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"Woke-Welle"

Oliver Pocher ist sauer, weil er sich nicht über Homo­sexuelle lustig machen "darf"

In einem ausführlichen Interview beklagt sich Komiker Oliver Pocher darüber, dass er sich über viele Dinge nicht mehr lustig machen dürfe – anders als Komiker mit dunklerem Teint.


Oliver Pocher, hier bei einem Auftritt in Erfurt, fühlt sich durch den woken Zeitgeist eingeschränkt (Bild: IMAGO / pictureteam)
  • 20. Oktober 2025, 12:17h 3 Min.

Der Kölner Komiker Oliver Pocher hat im Podcast "{ungeskriptet} by Ben" beklagt, dass er angeblich keine Witze mehr über Schwule, Schwarze und Frauen machen dürfe: "Ich darf mich nur noch lustig machen über heterosexuelle Weiße, das war es schon. Frauen – schwierig. Homosexuelle – schwierig", erklärte der 47-Jährige. Früher habe er über viele seiner Gags kaum nachdenken müssen. So gut wie alles sei durchgegangen – und "genauso muss es ja auch mehr oder weniger sein".

Komiker mit schwarzer Hautfarbe dürften sich hingegen in Deutschland heutzutage über alles lustig machen, beklagte er weiter. "Aber in dem Moment, in dem ich Migrationshintergrund habe, kann ich alles raushauen, was [ich] will", so Pocher. Das sei "purer Rassismus". "Die dürfen sagen: Wir sind schwarz, ich hab einen Riesen-Pimmel." Diese Komiker dürften unter anderem behaupten, dass Deutsche nicht tanzen könnten.

"Leute wollen jetzt keine Regenbogenfahne beim Rewe mehr sehen"

Pocher erklärte weiter, dass sich der Wind gerade drehe: "Die Woke-Welle ist jetzt durchschwommen", sagte er: "Leute wollen jetzt keine Regenbogenfahne beim Rewe mehr sehen." Zudem wolle "keiner" Gendern hören oder "gleichgeschlechtliche Toiletten" (sic) sehen. "Da muss man einfach die Mehrheit anerkennen. Die wollen das nicht."

Insbesondere ältere männliche Komiker oder Moderatoren haben in den letzten Jahren die Veränderungen in Deutschland beklagt. Thomas Gottschalk (75) kritisierte letztes Jahr etwa in seinem neuen Buch, wie sich die Welt entwickelt habe (queer.de berichtete). Dieter Hallervorden (90) und Jürgen von der Lippe (77) arbeiteten sich unter anderem an der geschlechtergerechten Sprache ab.

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Pocher seit über einem Vierteljahrhundert im TV

Oliver Pocher kennt das TV-Geschäft seit den späten Neunzigerjahren: Seinen ersten Comedy-Auftritt hatte er 1998 in der Nachmittagstalkshow "Bärbel Schäfer". Obwohl das Publikum ihn auspfiff, setzte er seinen Auftritt fort. Später moderierte er unter anderem "Rent a Pocher" (2003-2006) auf ProSieben. Harald Schmidt versuchte ihn 2007 in der Sendung "Schmidt & Pocher" zu einem neuen Late-Night-Moderator aufzubauen, was aber scheiterte. Zuletzt arbeitete er für RTL in Shows wie  "Jauch gegen …", "Der König der Kindsköpfe" und "Pocher & Papa auf Reisen".

Immer wieder sorgte er für Kontroversen – auch schon lange bevor das Wort "Woke" in Deutschland geläufig war: 2005 empfahl Pocher etwa in der Unterhaltungssendung "Wetten, dass..?" einer Zuschauerin etwa eine Schönheitsoperation. Er wurde deshalb zur Zahlung von Schmerzensgeld verurteilt. Ihm wurde in seiner Karriere auch wiederholt Doxing oder Rassismus vorgeworfen – etwa 2014, als er mit einem als rassistisch kritisierten Witz über Kanye West und Kim Kardashian für einen Eklat auf dem Wiener Opernball sorgte, über den sogar US-Medien berichteten. (cw)

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