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Freundschaftsorden

Queerer Pianist Justus Frantz lässt sich von Putin auszeichnen

Erst letztes Jahr hatte sich der deutsche Star-Dirigent Justus Frantz kurz vor seinem 80. Geburtstag geoutet. Jetzt reiste er nach Moskau, um sich beim queerfeindlichen russischen Präsidenten Wladimir Putin einen Orden abzuholen.


Kremlchef Wladimir Putin hat dem deutschen Pianisten und Dirigenten Justus Frantz einen Orden verliehen (Bild: IMAGO / ZUMA Press)
  • 5. November 2025, 08:14h 3 Min.

Der bekannte deutsche Pianist und Dirigent Justus Frantz ist im Moskauer Kreml vom russischen Präsidenten Wladimir Putin mit dem Freundschaftsorden ausgezeichnet worden. "Justus Frantz leistet seit vielen Jahren einen fruchtbaren Beitrag zur Annäherung und gegenseitigen Bereicherung der Kulturen Russlands und der Bundesrepublik Deutschland", sagte der Kremlchef bei seiner Rede zur Ordensverleihung anlässlich des russischen Tags der nationalen Einheit.

Frantz war trotz erschwerender westlicher Sanktionen persönlich zur Ordensverleihung nach Russland gereist. "Das ist für mich eine große Ehre, dass ich heute hier sein kann und ich so einen wichtigen Orden habe. Das ganze Leben wollte ich russische Musik spielen und für Ihre Kultur arbeiten", sagte der queere Musiker Putin auf Russisch. Besonders hob er dabei die Symphonien der Komponisten Peter Tschaikowsky und Sergei Rachmaninow hervor.

Spätes Coming-out im Jahr 2024

Der 81-Jährige gilt als einer der prägenden Köpfe der deutschen Klassikszene. Er wurde bereits früher für seine Verteidigung der russischen Annexion der ukrainischen Schwarzmeer-Halbinsel Krim von 2014 und Auftritte in Russland in den vergangenen Jahren kritisiert. Russland führt seit Februar 2022 einen Angriffskrieg gegen die benachbarte Ukraine und ist dafür mit harten westlichen Sanktionen belegt worden.

Justus Frantz hatte sich erst im vergangenen Jahr kurz vor seinem 80. Geburtstag gegenüber der Öffentlichkeit geoutet: In seiner im Mai 2024 erschienenen Biografie "Justus Frantz – Künstler zwischen den Welten" berichtete der Dirigent erstmals von seinen Beziehungen zu Männern (queer.de berichtete). Fünf Monate später machte er in einem Interview dem Magazin "Bunte" seine Beziehung mit seinem 53 Jahre jüngeren Manager Sebastian Kunzler öffentlich (queer.de berichtete).

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Putin geht immer härter gegen die LGBTI-Community vor

In Russland sind queere Menschen immer schärferen Restriktionen ausgesetzt. Erst vor wenigen Wochen unterzeichnete Putin ein Gesetz, das die Internetsuche nach als "extremistisch" eingestuften Inhalten unter Strafe stellt. In der offiziellen Liste "extremistischer" Internetinhalte sind mehr als 5.000 Einträge aufgeführt, darunter die "internationale LGBT-Bewegung".

Nach Einführung der Liste kam es mehrfach zu Razzien gegen queere Clubs oder etwa eine Buchhandlung mit Festnahmen und Anklagen. Auch das Gesetz gegen "Homo-Propaganda" kam dabei teilweise zum Einsatz; das ursprünglich mit vermeintlichem Jugendschutz begründete und unter anderem zum Verbot von CSDs genutzte Gesetz bestraft inzwischen auch "Propaganda" gegenüber Erwachsenen sowie Inhalte zu geschlechtlichen Minderheiten. Gegen queere Organisationen wurde auch mit dem Gesetz gegen "internationale Agenten" vorgegangen. 2023 wurde trans Personen geschlechtsangleichende Maßnahmen und ihre rechtliche Anerkennung sowie die Adoption von Kindern verboten.

Insbesondere seit Beginn der russischen Offensive in der Ukraine 2022 beschränkt Moskau die Presse- und Meinungsfreiheit im Internet. Dabei wurde der Zugang zu internationalen Onlinediensten wie Facebook, YouTube und X zunehmend eingeschränkt. (cw/dpa)

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