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Weltgesundheitsgipfel
Kampf gegen HIV & Co.: Deutschland sagt eine Milliarde Euro zu
Für den globalen Kampf gegen Infektionskrankheiten wie HIV und Tuberkulose stellt die Bundesregierung in den nächsten drei Jahren eine Milliarde Euro bereit – viel zu wenig, kritisiert u.a. die Deutsche Aidshilfe.

Die SPD-Politikerin Reem Alabali Radovan ist seit Mai 2025 Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (Bild: Bundesregierung / Steffen Kugler)
- 13. Oktober 2025, 05:59h 4 Min.
Die Bundesregierung stellt in den nächsten drei Jahren eine Milliarde Euro für den globalen Kampf gegen tödliche Infektionskrankheiten wie HIV und Tuberkulose bereit. Es handle sich nicht nur um "ein Gebot der Menschlichkeit, sondern auch ein Gebot der Vernunft", erklärte Entwicklungsministerin Reem Alabali Radovan (SPD) am Sonntag in Berlin zum Starts des jährlichen Weltgesundheitsgipfels in der Hauptstadt.
Laut Entwicklungsministerium fließt das Geld an den bereits 2002 von der internationalen Gemeinschaft ins Leben gerufenen Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria. Er gilt als eine der zentralen Initiativen zur Pandemiebekämpfung und Verbesserung der Gesundheitsversorgung weltweit. Nach eigenen Angaben investierte er bisher rund 70 Milliarden Euro in 100 Ländern. Aktuell läuft die achte Wiederauffüllrunde, bei der Gebende neue Mittel zusagen können.
Zuletzt stellte Deutschland 1,3 Milliarden Euro bereit
Die Zusage der Bundesregierung bedeutet eine Kürzung gegenüber den deutschen Beiträgen in der vorherigen Wiederauffüllrunde 2022, bei der die Bundesrepublik nach Angaben des Fonds 1,3 Milliarden Euro bereitstellte. Das Aktionsbündnis gegen AIDS kritisierte das am Sonntag scharf. Deutschland habe mit der Mittelkürzung um 23 Prozent oder fast ein Viertel eine "Chance vertan", erklärte Vorstandsmitglied Sylvia Urban dazu: "Die Kürzungen kommen in einem höchst prekären Moment."
Lob für die Bundesregierung kam dagegen von US-Techmilliardär Bill Gates. Dessen Stiftung gilt als weltweite größte Privatstiftung und unterstützt Gesundheits- und Entwicklungsprogramme weltweit. Sie fördert auch den Globalen Fonds. Er sei "unglaublich dankbar" für den deutschen Beitrag, sagte Gates dem "Tagesspiegel" laut Mitteilung von Sonntag. Dieser zeuge unter anderem von "strategischer Weitsicht".
2024 starben 630.000 Menschen an HIV
HIV beziehungsweise Aids, Tuberkulose und Malaria gelten als die drei tödlichsten Infektionskrankheiten der Menschheit. Allein an HIV starben laut Weltgesundheitsorganisation WHO bisher geschätzt mehr als 44 Millionen Menschen, 2024 waren es schätzungsweise 630.000. An Tuberkulose sterben jedes Jahr 1,5 Millionen Menschen, was sie zur tödlichsten Krankheit überhaupt macht. Dazu kommen der WHO zufolge etwa schätzungsweise 600.000 jährliche Todesfälle durch Malaria.
Nach eigenen Angaben arbeitet der Fonds erfolgreich, die Zahl der durch die drei Krankheiten verursachten Todesfälle in Partnerstaaten sank um 63 Prozent. Durch finanzielle Kürzungen durch Regierungen in der Entwicklungszusammenarbeit sowie weiterer Probleme – etwa Kriege und das Entstehen von Resistenzen bei Malariaerregern – würden diese Erfolge aber bedroht. Das Jahr 2025 sei ein "Wendepunkt", erklärte er.
Alabali Radovan sprach mit Blick auf die Beiträge aus Deutschland von einem wichtigen Zeichen. "Trotz der schmerzhaften Haushaltskürzungen und trotz des enormen Spardrucks im Ministerium ist es uns gelungen, eine Milliarde Euro für den weltweiten Gesundheitsschutz bereitzustellen", erklärte die Ministerin mit Blick auf Einsparungen im Bundeshaushalt. Der Etat des Entwicklungsministeriums soll künftig weiter schrumpfen.
DAH: "Die globale HIV-Pandemie kann schnell wieder aufflammen"
Das Aktionsbündnis gegen AIDS verwies insbesondere auf Finanzlücken durch die von der Trump-Regierung vorgenommenen Einschnitte bei der US-amerikanischen Entwicklungshilfe, die das internationale Hilfssystem massiv unter Druck setzten. "Um eine Katastrophe zu verhindern, müssten andere zahlungskräftige Länder die Finanzierungslücken durch den Rückzug der USA schließen. Doch Deutschland tut das Gegenteil", erklärte Urban.
Nach Ansicht von Silke Klumb, Geschäftsführerin der Deutschen Aidshilfe (DAH), werden Versorgungsstrukturen, die in über 40 Jahren aufgebaut wurden, "nun leichtfertig zerstört". Erfolge gegen HIV und andere Infektionserkrankungen seien nur möglich, wenn die Programme in Kooperation mit den Communitys entwickelt und umgesetzt werden. "Die Welt hat noch nicht begriffen, welche Gefahr durch den Kahlschlag droht", warnte Klum. "Die globale HIV-Pandemie kann schnell wieder aufflammen – im schlimmsten Fall wieder mit massenhaften Todesfällen. Das dürfen wir nicht zulassen!"
Weltgesundheitsgipfel am Sonntag eröffnet
Der Weltgesundheitsgipfel wurde am Sonntag mit einer Rede von Radovan eröffnet. Mehr als 4.000 Expert*innen aus dem In- und Ausland diskutieren auf der Konferenz über Fragen der globalen Gesundheitsversorgung. Der diesjährige Kongress steht unter dem Motto "Verantwortung für Gesundheit in einer sich fragmentierenden Welt".
Vertreter*innen aus Politik, Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft nehmen teil. Auch Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) sowie Umweltminister Carsten Schneider (SPD) wurden erwartet. Zu den Themen des dreitägigen Gipfels zählen die Vorbereitung auf Pandemien, die Folgen des Klimawandels und die Digitalisierung im Gesundheitssektor. (cw/AFP)














