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Transphobie
Früherer FDP-Staatssekretär Sattelberger: Transrechte im Widerspruch zu Frauenrechten
Der offen schwule FDP-Politiker Thomas Sattelberger hat offenbar genug von Trans-Rechten: In der "Emma" beklagt er, dass man sich Sorgen über einen "Bevölkerungsanteil im Promille-Bereich" macht.

Thomas Sattelberger war während der Ampel-Regierung Staatssekretär im Bildungsministerium (Bild: IMAGO / photothek)
- 25. August 2025, 13:04h 3 Min.
Der ehemalige Bildungsstaatssekretär Thomas Sattelberger (FDP) hat im Interview mit dem Magazin "Emma" (Bezahlartikel) beklagt, dass den Rechte von trans Menschen in den letzten Jahren zu viel Aufmerksamkeit geschenkt worden sei.
"Man darf nicht ausblenden, dass vor allem in den USA, aber auch in Deutschland die Debatte zum Thema Diversity Maß und Mitte verloren hat. Da ist was aus dem Ruder gelaufen", so der 76-Jährige. Als Beispiele dafür nannte er unter anderem den Leistungssport, "wo Transmänner plötzlich in US-Frauenteams antraten". Unklar ist, wen er damit meint; bislang gab es vor allem Ablehnung gegen trans Frauen in Frauenteams – und das nicht nur im Leistungssport, sondern auch im Schul- oder Unisport (queer.de berichtete). Als weitere Beispiele führte der Liberale aus, dass in Deutschland "männliche Gewalttäter nach dem Selbstbestimmungsgesetz mühelos ihr Geschlecht ändern konnten" und dass an Hochschulen "das Thema Transrechte wichtiger wurde als Frauenrechte".
Rein quantitativ werde das Thema ohnehin überbewertet: "Dabei geht es ja beim Thema 'Trans' nur um einen Bevölkerungsanteil im Promille-Bereich", so Sattelberger. "Während es beim Thema Frauen um leicht über 50 Prozent geht, also die Mehrheit der Bevölkerung."
Zum Bevölkerungsanteil von trans Personen gibt es keine gesicherten Zahlen. Laut einer Anfang des Jahres veröffentlichten Gallup-Umfrage identifizierten sich 1,3 Prozent der US-Bevölkerung als trans (queer.de berichtete). Der Anteil unter Jüngeren liegt allerdings in allen Umfragen weit höher. Queere Organisationen betonten stets, dass selbst bei einem geringeren Trans-Anteil in der Bevölkerung Diskriminierung nicht hingenommen werden dürfe.
Sattelberger: Queerfeminismus ist schuld
Sattelberger machte in dem Interview dem Queerfeminismus den Vorwurf, Frausein "zu einer Beliebigkeit" zu machen. "Frauenrechte werden von dieser Bewegung mit Füßen getreten. Und traditionelle Frauenverbände wie Terre des Femmes wurden ideologisch gedreht", so Sattelberger. Er spielt damit auf einen Konflikt um Trans-Rechte unter Mitgliedern der Stiftung an. Auch dem Deutschen Frauenrat warf er vor, sich nicht "gegengehalten" zu haben – also Trans-Rechte zu befürworten. Der Frauenrat hatte sich etwa für das Selbstbestimmungsgesetz ausgesprochen (queer.de berichtete).
Der FDP-Politiker, der sich einst als Telekom-Manager für die Frauenquote engagiert hatte, sieht Diversity-Programme in Firmen inzwischen kritisch – er sprach im Interview von einer "Diversity-Schwemme". "Aber jetzt haben wir mit Trump eine Zeitenwende", so Sattelberger. Zudem sei gendersensible Sprache für ihn eine "Manipulation": "Ich würde die Gender-Sternchen abschaffen sowie alles, was direkt oder indirekt kulturell manipuliert, auch im Umgang mit Kunden und Lieferanten."
Kritik an "Sündenbockpolitik"
Stuart Bruce Cameron, der die queere Jobmesse "Sticks & Stones" organisiert, kritisierte die Äußerungen Sattelbergers scharf: "Wenn er heute Frauenrechte gegen trans* Rechte stellt, Sprache lächerlich macht und Diversity-Trainings pauschal abwertet, dann geht das an der Realität vorbei", so der Vorstandschef der Uhlala Group bei "LinkedIn". "Trans* Personen sind eine kleine Minderheit und zugleich überproportional von Diskriminierung betroffen." Auch Frauen kämpften "immer noch mit ungleichem Lohn, mangelnder Repräsentanz und struktureller Benachteiligung". Es helfe niemandem, diese beiden Gruppe gegeneinander auszuspielen. Dies sei "Sündenbockpolitik".
Sattelberger war von 2007 bis 2012 im Vorstand der Deutschen Telekom tätig und engagierte sich insbesondere für die Frauenquote. 2014 outete er sich als schwul (queer.de berichtete). Er wurde Ende 2021 Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung (queer.de berichtete). Im Mai 2022 kündigte er "aus gesundheitlichen und privaten Gründen" den Rücktritt von diesen Ämtern an. Im August 2022 legte er auch sein Bundestagsmandat nieder. (dk)














