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Heimkino

Bayerischer Heimatfilm mit queeren Zwischentönen

In der Dorfposse "Hundslinger Hochzeit" dreht sich alles um den Konflikt zwischen zwei Wirtshäusern. Nebenbei wird mit mehreren queeren Figuren signalisiert, dass selbst dieses Genre sich nicht mehr vor der Gegenwart verschließt.


Szene aus "Hundslinger Hochzeit": Die lesbische Bürgermeisterin Traudl (Edith Konrath, r.) ist in Peggy (Judith Riehl) verliebt (Bild: Stonewood Filme e.V.)

Deutsche Heimatfilme und queere Beziehungen schließen sich üblicherweise eher aus. Dass dies in "Hundslinger Hochzeit" (Amazon-Affiliate-Link ) anders ist, macht Christina Baumers kleine bayrische Dorfkomödie durchaus sympathisch, auch wenn die Geschichte ansonsten nicht besonders überraschend und nur mäßig lustig ist.

Die Ausgangslage ist schnell erzählt: Seit die aus Berlin zugezogene Peggy (Judith Riehl) mit ihrem Sohn Toni (Sandro Stocker) vor einem Jahr ihr Lokal "Casa Toni" eröffnet hat, hängt im oberpfälzischen Hundsling der Dorfsegen schief. Denn die ungewohnte Konkurrenz mit ihren Cocktails und vegetarischen Gerichten macht dem alteingesessenen Wirtshaus "Rosi" das Leben schwer. Als zu Beginn des Films die "Rosi"-Wirtin plötzlich stirbt, kehrt ihre Tochter Lenerl (Christina Baumer) wegen der Beerdigung aus London zurück und beschließt, ihrem überforderten Vater zu helfen. Außerdem steht der Verdacht im Raum, dass Lenerls Mutter keines natürlichen Todes gestorben sein könnte.

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Lesbische Bürgermeisterin mit Hochzeitsplänen


Poster zum Film: "Hundslinger Hochzeit" ist am 2. Oktober 2025 auf DVD und digital erschienen

Während die Dorfpolizistin zu ermitteln beginnt, macht Lenerl Peggy ein Friedensangebot. Doch als diese das ausschlägt und kurz darauf ein Sabotageakt am großen Neueröffnungsabend des "Rosi" alle Gäste vertreibt, eskaliert der Konflikt – und dies, obwohl sich Lenerl und der attraktive Sohn der Konkurrentin offensichtlich ganz sympathisch sind.

So weit, so klassisch. Hinzu kommt nun aber noch die glücksspielsüchtige Bürgermeisterin Traudl (Edith Konrath), die das Dorf mit einem Casino touristisch aufwerten will. Dass sie außerdem in Peggy verliebt ist und nur noch die richtige Gelegenheit für einen Heiratsantrag sucht, wird mit unaufgeregter Selbstverständlichkeit nebenbei erzählt. Und als überraschend auch noch Lenerls englischer Lover Liam (Ben Plunkett-Reynolds) auftaucht, entwickelt sich zwischen ihnen und Toni nach und nach ein Throuple – und ohne, dass dieses queere Treiben im Dorf irgendwen zu wundern oder stören scheint.

Dass trotz der Konflikte alle das Herz auf dem rechten Fleck haben und am Ende alles gut kommt, gehört zum Heimatfilm wie das Amen in der Kirche. Außergewöhnlich hingegen ist, dass diese heile Welt hier auch queere Menschen miteinschließt. Dies macht "Hundslinger Hochzeit" ebenso bemerkenswert wie die Entstehungsgeschichte des Films.

Viel Herzblut und einige Preise

Hauptdarstellerin Christina Baumer ist nämlich auch Regisseurin, Co-Autorin und Produzentin der kleinen Independent-Komödie, die ganz ohne Filmförderung entstand. Sie arbeitete vier Jahre daran, gründete extra einen Verein für die Finanzierung und konnte diese dennoch nur stemmen, weil viele Beteiligte ehrenamtlich mitarbeiteten. Dass der Film es Anfang des Jahres ins Kino schaffte, ist alles andere als selbstverständlich – genauso wenig wie die Preise, die er an internationalen Festivals einheimste. Beim "Hollywood Independent Filmmakers Awards Festival" gab es 2024 gar zweimal Gold, als beste Komödie und bester LGBTQ-Film.

All dies ändert leider nichts daran, dass die Story ziemlich klischiert ist, der Humor wenig subtil und die Handlung kaum Überraschungen bietet. Lokale Kritiker*innen attestierten dem Film immerhin, das Dorfleben in der Oberpfalz gut getroffen zu haben. Wie die queeren Elemente beim klassischen Heimatfilm-Publikum angekommen sind, ist hingegen nicht überliefert.

Für ein queeres Publikum wiederum sind diese Elemente dann vielleicht doch etwas zu dünn gesät, denn so richtig kommen sie erst im letzten Viertel zur Geltung. Aber immerhin: Auch in diesem Genre tut sich was. Und vielleicht inspiriert "Hundslinger Hochzeit" ja weitere Heimatfilmemacher*innen, noch etwas mehr zu wagen.

Infos zum Film

Hundslinger Hochzeit. Komödie. Deutschland 2025. Regie: Christina Baumer. Cast: Christina Baumer, Kathrin Anna Stahl, Jürgen Fischer, Sandro Stocker, Ben-Plunkett Reynolds, Marion Schieder, Walter Schuster. Laufzeit: 90 Minuten. Sprache: deutsche Originalfassung. Stonewood Film FSK 6. Erhältlich als DVD und VoD

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