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Aceh

Indonesien: 80 Stockhiebe für zwei sich küssende Männer

Die beiden jungen Studenten wurden nach Scharia-Recht verurteilt, nachdem sie von der Moralpolizei beim Küssen und Umarmen in einer Toilette aufgefunden worden sein sollen.


Die jungen Angeklagten wurden öffentlich vorgeführt, auf anderen TV-Bildern waren sie trotz FFP-Masken näher zu erkennen (Bild: TV-Screenshot)

  • 12. August 2025, 06:02h 2 Min.

Ein islamisches Gericht in der konservativen indonesischen Provinz Aceh hat am Montag zwei Männer zu jeweils 80 öffentlichen Stockschlägen verurteilt. Das berichtet die Nachrichtenagentur AP.

Die beiden Männer im Alter von 20 und 21 Jahren seien demnach im April festgenommen worden, nachdem Anwohner sie beim Betreten einer Toilette im Stadtpark Taman Sari beobachtet und dies Beamten der Religionspolizei auf Streife gemeldet haben sollen. Die Polizei brach in die Toilette ein und soll die Männer beim Küssen und Umarmen "erwischt" haben, was das Gericht als sexuelle Handlung wertete.

Die Verhandlung vor dem islamischen Scharia-Bezirksgericht in der Provinzhauptstadt fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt; die Männer wurden nicht benannt, aber zu Beginn und Ende der Sitzung den Medien vorgeführt. Es sei "rechtlich und überzeugend" nachgewiesen worden, dass sie gegen islamisches Recht verstoßen hätten, indem sie Handlungen durchführten, die zu homo­sexuellen Beziehungen geführt hätten, so das Gericht.

Gericht verhängte bereits im Februar Körperstrafe für Homosexualität

Die Staatsanwaltschaft hatte 85 Hiebe pro Person gefordert, das Gericht berücksichtige allerdings, dass es sich um ansonsten vorbildliche, nicht vorbestrafte und mit den Behörden kooperierende Studenten handele. Dass sie seit der Festnahme in U-Haft saßen, solle mit einem Hieb pro Monat weniger berücksichtigt werden.

Das gleiche Gericht hatte bereits im Februar zwei Männer wegen angeblicher Homosexualität zu 85 bzw. 80 Peitschen-/Stockhieben verurteilt (queer.de berichtete). Laut AP kam es in Aceh mit dem neuesten Urteil zu bislang fünf Verurteilungen von Männern wegen angeblicher Homosexulität.

Die indonesische Zentralregierung hatte der Provinz Aceh 2001 einen Autonomiestatus zuerkannt, die dort als bisher einzigen Provinz die Anwendung von Scharia-Recht ermöglicht. Bis zu 100 Schläge können für Homosexualität oder etwa Ehebruch, Glücksspiel und Alkoholkonsum verhängt werden – seit 2015 auch für Nicht-Muslime, die etwa ein Prozent der Bevölkerung in der Region stellen.

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Verfolgung auch in anderen Provinzen

Aber auch in anderen Provinzen nahm die Verfolgung queerer Menschen zuletzt zu. So wurden mehrfach Personen bei Razzien bei angeblichen "Gay Parties" festgenommen, zuletzt im Juni (queer.de berichtete). Homosexualität steht zwar nicht unter Strafe, Ermittlungen laufen aber etwa nach einem Anti-Pornografie-Gesetz. Auch wurden die Festgenommenen öffentlich vorgeführt.

Eine Strafverfolgung in ganz Indonesien droht ab dem nächsten Jahr, wenn ein Gesetz in Kraft treten soll, das außerehelichen Sex mit bis zu einem Jahr Haft bestraft (queer.de berichtete). (cw)

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