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Landeskirche Württemberg
LSVD+: Evangelische Kirche betrachtet Schwule und Lesben als "Menschen zweiter Klasse"
Queere Aktivist*innen kritisieren, dass die Landeskirche Württemberg die Aufhebung des Trauungsverbots abgelehnt hat. Doch Württemberg ist nicht allein.

Die Stadtkirche St. Dionysius in Böblingen bei Stuttgart (Bild: Bildarchiv Stadt Böblingen)
- 27. Oktober 2025, 15:53h 2 Min.
Große Enttäuschung bei queeren Mitgliedern der evangelischen Landeskirche Württemberg: Die Synode der Kirche sprach sich am Freitag knapp gegen eine Öffnung des Trauungsrechts aus (queer.de berichtete). Scharfe Kritik kommt jetzt vom baden-württembergischen LSVD+-Landesverband.
Demnach betrachte die Kirchenleitung Homosexuelle offenbar weiterhin als "Menschen zweiter Klasse", so der Landesverband in einer Erklärung. Es sei bedauerlich dass die Kirche in Zeiten von zunehmender Hasskriminalität gegen queere Menschen "kein starkes Signal sendet". Stattdessen sollten sich queere Gläubige "in ihren Gemeinden weiterhin hinten anstellen".
Die Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche (HuK) zeigte sich über die Entscheidung ebenfalls schockiert. Auf Facebook kommentierte sie das anhaltende Verbot mit den Worten: "Württemberg enttäuscht."
Bayern öffnete Trauung im Frühjahr
Dabei hatte erst vor einem halben Jahr Bayern gezeigt, dass es besser geht: Bei ihrer Synode hatte die Evangelisch-Lutherische Kirche beschlossen, das bisherige Trauungsverbot aufgrund der sexuellen Orientierung aufzuheben (queer.de berichtete).
Neben Württemberg gibt es noch weitere Landeskirchen, die Homosexuelle so offen diskriminieren: Die beiden kleinsten deutschen Landeskirchen in Anhalt und Schaumburg-Lippe halten ebenfalls am Trauungsverbot für Schwule und Lesben fest, ebenso wie die Landeskirche Sachsen. Aber sogar in Landeskirchen, die die Trauung erlauben, gibt es sogenannte "Gewissensvorbehalte" – das bedeutet, dass queerfeindliche Pfarrer*innen sich mit Verweis auf die sexuelle Orientierung der Gläubigen weigern dürfen, Homosexuelle zu trauen. Diese Regelungen gibt es in rund zwei Drittel der Landeskirchen.
Inzwischen zeigen sich auch queerfeindliche Kräfte offener in der evangelischen Kirche: Erst im August stellte der frühere ZDF-Moderator Peter Hahne in einer im Internet übertragenen Gast-Predigt in einer Bremer Kirche Homosexualität und den Nationalsozialismus gleich, als er die "Hakenkreuz-Religion" und die "Regenbogen-Religion" als Gefahren für die Kirche beschrieb (queer.de berichtete).
Die Landeskirche Württemberg hatte 2019 immerhin Segnungsgottesdienste für gleichgeschlechtliche Paare zugelassen (queer.de berichtete). Hierzu wird allerdings eine Genehmigung der Gemeinde-Gremien notwendig, gleichzeitig haben Pfarrer*innen dort das Recht, selbst dieses kleine Symbol aus Abneigung gegen Schwule und Lesben zu verweigern – und viele tun das bis heute. (dk)














