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Berlin
SchwuZ schließt im November
Der traditionsreiche queere Club steht vor dem Aus. Nach monatelanger Suche nach Investor*innen sieht sich das Team gezwungen, den Betrieb einzustellen – die letzte Party gibt es am 1. November.

Das SchwuZ in besseren Zeiten. Das Team hatte steigende Kosten, ein verändertes Ausgehverhalten und den strukturellen Nachhall der Pandemie als Gründe für die Schwierigkeiten des Clubs angegeben (Bild: Guido Woller)
- 23. Oktober 2025, 22:27h 3 Min.
- Zu Update springen: Grüne geben Kai Wegner die Schuld (24.10.)
Der queere Berliner Club SchwuZ muss nach fast fünf Jahrzehnten aus finanziellen Gründen schließen. Nach monatelangen Gesprächen "mit potentiellen Investor*innen hat sich keine Partei gefunden, die das SchwuZ im jetzigen Zustand übernehmen und weiterführen möchte", teilten die Betreiber*innen am Donnerstagabend in sozialen Netzwerken mit. "Wir haben alles versucht, doch am Ende hat es nicht gereicht."
Liebe SchwuZ-Community. Diese Zeilen zu schreiben fällt uns unglaublich schwer. Leider müssen wir euch mitteilen, dass...
Posted by SchwuZ Queer Club on Thursday, October 23, 2025
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Trotz intensiver Bemühungen habe niemand die nötigen Mittel aufbringen können, hieß es weiter. Nun wolle das Team die verbleibenden Wochen nutzen, "um noch einmal zusammenzukommen. Um zu tanzen, zu lachen, zu weinen und Erinnerungen zu teilen".
Die letzte Party ist für den 1. November geplant. Der Abschied solle zugleich ein Dankeschön an alle sein, "die mit so viel Herzblut, Kreativität und Ausdauer dieses Abenteuer Namens SchwuZ seit 1977 möglich gemacht haben".
Im Sommer Insolvenz angemeldet
Das SchwuZ hatte Ende Juli Insolvenz angemeldet (queer.de berichtete). Damals hieß es, man habe die Reißleine ziehen müssen, bevor die Zahlungsunfähigkeit eintrete. Trotz Sparmaßnahmen und struktureller Veränderungen sei die wirtschaftliche Lage ernster als erwartet gewesen. Zuletzt hatte der Trägerverein noch mit einer Spendenkampagne versucht, 300.000 Euro für eine Rettung zusammenzubekommen (queer.de berichtete). Bereits im Mai hatte die Einrichtung einem Drittel der Belegschaft aus damals rund 100 Beschäftigten gekündigt.
Das traditionsreiche "Schwulen-Zentrum", einst in Schöneberg gegründet und seit rund zwölf Jahren in der ehemaligen Kindl-Brauerei in Neukölln beheimatet, war seit 1977 ein zentraler Ort der queeren Szene – und auch Prominente wie Rosenstolz nutzten es zwischenzeitlich als Probenräume oder traten dort zuletzt für TV-Konzerte auf. Aus der Homosexuellen Aktion Westberlin heraus gegründet war das Zentrum zunächst in einer Fabriketage in Schöneberg untergebracht, bis es Ende der Achtzigerjahre in die Hasenheide an den Kreuzberger Südstern zog. Ab 1995 war es, damals zusammen mit dem Schwulen Museum, am Mehringsdamm 61 ebenfalls in Kreuzberg untergebracht. (cw/dpa)
Update 24.10.: Grüne geben Kai Wegner die Schuld
Die Grünen machen Kai Wegner, den Regierenden CDU-Bürgermeister, für die Schließung des SchwuZ mitverantwortlich: "Das Aus des SchwuZ ist ein Schock. Kai Wegners Senat hat hier auf ganzer Linie versagt", erklärte Werner Graf, der Grünen-Fraktionschef im Abgeordnetenhaus. "Dass einer der ältesten queeren Clubs Europas nun schließen muss, ist ein Armutszeugnis für diesen Senat. Statt zu unterstützen hat Kai Wegner nur zugesehen. Wer queeres Leben und Clubkultur nur feiert, wenn Kameras laufen, hat nicht verstanden, dass queere Räume kein Beiwerk sind, sondern das Rückgrat einer freien und offenen Stadtgesellschaft."
Der Senat müsse jetzt handeln: "Wir brauchen endlich eine dauerhafte Strukturförderung für queere Orte und Clubkultur. Berlin ist die Stadt der Freiheit und der Vielfalt, es liegt an den Senat dafür zu sorgen, dass dies auch so bleibt", so Graf.













