woelki öffentlich zurückgewiesen. Auch der Umgang mit Missbrauch durch das Bistum steht weiter in Kritik. Zuletzt hatte der Betroffenenbeirat der Deutschen Bischofskonferenz eine kirchenrechtliche Anzeige gegen den Kölner Kardinal eingereicht (queer.de berichtete). (cw)














