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Berlin
Homophobes Mobbing an Rütli-Schule: Bildungsverwaltung versagt erneut
Der Ehemann eines schwulen Lehrers am Campus Rütli in Berlin-Neukölln berichtet über monatelanges Mobbing gegen ihn – doch die Behörde von CDU-Schulsenatorin Katharina Günther-Wünsch will nicht mal mit ihm reden.

Ein neuer Fall von queerfeindlichem Mobbing an einer Berliner Schule setzt Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) unter Druck (Bild: SenBJF / Koroll)
- 9. Oktober 2025, 07:12h 4 Min.
Der Ehemann eines schwulen Lehrers am Campus Rütli in Berlin-Neukölln kritisiert die mangelnde Bereitschaft, mit ihm über monatelange Mobbingerfahrungen zu reden, die er nach eigenen Angaben gemacht hat. Ein für Dienstag geplantes Gespräch zwischen ihm, der Schulleitung und der Schulaufsicht sei kurzfristig abgesagt worden. "Ich wurde darüber überhaupt nicht informiert, sondern habe die Absage nur durch meinen Mann erfahren", sagte er der Deutschen Presse-Agentur und machte dafür die Bildungsverwaltung verantwortlich.
Zuvor hatte der "Tagesspiegel"-Newsletter "Checkpoint" darüber berichtet. An dem Gespräch sollte auch der Queerbauftragte des Berliner Senats, Alfonso Pantisano (SPD), teilnehmen. "Er hatte auf meine Bitte hin in dem Fall vermittelt", sagte der Mann, der von wiederholtem Mobbing gegen ihn berichtet hatte, unter anderem durch nächtliche anonyme Anrufe und ein Schreiben mit obszönen Beleidigungen im Briefkasten des Paares.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt inzwischen – und geht davon aus, dass die Verantwortlichen unter den Schüler*innen am Campus Rütli zu suchen sind (queer.de berichtete).
Kritik an abgesagtem Treffen
"Mit mir als Hauptgeschädigtem wird überhaupt nicht mehr gesprochen. Ich werde völlig aus der Kommunikation herausgenommen", kritisierte er. Stattdessen sei ein Treffen ohne ihn – und ohne den Queerbeauftragten – geplant. "Zur schwulenfeindlichen Gewalt der jugendlichen Täter kommt nun noch die strukturelle Gewalt dazu." Günther-Wünsch müsse von ihrem Amt zurücktreten, sagte der betroffene Lehrer-Ehemann gegenüber "Correctiv".
Die Bildungsverwaltung von Senatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) teilte auf dpa-Anfrage mit, sie habe kein Gespräch mit dem Queerbeauftragten untersagt. Das stehe ihr auch gar nicht zu. "Im Übrigen steht der Ehemann in keinem dienstlichen Verhältnis zur Bildungsverwaltung und ist auch formell kein Mitglied der Schulgemeinschaft."
Die Senatsverwaltung habe vielmehr im Rahmen ihrer Fürsorgepflicht ein Gespräch mit der am Campus Rütli beschäftigten und offenkundig ebenfalls von Diskriminierung betroffenen Lehrkraft anberaumt.
Bildungsverwaltung betont Bereitschaft zur Aufklärung
Nach eigenen Angaben hat die Bildungsverwaltung erst durch Presseanfragen und entsprechende Berichterstattung von den Mobbingvorwürfen erfahren und sich um Aufklärung bemüht.
"Im Zuge dessen musste festgestellt werden, dass der Sachverhalt unter Berücksichtigung der Betroffenheit der Lehrkraft durch Schulleitung und regionale Schulaufsicht bislang noch nicht zufriedenstellend bearbeitet wurde." Vor diesem Hintergrund finde das anberaumte Gespräch mit der Lehrkraft statt.
Der neue Mobbing-Fall wird unterdessen am Donnerstag auf Initiative von Grünen und Linken das Berliner Abgeordnetenhaus beschäftigen. "Die Bildungssenatorin und die Schulverwaltung müssen endlich offen mit dem Problem umgehen und die Betroffenen unterstützen", forderte Klaus Lederer, Sprecher für Queerpolitik der Linksfraktion. "Betroffene müssen Hilfe von der Schulverwaltung erhalten, statt als Störung des Betriebsfriedens behandelt zu werden." Louis Krüger, Sprecher für Schulpolitik und kulturelle Jugendbildung der Grünen-Fraktion, sprach sich für ein "systematisches Monitoring von queerfeindlicher Diskriminierung an Schulen" aus. Es handele sich um ein strukturelles Problem und nicht nur um Einzelfälle.
Rütli-Schule hat vor Jahren schon Schlagzeilen gemacht
Die Rütli-Schule in Neukölln, die heute Campus Rütli heißt, machte bereits 2006 bundesweit negative Schlagzeilen und wurde damals zum Symbol für das Versagen des Schulsystems. Lehrkräfte schrieben einen Brandbrief über die aus ihrer Sicht unhaltbaren Zustände, die das Unterrichten teilweise unmöglich machten. Nachdem jahrelang viel Geld investiert und neues Personal eingestellt wurde, galt die Schule später als Vorzeigeprojekt.
Der neue Fall erinnert außerdem an den des schwulen Lehrers Oziel Inácio-Stech an der Carl-Bolle-Grundschule in Berlin-Moabit (queer.de berichtete). Er wurde nach eigenen Angaben wegen seiner Homosexualität monatelang von Schüler*innen gemobbt, beschimpft und beleidigt und berichtete, muslimische Schulkinder hätten über ihn gesagt, er werde "in der Hölle landen". Er hatte sich deswegen an die Öffentlichkeit gewandt. Über seinen Fall war seit dem Frühjahr ausgiebig berichtet worden. Dabei gab es auch viel Kritik an Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU), der Vertuschung von Queerfeindlichkeit vorgeworfen wird (queer.de berichtete). (cw/dpa)














