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Filmfestival Venedig

Queerer Mexikaner rockt den Lido

Eine rigorose Lovestory im rauen Trucker-Milieu erweist sich beim Filmfestival in Venedig als bewegendes Drama: "On the Road" dürfte der "Queer Lion" so sicher sein wie ein deutscher Kinostart.


Das Drama "On the Road" des mexikanischen Regisseurs David Pablos feierte am Donnerstag Premiere bei den Filmfestspielen in Venedig (Bild: Animal de Luz Films)

Im Vorjahr feierte die surreal sinnliche Lovestory "Queer" von Luca Guadagnino in Venedig seine Premiere. Nun folgt der nächste queere Coup aus Mexiko – und da geht es reichlich rauer zu als bei Daniel Craig.

Der renommierte Regisseur David Pablos ("The Chosen Ones") erzählt in "On the Road" vom jungen Herumtreiber Veneno (Newcomer Víctor Miguel Prieto), der sich mit schnellem Sex mit Lkw-Fahrern seinen kargen Lebensunterhalt verdient. Durch Zufall lernt er den gutmütigen Trucker Muñeco (Osvaldo Sánchez) kennen, der den Anhalter mitnimmt. Zunächst haben sich die ungleichen Männer wenig zu sagen. Doch je länger der Trip auf den einsamen Straßen, desto größer wird die Offenheit zwischen Tramp und Trucker. Das gemeinsame Koksen verbindet ebenso wie das Duschen unter Wasserflaschen.

Flucht aus dem Jungs-Harem eines Gangsters

Muñeco erweist sich als der perfekte Guide durch diese hyper-maskuline Welt. Er nimmt Veneno souverän in Schutz vor aggressiven Angriffen anderer Fahrer. Als sein Schützling sich nachts mit einem Blowjob bedanken will, reagiert sein Mentor zunächst verunsichert. Dass er später bei Frauen einige Erektionsprobleme hat, verunsichert den Macho noch ein bisschen mehr. Sein Mitfahrer hat derweil ganz andere Probleme. Ein Trucker erpresst den Jungen, verlangt erst Sex und danach Schutzgeld. Die Lage eskaliert und gerät plötzlich völlig aus dem Ruder.

Von den fatalen Ereignissen ahnt Muñeco nichts. "Darf ich dich umarmen?", fragt sein Fahrgast am Abend. Und er beginnt, aus seiner schwierigen Jugend zu erzählen. Vom Vater wird er verprügelt, weil er schwul ist. Später landet er im Jungs-Harem eines Gangsters, der die Teenager missbraucht und auch vor brutalen Morden nicht zurückschreckt. Nicht nur die Täter von damals jagen ihr junges Opfer, jener fatale Erpressungs-Zwischenfall ruft gleichfalls Rächer auf den Plan. "Gib uns den Jungen oder wir töten dich", liest der ahnungslose Muñeco in einer SMS.

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Das toxische Macho-Milieu der Trucker-Welt


Regisseur David Pablos (Bild: Adolfo Margulis)

Knallhart schildert der Liebeskrimi das toxische Macho-Milieu der Trucker-Welt. Sowie die brutale Gangster-Realität von Mexiko. "Mein Film porträtiert eine romantische Beziehung zwischen zwei Männern in einem feindseligen, gewaltgeprägten Umfeld – der Welt der Lastwagenfahrer und Autobahnen -, das von den Regeln der Heteronormativität und Hypermaskulinität beherrscht wird", beschreibt der 41-jährige Regisseur David Pablos sein bewegendes Drama. "Die Geschichte taucht ein in die emotionalen Begrenzungen der Hauptfiguren, die durch den Machismo geprägt sind, der ihr soziales und intimes Verhalten bestimmt."

Pablos weiter: "Ich halte es für essenziell, auch heute weiterhin LGBTQ+-Filme zu machen, insbesondere in einem Kontext, in dem es im mexikanischen Kino noch immer so wenige Repräsentationen gibt. Wir leben in herausfordernden Zeiten im Kampf um Sichtbarkeit, und es ist nach wie vor selten, Projekte zu finden, die das Anders-Sein aus einer intimen und ehrlichen Perspektive zeigen: mit Empathie und Respekt gegenüber den Figuren."

Newcomer Víctor Miguel Prieto erhielt seine Rolle durch Zufall

Während der erfahrene Trucker vom renommierte Darsteller Osvaldo Sánchez ("Pedro Páramo") verkörpert wird, gibt den jugendlichen Rebellen der Newcomer Víctor Miguel Prieto. Der 23-Jährige arbeitet als Elektrotechniker und kam durch Zufall zu der Rolle. Eigentlich begleitete er nur als psychologische Unterstützung seinen Partner zum Casting. Doch dann wurde er selbst für die Rolle ausgewählt. Mit seiner lässigen Leinwandpräsenz hätte er durchaus auch den Verführer von Daniel Craig in "Queer" geben können.

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"On the Road" dürfte beste Chancen auf den "Queer Lion" haben. Ein deutscher Verleih und Kinostart sind aktuell noch nicht bekannt. Wer Lust auf mexikanisches Gay-Kino hat, bekommt ab dem 9. Oktober die Chance dazu: "Fine Young Men" erzählt vom Coming-out in einer Eliteschule und der Homophobie unter den Schüler*innen. Auch dort sorgt ein Gewaltverbrechen für dramatische Entwicklungen.

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