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Kennedy-Preis
Gloria Gaynor erhält Trump-Auszeichnung
Donald Trump verleiht – neben einigen konservativen Haudegen – auch der in der queeren Community verehrten Disco-Queen Gloria Gaynor den staatlichen Kennedy-Preis.

Donald Trump verkündet, dass er Disco-Queen Gloria Gaynor einen Preis verleihen will (Bild: IMAGO / ZUMA Press Wire)
- 14. August 2025, 12:33h 3 Min.
US-Präsident Donald Trump hat am Mittwoch in Washington die Gewinner*innen des Kennedy-Preises verkündet. Demnach gehen die begehrten Trophäen der offiziellen US-Kultureinrichtung "John F. Kennedy Center for the Performing Arts" dieses Jahr an den Country-Sänger George Strait, den britischen Musical-Darsteller und Sänger Michael Crawford, die Hard-Rock-Band Kiss, den "Rambo"-Schauspieler Sylvester Stallone und die "I Will Survive"- und "I Am What I Am"-Sängerin Gloria Gaynor.
Anders als in der Vergangenheit wurden die Sieger*innen nicht von einer parteiübergreifenden Fachjury ausgewählt, sondern offenbar aus politischen und persönlichen Erwägungen des Präsidenten. Trump erklärte, er sei zu "ungefähr 98 Prozent" an der Auswahl der Preisträger*innen beteiligt gewesen. Dabei betonte er, dass er viele Vorschläge ignoriert habe, denn: "Die waren zu woke."
Die "Honorees" sind teilweise eng mit Trump verbandelt: Stallone ist etwa ein langjähriger Trump-Unterstützer, der den US-Präsidenten etwa mit Jesus verglichen hat oder einen "zweiten George Washington" genannt hat. Der 79-Jährige wurde dafür bereits Anfang des Jahres neben den ebenfalls erzkonservativen Schauspielern Jon Voight und Mel Gibson vom Präsidenten zum "Sonderbotschafter in Washington" ernannt. Crawford war Darsteller in Trumps Lieblingsmusical "Phantom der Oper". Der 75-jährige Kiss-Frontmann Gene Simmons war einst Kandidat in Trumps Realityshow "Celebrity Apprentice" und ist ebenfalls Teil der Maga-Bewegung. George Strait gilt zwar als unpolitisch, in seinen Songtexten verbreitet er aber traditionell konservative Werte wie Heimatliebe, Respekt vor Polizei und Militär und romantisierte ländliche Lebensweisen.
Auszeichnung für Gaynor überraschte viele
Am überraschendsten gilt die Auszeichnung von Gaynor, die mit ihren Discosongs besonders populär in der queeren Community ist. "I Will Survive" wurde etwa in der Aids-Krise der Achtzigerjahre zu einer Art Mutmacher-Hymne. Allerdings spricht die 81-Jährige auch oft über ihren christlich-evangelikalen Glauben und hat sogar ein Gospel-Album veröffentlicht. 2020 trat sie auch bei einem Benefiz-Konzert des queerfeindlichen evangelikalen Aktivisten Kirk Cameron auf (queer.de berichtete).
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Der "Boston Globe" (Bezahlartikel) kommentierte die Auswahl mit den Worten: "Als wiedergeborene Christin sagte sie, sie wolle ihren großen LGBTQ-Fanbase Jesus Christus näherbringen. Sie sagt aber nicht, ob sie denkt, dass Homosexualität eine Sünde ist. Sie bewegt sich auf einem schmalen Grat."
Weiter heißt es, Disco-Musik sei eigentlich "multiethnisch, pansexuell und progressiv". "Disco repräsentiert also das, was die Trump-Regierung verabscheut. Es ergibt aber Sinn, dass in diesem Kennedy Center, das Trump nach seinen Vorstellungen neu erschaffen möchte, eine sozial konservative Disco-Queen geehrt wird, auch wenn ihr größter Hit auf so gut wie jedem CSD gespielt wird. Das ist das Gegen-Narrativ von Trump: Bei Disco geht es nicht um Vielfalt. Es geht vielmehr um … Jesus?"
Bereits während seines Wahlkampfes hat Trump einen anderen in der Community populären Song für sich reklamiert: den Song "Y.M.C.A." von den Village People. Die Nutzung des Songs wurde von Victor Willis, einem Gründungsmitglied der Band, verteidigt. Er erklärte, das Lied sei keine Schwulenhymne, weil es keine "lasterhafte Aktivitäten" enthalte (queer.de berichtete). Zudem drohte der 74-Jährige Medien Klagen an, sollten sie das Lied als "Gay Anthem" bezeichnen.
Trump ist im Nebenberuf Vorstandschef des Kennedy Center
Präsident Trump hatte im Februar die Kontrolle über das Kennedy Center übernommen und sich selbst zum Vorstandsvorsitzenden ernannt. Er entließ auch Vorstandsmitglieder, die den oppositionellen Demokraten angehörten. Daran gab es viel Kritik – so sagten die Produzent*innen des Broadway-Musicals "Hamilton" eine geplante Aufführung 2026 ab. Bei den Republikanern gibt es indes sogar Bestrebungen, die Kultureinrichtung in "Trump Center" umzubenennen.
Die Preisverleihungsgala soll am 7. Dezember in Washington stattfinden. Trump hat angekündigt, das Event moderieren zu wollen – als erster Präsident überhaupt. Die Show wird live im großen Sender CBS übertragen und auf Paramount+ gestreamt. (dk)














