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Kulturkampf
Bundesverband Queere Bildung besorgt über Verdrängung von geschlechtergerechter Sprache
Geschlechtergerechte Sprache wird an Schulen und Behörden vermehrt untersagt. Der Bundesverband Queere Bildung warnt vor negativen Auswirkungen dieser Verbotspolitik.

Viele Konservative würden gerne die Uhren bei geschlechtsinklusiver Sprache wieder zurückdrehen (Bild: Mattel Deutschland)
- 8. Oktober 2025, 13:09h 2 Min.
Der Bundesverband Queere Bildung kritisiert den Kulturkampf gegen geschlechtegerechte Sprache. Man beobachte "mit Sorge und fachlicher Kritik, dass geschlechterinklusive Formulierungen wieder zunehmend aus öffentlichen Institutionen und Schulen verdrängt werden sollen", teilte der 2014 in Köln gegründete Dachverband am Dienstag mit. In einem Positionspapier (PDF) stellt er seine Position kurz vor und geht auf Kritik an Gendersprache ein.
Die niedersächsische Grundschullehrerin Franziska Fahl, die im Vorstand des Verbandes sitzt, begründete den Kampf für geschlechtergerechte Sprache mit den Worten: "Kein Mensch sollte erleben müssen, am eigenen Arbeits- oder Lernort mit dem falschen Geschlecht angesprochen zu werden." Schulen seien außerdem Orte, an denen junge Menschen einen kompetenten, positiven Umgang mit gesellschaftlicher Vielfalt lernen. "Wenn Landes- und Bundesministerien versuchen, sprachlich zu unterbinden, dass über geschlechtliche Vielfalt gesprochen wird, untergräbt das den pädagogischen Auftrag der Institution Schule", so Fahl. Dieser Kulturkampf schüre außerdem Verunsicherung bei denjenigen, die sich bemühen, alle Schüler*innen und Lehrkräfte "gleichermaßen respektvoll anzusprechen".
"Schaffen Sie Rahmenbedingungen für eine respektvolle Sprache"
Das Positionspapier formuliert konkrete Forderungen an die Entscheidungsträger*innen. Dazu zählt etwa: "Schaffen Sie Rahmenbedingungen für eine respektvolle Sprache – überall, und unabhängig vom Geschlecht" oder "Wirken Sie daran mit, die bestehenden Rahmenbedingungen – etwa amtliche Sprachleitfäden – geschlechterinklusiv weiterzuentwickeln". Dabei solle auch die "Lebenswelt-Expertise queerer Menschen" einbezogen werden.
Gleichzeitig stellte der Bundesverband fest, dass es "Zeit und Übung" erfordere, sich an neue Anredeformen und Pronomen zu gewöhnen. Allerdings habe geschlechtergerechte Sprache über die rein sprachliche Ebene positive Auswirkungen, "z.B. auf Geschlechtergerechtigkeit bei der Berufswahl".
Zuletzt gab es vermehrt Angriffe auf geschlechtergerechte Sprache aus der Politik. In mehreren Ländern wurden etwa Gendersternchen an Schulen oder in Behörden verboten, sogar staatliche Verbote im öffentlich-rechtlichen Rundfunk werden diskutiert, etwa in Hessen (queer.de berichtete).
Mit dem Regierungswechsel im Frühjahr rief auch die Bundesregierung einen sprachlichen Kulturkampf aus: Das CDU-geführte Digitalministerium erklärte etwa im August, dass jetzt Gendern in allen Bundesministerien verboten sei (queer.de berichtete). Mehrere SPD-geführte Ministerien widersetzten sich aber dem Verbot (queer.de berichtete). (dk)













