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- 12. Dezember 2006 2 Min.
Mit dem LSVD, der ILGA und einer dänischen Homo-Gruppe werden schwul-lesbische Organisationen von der UNO anerkannt - erstmals seit 1993.
Von Dennis Klein
Beim dritten Anlauf hat es geklappt: Der Wirtschafts- und Sozialausschuss der UN (ECOSOC) hat dem Antrag des deutschen Lesben- und Schwulenverbandes (LSVD) auf Akkreditierung als Nichtregierungsorganisation mit offiziellem Beraterstatus mit 24 zu 16 Stimmen bei 10 Enthaltungen angenommen. Außerdem erhielten diesen Status auch die International Gay and Lesbian Association (ILGA-Europe) und die dänische schwul-lesbische Bürgervereinigung (LBL).
In diesem Jahr hat der ECOSOC-Unterausschuss für Nichtregierungsorganisationen zuvor zwei Mal die Anerkennung der Homo-Organisationen abgelehnt. Für Empörung hatte die Abstimmung im Januar gesorgt, als die USA an der Seite von zwielichtigen Staaten wie Iran und Kuba gegen die schwul-lesbischen Gruppen gestimmt hatte (queer.de berichtete). Im Juni änderte die USA ihre Ansicht, der Ausschuss verweigerte aber trotzdem mit knapper Mehrheit die Anerkennung. Islamische Länder hatten in der Debatte die ILGA beschuldigt, nicht genug gegen Pädohilie zu tun (queer.de berichtete).
"Wir sind stolz und glücklich über diesen hart erkämpften Erfolg", freute sich LSVD-Sprecher Jacques Teyssier nach der neuen Abstimmung. "Die offizielle Anerkennung von schwul-lesbischen Organisationen ist vielen Staaten sehr schwer gefallen. Eine unheilige Allianz bestehend aus Vatikan, afrikanischen und islamischen Staaten sowie Russland und China hatte sich bis zum Schluss gegen die Akkreditierung gewandt" Es gelte nun, die Foren der "Weltregierung" dazu zu nutzen, systematisch Menschenrechtsverletzungen gegen Lesben und Schwule anzuprangern.
Der LSVD dankte ausdrücklich der Unterstützung der deutschen Delegation, die sich für die Anerkennung der Homo-Gruppen eingesetzt hatte. Deutschland hatte die Anträge der drei Verbände im Ausschuss vorgestellt. Auch Finnland hatte sich im Namen der Europäischen Union für die Akkreditierung ausgesprochen: LSVD, ILGA und LBL erfüllten mit ihrer Menschenrechtsarbeit alle Voraussetzungen für eine Anerkennung. Der finnische Vertreter wies darauf hin, dass unter den 2.800 anerkannten Nichtregierungsorganisationen auch viele vertreten seien, die nicht die Ansichten der EU teilten - diesen sei aber bei Eignung der Status auch zugeteilt worden.
Mehrere Länder, die die Anerkennung der drei Gruppen ablehnten, versuchten noch mit Verfahrenstricks, den Beschluss zu verhindern. Insbesondere Russland und China verlangten, dass der Unterausschuss für Nichtregierungsorganisationen - in denen die Homo-Gegner die Mehrheit haben - über die Aufnahme abstimmen sollten und nicht die gesamte ECOSOC. Die Proteste erreichte aber nur, dass die erste Anerkennung von Homo-Gruppen um einige Stunden verzögert wurde.
1993 war bereits der Dachverband International Lesbian and Gay Association beratendes Mitglied bei der ECOSOC, allerdings wurde die Gruppe nach einem Jahr wieder ausgeschlossen - Grund war damals die fehlende Distanzierung zu Organisationen, die eine völlige Aufhebung des Schutzalters verlangten.
12. Dezember 2006













