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"Together"

Mit KI: China ersetzt schwules Paar in Dave-Franco-Film

Die Zensur queerer Inhalte nimmt in China weiter zu – während chinesische Firmen im Ausland damit Geld machen.


Original und Fälschung? Von chinesischen Fans gepostete Aufnahmen aus dem Film "Together", der in Deutschland mit dem Zusatz "unzertrennlich" in die Kinos kam

  • 23. September 2025, 19:19h 3 Min.

Ein schwules Paar in einem australischen Horrorfilm wurde für die Veröffentlichung auf dem chinesischen Festland digital in ein heterosexuelles Paar verwandelt. Dieser Schritt, bei dem vermutlich KI zum Einsatz kam, markiere ein neues Niveau der Zensur, kommentiert das US-Magazin Bloomberg, das über die veränderte Fassung berichtete.

Demnach wurde in "Together", einem Thriller mit Dave Franco und Alison Brie, einer der Männer in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung durch das Gesicht einer Frau ersetzt. Die Bearbeitung, die vielen offenbar erst auffiel, nachdem Social-Media-Beiträge die veränderte Szene mit dem Original verglichen, löste laut "Bloomberg" bei den Zuschauer*innen heftige Reaktionen aus.

"Das ist respektlos gegenüber dem Originalwerk und stellt die Toleranz des Publikums erneut auf die Probe", schrieb demnach ein Nutzer auf der Filmbewertungs- und Social-Networking-Website Douban. "Sie wollen unser Geld, zeigen uns aber nicht die vollständige Version. Es ist auch respektlos gegenüber der LGBT-Community." Laut Bloomberg sei unklar, von wem die Zensur oder Selbstzensur ausging – die chinesische Filmbehörde, die Filmverleiher in den USA und China sowie der australische Regisseur hätten nicht auf Anfragen gewantwortet. Nach der zu Vorpremieren aufgetauchten Kritik sei aber der chinesische Kinostart verschoben worden.

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Zensur und Bestrafung im Inland, Jungsliebe im Ausland

2016 hatte China praktisch ein Verbot der Darstellung von Homosexualität im Fernsehen verhängt, nachdem eine BL-Serie, also eine TV-Reihe über Romanzen zwischen Jungs (Boys' Love), offenbar zu erfolgreich wurde: "Addicted" wurde noch vor dem Finale aus Streaming-Plattformen entfernt, die Hauptdarsteller durften nicht mehr zusammen auftreten (queer.de berichtete). Filme wie "Brokeback Mountain" waren zuvor schon nicht in China gezeigt worden. Später wurden etwa aus einem Harry-Potter-Film oder aus dem Freddie-Mercury-Biopic "Bohemian Rhapsody" Szenen mit Thematisierung von Homosexualität ebenso herausgeschnitten wie aus der TV-Show "Friends" (queer.de berichtete). Die EBU beendete gar nach entsprechendem Rumgeschnippel am Eurovision Song Contest die Ausstrahlung der Show in dem Land (queer.de berichtete).

In den letzten Jahren verstärkte China die Repression, entfernte etwa Grindr aus App-Stores, bestrafte Studenten für die Verteilung von Prideflaggen oder löste einzelne queere Organisationen und Zentren auf (queer.de berichtete). In diesem Früjahr wurden über Wochen hinweg mehrere dutzend Autor*innen von Danmei festgenommen – die überwiegend jungen Frauen hatten online Fantasieromane über Romanzen oder Sex zwischen Jungs oder Männern veröffentlicht.

Das Genre entstand unter anderem aus dem japanischen Yaoi-Genre, das wiederum in den letzten Jahren in Japan, Korea und Taiwan, vor allem aber in Thailand zu einem Trend zu Boys'-Love- oder queeren TV-Serien führte – ein Trend, an dem chinesische Streamingfirmen wie Tencent/WeTV oder iQIYI eifrig teilnehmen und verdienen. So wurden zur Bromance zurechtzensierte Serien wie "The Untamed" produziert, aber letztlich die meisten BL-Serien, die die Dienste für ihre Plattformen in anderen asiatischen Ländern aufkaufen oder eigens produzieren ließen, im chinesischen Inland nicht gezeigt.

Trotz der Zensurwelle mischten zuletzt auch immer mehr chinesische Produktionsfirmen an dem BL-Trend mit. So wurde im Sommer die vergleichsweise freizügige und auch inhaltlich aus manchen Rudern laufende Reihe "Revenged Love" sehr populär. Vor allem bei jungen Frauen war die in der Nähe von Shanghai gedrehte Serie äußerst beliebt – und das wohl irgendwie an der Zensur vorbei auch in China. So machte Schlagzeilen, wie Fans die Business Class eines Inlandfluges stürmten, in der einer der beiden Hauptdarsteller saß. Er wurde auch auf einem anderen Flug und bei einer Ankunft in einem Flughafen regelrecht umzingelt, bedrängt und mit absurden Fanvorwürfen wie dem, eine Freundin zu haben, belästigt.

Die große Aufmerksamkeit im Inland zu einer eigentlich dort nicht verfügbaren Serie könnte die Karriere des jungen Schauspielers noch gefährden – der (mutmaßlich auch finanzielle) Erfolg der Reihe aber auch ein Umdenken befördern. (cw)

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