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  • 13. Januar 2007 30 2 Min.

Berlin diskutierte erneut über das Bundesdenkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen

Von Eberhard Zastrau

Der im Dezember so fröhlich angekündigte "Kompromiss" im Denkmalstreit ist keiner. Das stellte sich am vergangenen Donnerstagabend im Rathaus Charlottenburg in Berlin heraus. Auf Einladung von MANEO, dem schwulen Antigewaltprojekt der Stadt, diskutierten Politiker, Initiatoren, Historiker, engagierte Lesben und rund fünfzig Gäste ein weiteres Mal über das im Berliner Tiergarten geplante Bundesdenkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen.

Während Günter Dworek (LSVD-Bundesvorstand) und Albert Eckert (Mahnmalsinitiative) dafür warben, das im Denkmalentwurf vorgesehene Video einer endlosen Kussszene in zweijährlichem Turnus von dann auch neu auszuwählenden Künstlerinnen und Künstlern jeweils neu gestalten zu lassen, befand Historikerin Claudia Schoppmann diese Frist bis zur sichtbaren Integration von Lesben als zu lang. SPD-Bundestagsabgeordnete Mechthild Rawert hielt den Vorschlag der Initiatoren für völlig unrealistisch: Das für die regelmäßige Erneuerung des Videos erforderliche Geld sei mit Sicherheit aus dem Bundeshaushalt nicht aufzutreiben. Sie zeigte sich überdies von diesem Vorschlag überrascht. Als sie sich auf der Bundesebene sachkundig machen wollte, war von dieser Idee dort nichts bekannt.

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Der Berliner Historiker Andreas Pretzel versuchte vergeblich, die dem Streit zugrundeliegenden historischen Missverständnisse gerade zu rücken: Der Diskurs zur Verfolgung Homosexueller in der NS-Zeit sei zunächst von dem Stereotyp beherrscht gewesen, die Nazis seien doch der Homosexualität eng verbunden gewesen, was insbesondere eine Standardargumentation des kommunistischen Widerstands war. Anschließend entwickelte sich der Mythos vom "Homocaust", der eine Gleichsetzung der Schwulenverfolgung mit der Judenverfolgung nahezulegen versuchte. Nachdem man diese beiden Legenden zugrabegetragen habe, sei es doch nun an der Zeit, auch die Legende von der Lesbenverfolgung aufzugeben. Claudia Schoppmann und Maren Kroymann sprachen auch beide nicht von Lesbenverfolgung sondern von Diskriminierung. Aber das Publikum wollte sich davon nicht beeindrucken lassen.

Doch auch auf schwuler Seite machte sich - im zweiten Teil der Diskussion, die zunächst nur auf dem Podium geführt worden war, - Kritik bemerkbar. Der Position, die durch die Diskriminierung verursachte Unsichtbarkeit von Lesben sei eine bis heute nachwirkende Folge der NS-Politik, entgegnete ein Teilnehmer, er würde jedem einzelnen ermordeten homosexuellen KZ-Häftling die Chance gewünscht haben, durch Maskierung und Unsichtbarwerden diesem Schicksal entgangen sein zu können.

Mechthild Rawert machte in der Diskussion eine Geschlechterdebatte aus und auch der Berliner Landesvorsitzende der Linkspartei, Klaus Lederer, resümierte, er sehe nach dieser Diskussion eine mögliche Einigung in größerer Ferne als vorher. Es bleibe wohl nichts anderes übrig als ein Moratorium...

13. Januar 2007

-w-

#1 adwAnonym
  • 13.01.2007, 08:11h
  • Hat schon einmal jemand bedacht, daß sich küssende Frauen "Pflichtbestandteil" sehr vieler Hetero-Pornos sind!! Wo bleibt da noch die Aussage des Denkmals?
    Kleine Anregung: nachdem unsere Politiker mit Gedenkstätten für einzelne Opfergruppen angefangen haben sollten die Lesben doch eine eigene fordern. Es ist natürlich einfacher sich nach Abschluß einer Diskussion an ein schwules Projekt anzuhängen und ihm dann den eigenen Stempel aufdrücken zu wollen.
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#2 thomasAnonym
  • 13.01.2007, 10:38h
  • Das ist so nicht ganz richtig. Es waren vielmehr die einzelnen Interessensverbände oder besser Gruppen welche vorgeben die Interessen einzelner zu vertreten, welche in einer - inzwischen jahrzehnte alten - Diskussion die Errichtung von Denkmälern für eben IHRE jeweilige Gruppe durchzusetzen versuche.

    Das ganze grenzt im größtem Maße an Heuchelei und Ausgrenzung gegenüber den jeweils anderen Opfern des Nationalsozialismus.

    Warum müssen wir im Gedenken an die Opfer auch noch unterscheiden, warum diese ermordet wurden?

    Ein zentrales Denkmal für alle Gruppen hätte eine wesentliche bessere Aussagekraft über die schrecklichen Verbrechen des Nationalsozialismus gehabt.

    Aber nein, wir müssen ja auch jetzt noch – nach dem millionenfachen sterben Unschuldiger – mit der Schere im Kopf durch die Gegend laufen und schön fein „selektieren“ (fast so wie an der Rampe im KZ!!!).

    An welchem Denkmal bitteschön gedenkt man einem Ermordeten schwulen, jüdischen Sozialdemokraten? Oder macht man dann „Denkmaltouismus“ und springt von einem Platz zum anderen?, Thomas aus Köln
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#3 thomasAnonym
  • 13.01.2007, 10:38h
  • Das ist so nicht ganz richtig. Es waren vielmehr die einzelnen Interessensverbände oder besser Gruppen welche vorgeben die Interessen einzelner zu vertreten, welche in einer - inzwischen jahrzehnte alten - Diskussion die Errichtung von Denkmälern für eben IHRE jeweilige Gruppe durchzusetzen versuche.

    Das ganze grenzt im größtem Maße an Heuchelei und Ausgrenzung gegenüber den jeweils anderen Opfern des Nationalsozialismus.

    Warum müssen wir im Gedenken an die Opfer auch noch unterscheiden, warum diese ermordet wurden?

    Ein zentrales Denkmal für alle Gruppen hätte eine wesentliche bessere Aussagekraft über die schrecklichen Verbrechen des Nationalsozialismus gehabt.

    Aber nein, wir müssen ja auch jetzt noch – nach dem millionenfachen sterben Unschuldiger – mit der Schere im Kopf durch die Gegend laufen und schön fein „selektieren“ (fast so wie an der Rampe im KZ!!!).

    An welchem Denkmal bitteschön gedenkt man einem Ermordeten schwulen, jüdischen Sozialdemokraten? Oder macht man dann „Denkmaltouismus“ und springt von einem Platz zum anderen?, Thomas aus Köln
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