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Weltalphabetisierungstag

"Anti­diskriminierungs­beauftragte" ist das "Wortgetüm 2025"

Mit 31 Buchstaben, elf Silben und vielen (Fremd-)Wortbestandteilen ist das Wort "Antidiskriminierungsbeauftragte" nach Ansicht einer Berliner Jury "sehr komplex und dadurch sowohl schwer lesbar als auch schwer verständlich".


Ferda Ataman ist seit Juli 2022 unabhängige Anti­diskriminierungs­beauftragte der Bundes­regierung (Bild: Kritzolina / wikipedia)

  • 9. September 2025, 06:48h 2 Min.

Zum Weltalphabetisierungstag am Montag hat eine Berliner Jury erstmals das "Wortgetüm" des Jahres bestimmt. Erwachsene mit geringer Lese- und Schreibkompetenz entschieden sich für "Antidiskriminierungsbeauftragte" – das Wort, das ihnen in jüngster Zeit als besonders sperrig, unverständlich oder hinderlich begegnet ist.

Rund 6,2 Millionen Erwachsene in Deutschland haben laut der Studie "LEO 2018" Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben. Für sie sind Amtsbriefe, Formulare oder Fachbegriffe tägliche Stolperfallen. Genau diese Erfahrungen brachte die achtköpfige Jury in die Wahl ein. Sie besteht aus Menschen mit ganz unterschiedlichen Lebenswegen, für die Lesen und Schreiben auch im Erwachsenenalter noch eine Herausforderung sind. Sie kommen aus verschiedenen Berliner Lernangeboten wie dem Lerncafe Spandau und sind teils ehrenamtlich für die Stiftung Grundbildung Berlin aktiv.

Acht Wörter in der Vorauswahl

Die Jury hat sich aus mehreren Gründen für das Wort "Antidiskriminierungsbeauftragte" entschieden. Mit seinen 31 Buchstaben, elf Silben und vielen (Fremd-)Wortbestandteilen sei es "sehr komplex und dadurch sowohl schwer lesbar als auch schwer verständlich", heißt es in einer Pressemitteilung. "Gerade für die Menschen, die von der entsprechenden Institution Unterstützung erhalten sollen, stellt das Wort also eine zusätzliche (diskriminierende) Barriere dar."

Die Mitglieder haben die acht Wörter aus der Vorauswahl intensiv geprüft, vorgelesen und engagiert diskutiert. Dabei wurde deutlich, dass viele dieser Wörter von Betroffenen als sprachliche "Türsteher" empfunden werden – sie versperren ihnen Zugänge, die anderen offenstehen.

In einem geheimen Wahlverfahren konnte jedes Mitglied zwei Wörter auswählen. Das Ergebnis war eindeutig: Das Wort "Antidiskriminierungsbeauftragte" erhielt 6 von 16 Stimmen (maximal 8 von 16 wären möglich gewesen) und setzte sich damit klar gegen die übrigen Vorschläge durch.

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Aktion will Sprachbarrieren ins öffentliche Bewusstsein rücken

Die Vorauswahl traf das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache (DWDS) auf Basis umfangreicher Korpusanalysen. Dabei wurden besonders komplexe und zwischen 2021 und 2025 häufig verwendete Begriffe identifiziert.

"Dass die Entscheidung in den Händen derjenigen liegt, die es betrifft, macht diese Auszeichnung besonders wertvoll", so die Initiator*innen der Aktion. "Mit dem Wortgetüm des Jahres wollen wir sichtbar machen, wie Sprache Barrieren schafft – und gleichzeitig ein Zeichen für Teilhabe und Selbstbestimmung setzen."

Die Aktion ist eine gemeinsame Initiative der Berliner Alpha-Bündnisse, der Stiftung Grundbildung Berlin und des DWDS an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Ihr Ziel: Sprachbarrieren ins öffentliche Bewusstsein rücken – und Betroffenen eine starke Stimme geben. Die Aktion soll ab sofort jährlich stattfinden. (cw/pm)

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