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Frauen- und Queerfeindlichkeit
Nigeria: Anglikaner spalten sich von der Kirche von England ab
Nach der Ernennung einer queerfreundlichen Bischöfin an die Spitze der Church of England trennen sich die Nigerianer nun auch von der Mutterkirche.

Henry Ndukuba und Sarah Mullally führen die Anglikaner in Nigeria und England mit sehr unterschiedlichen Glaubensauffassungen (Bild: Church of Nigeria Anglican Communion, Neil Turner / Lambeth Palace)
- 14. Oktober 2025, 17:24h 3 Min.
Der Primas der Church of Nigeria, Erzbischof Henry Ndukuba, hat in der vergangenen Woche erklärt, dass seine anglikanische Glaubensgemeinschaft alle "spirituellen Verbindungen" zur Church of England aufgebe und deren Führung nicht weiter anerkenne.
Die vermutlich zweitgrößte anglikanische Kirche nach der Mutterkirche, die sehr schwankenden Schätzungen zufolge zwischen zehn und 20 Millionen Gläubige umfassen soll, bezeichnete die Berufung von Sarah Mullally zur Erzbischöfin von Canterbury Anfang des Monats als Beweis für einen "zunehmenden moralischen und theologischen Niedergang" innerhalb der Führung der Anglikanischen Kirchengemeinschaft. Das gelte sowohl für ihre Wahl – die frühere Bischöfin Londons ist die erste weibliche Besetzung des Postens – als auch für ihre Unterstützung der Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften.
Die Stellung der Erzbischöfin ist für die Weltkirche nur mit Einschränkungen der des Papstes in der Katholischen Kirche vergleichbar – primär ist Mullally für die Church of England zuständig, deren formales Oberhaupt zudem König Charles III. ist. Dennoch ist die Ernennung für die nigeranische Kirche zuviel. In der Stellungnahme heißt es, man ermutige "alle treuen Brüder und Schwestern in der Kirche von England, die die Verirrung namens gleichgeschlechtliche Ehe und andere gottlose Lehren konsequent abgelehnt haben". Die Church of Nigeria werde sich weiter an traditionellen Bewegungen innerhalb der Kirche im Rahmen der Global Anglican Future Conference (GAFCON) orientieren.
Abspaltungen und Hetze
Erst im August hatten die nigerianischen Anglikaner die Beziehungen zur Church of Wales eingefroren, nachdem diese erstmals eine Frau und eine lesbische Geistliche zur Erzbischöfin gemacht hatte (queer.de berichtete). Bereits 2003 kam es zu einem größeren Bruch mit den US-Anglikanern, nachdem die damals dort Episkopalkirche genannte Glaubensgemeinschaft mit Gene Robinson erstmals einen schwulen Geistlichen zum Bischof ernannt hatte. In Folge unterstützte die Church of Nigeria mehrere US-Abspaltungen mit Verbindungen zur eigenen Kirche, die teils von Nigerianern gegründet und geleitet wurden.
Nachdem die Anglican Church in North America (ACNA), die zwischenzeitlich erfolgte Vereinigung der US-Episkopalkirche mit der Anglikanischen Kirche von Kanada, 2021 Richtlinien zum pastoralen Umgang mit queeren Menschen erließ, hatte Nigerias Erzbischof Ndukuba gesagt: "Das tödliche 'Virus' der Homosexualität hat die ACNA infiltriert. Es ist wie ein Hefepilz, der dringend und radikal ausgerottet und entfernt werden muss, damit er nicht den ganzen Teig befällt." Der damalige Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, hatte die Stellungnahme deutlich kritisiert: "Ich bin mit dieser Sprache überhaupt nicht einverstanden und verurteile sie. Sie ist inakzeptabel. Sie entmenschlicht die Menschen, von denen in dieser Erklärung die Rede ist." (cw)














