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BFI London Film Festival
Eine Vorschau auf die besten queeren Filme des Jahres
Vom 8. bis 19. Oktober 2025 findet das 69. BFI London Film Festival statt. Traditionell bieten die Briten eine der höchsten Queerness-Quoten eines großen Festivals mit mehr als einem Dutzend herausragender Titel.

Szene aus "The History of Sound" (Bild: BFI)
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7. Oktober 2025, 07:51h 6 Min.
Am Mittwoch beginnt in London das 69. BFI London Film Festival. Zwölf Tage lang stehen an der Themse die Highlights aus Venedig, Toronto und Telluride auf dem Programm. Daneben gibt man neuen Filmschaffenden als Talentschuppen eine Chance. Zum Auftakt darf Daniel Craig in der Royal Festival Hall den schwulen Detektiv in "Wake Up Dead Man: A Knives Out Mystery" geben. Josh O'Connor gibt es gleich zweifach zu erleben.
Hier einige Empfehlungen aus dem umfangreichen queeren Programm:
Wake Up Dead Man: A Knives Out Mystery
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Smarte Exzentrik verspricht auch der dritte Streich des erfolgreichen Krimis mit Daniel Craig als schwulem Meisterdetektiv Benoit Blanc. Diesmal spielt der Fall in der katholischen Kirchengemeinde "Our Lady of Perpetual Fortitude" im Norden von New York. Dorthin wird der junge Pater Jud alias Josh O'Connor ("God's Own Country") versetzt, nachdem er einen Diakon geschlagen hat. Gleich nach der Ankunft nimmt er dem dubiosen Monsignore Wicks (Josh Brolin) die Beichte ab. Der Kirchenmann ist süchtig nach Selbstbefriedigung. Dann erschüttert am Karfreitag ein Mord die kleine Gemeinde mit ihren illustren Bewohner*innen. Ab 27. November bei uns im Kino, wenig später schon bei Netflix.
The History of Sound
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Noch mehr Josh O'Connor. Der smarte Brite steht gemeinsam mit "All of Us Strangers"-Darling Paul Mescal für "Moffie"-Regisseur Oliver Hermanus vor der Kamera. Erzählt wird von zwei jungen Männern, die sich während des Ersten Weltkriegs auf eine Reise begeben, um das Leben, die Stimmen und die Musik ihrer amerikanischen Landsleute aufzuzeichnen.
Twinless
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Der Publikumspreis-Gewinner von Sundance bietet eine berührende Komödie. Nachdem Romans eineiiger Zwillingsbruder das Zeitliche segnet, stolpert er in eine Selbsthilfegruppe für trauernde Zwillinge. Dort trifft er auf Dennis, der alles verkörpert, was Roman nicht ist: selbstbewusst, schwul und unterhaltsam. Die beiden freunden sich schnell an, doch bald zeigt sich, dass Dennis ein ziemlich düsteres Geheimnis hütet. Reichlich Situationskomik und visueller Einfallsreichtum wechseln sich ab mit ziemlich freizügigen Sex-Szenen. Bei uns bringt der große Verleih Sony den kleinen Film ins Kino. Starttermin aktuell noch offen.
Pillion
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Frisch aus Cannes kommt diese queere RomCom des 32-jährigen Briten Harry Lighton. Colin (Harry Melling, der Dudley aus Harry Potter) führt ein zurückgezogenes Leben, bis er eines Tages Ray (Alexander Skarsgård) begegnet, den mysteriösen Anführer eines queeren Motorradclubs. Plötzlich findet sich Colin in einer Subkultur aus Leder, Machtspielen und ungeschriebenen Regeln wieder. Zwischen den beiden entwickelt sich eine Beziehung, in der Colin sich Rays dominanter Art unterordnet. Auf dem schmalen Grat zwischen Hingabe und Selbstzweifel muss Colin entscheiden, ob er Teil dieser Welt ist. Kinostart bei uns ist im kommenden März.
100 Nights of Hero
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Julia Jackmans zweiter Spielfilm ist ein mutiges und wunderschönes Märchen, inspiriert von Isabel Greenbergs Graphic Novel. In einem Königreich lebt Cherry glücklich mit ihrem Ehemann Jerome. Doch das Paar hat noch kein Kind, was die patriarchalen Herrscher erzürnt. Als Jerome verschwindet und sein charmanter Freund Manfred mit finsteren Absichten auftaucht, spitzen sich Cherrys Probleme zu. Doch ihre loyale Zofe Hero entwickelt einen Plan. Indem sie Cherry Nacht für Nacht von rebellischen Frauen erzählt, die sich den Regeln ihrer Gesellschaft widersetzen, entfacht Hero ein Feuer in ihr, das ihr Leben für immer verändern könnte.
Christy
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Sydney Sweeney überzeugt mit einer eindrucksvollen Darstellung der queeren Boxlegende Christy Martin in dieser wahren Geschichte von Widerstandskraft und Hoffnung. Bereits als Teenager entfachte Martin im Boxsport ein Feuerwerk, erlangte Ruhm, Reichtum und Kultstatus als erfolgreichste Boxerin der 1990er Jahre. Doch jenseits des Rings kämpfte sie um ihr eigenes Überleben. Eine packende Hommage an eine außergewöhnliche Wegbereiterin, deren Leben nun auf der Leinwand neu erstrahlt.
At the Place of Ghosts

Szene aus "At the Place of Ghosts", ein Trailer wurde noch nicht veröffentlicht (Bild: BFI)
In Bretten Hannams übernatürlichen Thriller kehren die Geister der Vergangenheit zurück, um zwei Brüder zu verfolgen. Mise'l und Ante haben sich im Erwachsenenalter auseinandergelebt, müssen sich jedoch wieder zusammenschließen, als eine übernatürliche Präsenz, die sie längst für begraben hielten, sie und ihre Lieben bedroht. Als sie sich auf eine Reise durch einen alten Wald begeben, prallen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft aufeinander.
A Useful Ghost
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Als die verstorbene Nat als Staubsauger zurückkehrt, hoffen ihre wütenden Schwiegereltern, dass sie sie einfach nur ausstecken müssen. Aber Nat geht nirgendwo hin. Mit höchst unkonventionellen Methoden macht sie sich daran, sich als "nützlicher" Geist zu beweisen. Das schräge Drama ist sowohl eine Untersuchung der komplexen Geschichte Thailands als auch ein Stück purer Camp-Kunst.
Maspalomas
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Vicente ist 76 Jahre alt und genießt sein Leben auf Gran Canaria, nachdem er sich von dem Mann getrennt hat, für den er seine Frau und seine Tochter verlassen hatte. Doch nach einem Schlaganfall findet er sich in einem Pflegeheim wieder, unterdrückt seine Sexualität und muss sich wieder verstecken. Aber muss er wirklich?
She's the He
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"She's the He" ist eine Gender-Swap-Komödie mit einer überwiegend trans, nichtbinären und queeren Besetzung: Es ist die letzte Schulwoche und die besten Freunde Alex und Ethan haben einen Plan ausgeheckt, um die Leute davon zu überzeugen, dass sie nicht schwul sind, indem sie vorgeben, sich als trans zu outen. Als sie sich auf diesen hirnrissigen Plan einlassen, beginnt Ethan zu begreifen, dass es vielleicht doch keine Vortäuschung ist. "She's the He", so verspricht das Festival, ist ein stolzer Mittelfinger gegenüber einer Zeit transphober Panik.
Fucktoys

Szene aus "Fucktoys" (Bild: BFI)
Für ihr Debüt liefert Annapurna Sriram einen fröhlichen Queer-Bubblegum-Grindhouse-Film auf wunderschönem 16-mm-Film. AP dreht durch. Hellseher haben ihr vorausgesagt, dass sie verflucht ist, und der einzige Ausweg besteht darin, tausend Dollar zu zahlen und ein Lamm zu schlachten. Während sie durch die Straßen von Trashtown fährt und dabei auf Gewalt, Sex und Liebe trifft, ist der Geist von John Waters nie weit entfernt. Camp, trashig, geschmacklos. Den Trailer kann man hier anschauen, das prüde YouTube lässt eine Einbindung leider nicht zu.
Enzo
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Enzo, ein Teenager aus wohlhabender Familie, entzieht sich den Erwartungen seiner Klasse, indem er die Schule abbricht und eine Lehre als Bauarbeiter beginnt. Enzo fühlt sich in der eleganten Villa seiner Familie fehl am Platz und von seinen Altersgenossen entfremdet. Er fühlt sich zu seinem Kollegen Vlad hingezogen, der aus der Ukraine stammt. Angetrieben von der jugendlichen Energie des Newcomers Eloy Pohu, ist Enzo eine perfekte Mischung aus sozialem Engagement und verführerischer Sinnlichkeit.
Love Me Tender
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Clémence gab ihren Job als Anwältin und ihre Ehe auf, um zu schreiben und sich mit Frauen zu verabreden. Als ihr Ex-Mann das alleinige Sorgerecht für ihren Sohn beansprucht, weigert sich Clémence, Kompromisse einzugehen. Anna Cazenave Cambet adaptiert den Bestseller von Constance Debré und schafft ein selbstbewusstes, komplexes und tief bewegendes Drama über die heimtückische Gewalt der moralischen Ordnung gegenüber Frauen.
The Chronology of Water
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Basierend auf den Memoiren der Schwimmerin und Schriftstellerin Lidia Yuknavitch bietet das Regiedebüt von Kristen Stewart eine kompromisslose Darstellung von Liebe, Trauma und künstlerischem Selbstausdruck. Erzählt wird von Kindesmissbrauch, erster Liebe, Sucht und Trauer. Und von der Entdeckung von SM, die Lidia hilft, ihre Dämonen zu bekämpfen.
Peter Hujar's Day
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Nach "Passages" steht Ben Whishaw erneut für Ira Sachs vor der Kamera. Erzählt wird die Geschichte des Fotografen Peter Hujar und seiner Freundin Linda (Rebecca Hall) im New York der 1970er Jahre. Eine intime Charakterstudie und zugleich eine Ode an die Kunst und Freundschaft. Leider darf Ben Whishaw nicht so viel Champagner süffeln wie in "Black Dove".
Links zum Thema:
» Homepage BFI London Film Festival
Mehr queere Kultur:
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In der deutschen Heimat verschmäht, wurde Roland Emmerich zu einem der erfolgreichsten Hollywood-Regisseure, die Doku beleuchtet die Karriere und auch seine anfangs versteckte Homosexualität.
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