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Frauen-Bundesliga als Vorbild
Ex-Fußballer Urban: "Es gibt auch schwule Paare in der Bundesliga"
Viele homosexuelle Fußballprofis in Deutschland verstecken weiter öffentlich ihre sexuellen Orientierung. Ex-Jugendnationalspieler Marcus Urban gibt die Hoffnung nicht auf.

Marcus Urban beklagt, dass viele schwule Spieler wegen der homophoben Atmosphäre in der Bundesliga (Stichwort: Kevin Behrens) kein Coming-out wagen (Bild: Heinrich-Böll-Stiftung / flickr)
- 12. August 2025, 09:20h 3 Min.
Der schwule Ex-Jugendnationalspieler Marcus Urban hofft auch nach dem gescheiterten Gruppen-Coming-Out weiter auf mehr Profifußballer, die offen mit ihrer sexuellen Orientierung umgehen. "Es gibt auch schwule Paare in der Bundesliga, und zwar sehr nette, sehr hübsche. Und vielleicht kommt irgendwann der Tag, an dem sie sich outen", sagte der frühere Amateurspieler von Rot-Weiß Erfurt in einem von der "Bild"-Zeitung (Bezahlartikel) gedruckten Auszug aus dem am 18. August erscheinenden Buch "Mensch Fußballstar" (Amazon-Affiliate-Link ) von Sportjournalist Andreas Böni.
Der 54 Jahre alte Urban hält auch weiterhin homophobe Aussagen für einen der Gründe für die Zurückhaltung. Wie zum Beispiel von Kevin Behrens. Der frühere Wolfsburg-Profi sorgte für einen Eklat, weil er sich weigerte, ein Trikot in Regenbogenfarben zu unterschreiben und kommentierte dies mit der homophoben Äußerung: "So eine schwule Scheiße unterschreibe ich nicht" (queer.de berichtete). Später bat er um Entschuldigung.
Urban: "Viele Frauen rollen mit den Augen"
Urban halte es für widersprüchlich, dass im Gegensatz zu den Männern "lesbisch zu sein im Frauenfußball meistens kaum noch ein Problem" ist. "Viele Frauen rollen mit den Augen und langweilen sich bei dem Thema. Die gleiche Langeweile wollen wir bei den Männern erreichen. Dass jeder sagen kann: 'Das hier ist mein Partner. Das ist unser Kind'", sagte Urban.
Viele Profis hätten sich mittlerweile in Gruppen zwischen 20 und 40 Leuten organisiert. "Es ist aber nur die Spitze des Eisbergs. Viele sind einsame Wölfe, machen ihr eigenes Ding und von vielen wissen wir noch gar nicht", sagte der Ex-Spieler.
Urban attackiert Spieler-Berater*innen
Über den Grund des Versteckspiels schrieb Urban, dass oft Angst den Mut schlage: "Die Angst resultiert daraus, den Job zu verlieren, den Ruf zu verlieren. Die Leute um die Spieler herum, die ihnen einreden, sie sollten sich nicht outen, sie sollten nicht frei leben, damit sie weiter Geld verdienen." Er kritisierte einige Spieler-Berater*innen, die eher ihre eigenen Vorteile pflegten.
Urban organisierte im vergangenen Jahr ein Gruppen-Coming-out im Profifußball. Doch am 17. Mai wagte sich niemand vor (queer.de berichtete). "Am Ende traute sich aber keiner. Es gibt in ihrem Umfeld noch zu viele Menschen, die ihnen davon abgeraten haben", sagte Urban. Darunter seien Medienanwälte, Berater und Familienangehörige, die im Geld und Ruhm der Profis baden würden und falsch verstandene Pseudo-Fürsorge sowie eigene Ängste auf die Spieler übertragen.
Urban war Ende der Achtziger- und Anfang der Neunzigerjahre ein Nachwuchs-Mittelfeldspieler für Rot-Weiß Essen und spielte in der Jugendnationalmannschaft der DDR. Er erhielt sogar 1990 einen Amateurvertrag – aber eine voll professionelle Laufbahn kam nie zustande, da er seine Karriere 1991 beendete, um dem Druck zu entkommen, seine Homosexualität im Fußball verstecken zu müssen, wie er nach seinem Coming-out im Jahr 2007 berichtete (queer.de berichtete). Dabei erzählte er auch, wie stressig es sei, einen Heterosexuellen zu spielen – es gäbe etwa Scheinheiraten oder Vorzeigefrauen für offizielle Anlässe. Heute arbeitet der 54-Jährige als Diversity- und Persönlichkeitscoach sowie als Aktivist gegen Homophobie im Sport. (dpa/cw)














