https://queer.de/?55518
Dating-Fallen
Drei Jugendliche nach homophoben Attacken in Lüneburg angeklagt
In Lüneburg wurden Ende 2024 zwei Männer, darunter der Schatzmeister der Jungen Union, bei offenbar schwulenfeindlichen Übergriffen schwer verletzt. Nun wurde gegen drei jugendliche Tatverdächtige Anklage erhoben.

Der Prozess vor dem Amtsgericht Lüneburg soll voraussichtlich "nach dem Jahreswechsel" beginnen (Bild: IMAGO / imagebroker)
- 22. Oktober 2025, 10:36h 3 Min.
Im Dezember vergangenen Jahres soll eine Gruppe junger Männer den schwulen Schatzmeister der Jungen Union Lüneburg in einen Hinterhalt gelockt und brutal zusammengeschlagen haben . Nur einen Tag später kam es zu einem weiteren Überfall auf einen anderen homosexuellen Mann – die Vorgehensweise war nahezu identisch. Beide Opfer waren über eine Dating-App an abgelegene Orte gelockt worden. Nun hat die Staatsanwaltschaft Lüneburg Anklage gegen drei Tatverdächtige erhoben.
Der Fall sorgte landesweit für Aufsehen. Zum einen, weil eines der Opfer ein junger Nachwuchspolitiker war. Zum anderen, weil der 24-Jährige den Verdacht äußerte, gezielt wegen seiner Homosexualität attackiert worden zu sein. Er hatte sich über eine Dating-App mit einem vermeintlichen Treffen auf einem Schulhof im Stadtteil Kaltenmoor verabredet – doch statt eines Dates wartete dort ein Schlägertrupp. Die Täter, so das Opfer, hätten augenscheinlich Migrationshintergrund gehabt. Als mögliches Motiv nannte er "Hass auf Homosexuelle" (queer.de berichtete).
Nur einen Abend später kam es wenige Meter entfernt zu einem ähnlichen Angriff auf einen 37-jährigen Mann. Auch er war über eine Dating-App in die Falle gelockt worden (queer.de berichtete). Beide Opfer erlitten schwere Gesichtsverletzungen, mussten mehrfach operiert werden und sollen mit einem Messer bedroht worden sein. Zu den Aussagen des zweiten Opfers äußerten sich die Ermittlungsbehörden bislang nicht.
Drei von maximal sechs Tatverdächtigen identifiziert
Nach intensiven Ermittlungen konnten drei Tatverdächtige identifiziert werden – zwei damals 15-jährige und ein 14-jähriger Jugendlicher. Bei Wohnungsdurchsuchungen stellten die Ermittler*innen mehrere Handys sicher; auf mindestens einem Gerät fanden sie ein Video, das eine der Taten zeigt. "Wir gehen davon aus, dass weitere Personen beteiligt waren", sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Jan Christoph Hillmer gegenüber der "Landeszeitung". Diese seien bislang jedoch nicht ermittelt worden. Nach aktuellem Stand geht die Staatsanwaltschaft inzwischen von höchstens sechs beteiligten Personen aus.
Die Anklage wirft den Jugendlichen vor, "eine andere Person mittels eines gefährlichen Werkzeugs, mittels eines hinterlistigen Überfalls und mit einem anderen Beteiligten gemeinschaftlich körperlich misshandelt und an der Gesundheit geschädigt zu haben", so Gerichtssprecherin Sandra Rohwer-Spohr. Des Weiteren werde ihnen zur Last gelegt, "eine Bildaufnahme, die die Hilflosigkeit einer anderen Person zur Schau stellt, unbefugt hergestellt zu haben und dadurch den höchstpersönlichen Lebensbereich der abgebildeten Person verletzt zu haben".
Prozessbeginn wohl erst 2026
Da die Verdächtigen minderjährig sind, hätte der Prozess nach Jugendstrafrecht eigentlich zeitnah folgen sollen. Doch die Ermittlungen zogen sich über Monate hin, da immer neue Spuren und Hinweise ausgewertet werden mussten. Die Anklage liegt inzwischen dem Amtsgericht vor und wird nun geprüft, anschließend erhält die Verteidigung Einsicht in die Unterlagen. Mit einem Prozessbeginn rechnet das Gericht voraussichtlich "nach dem Jahreswechsel". (cw)











