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- 02. März 2007 2 Min.
Die Insel mit dem Hippie-Image sollte von Schwulen besser gemieden werden.
Von Dennis Klein
Das renommierte "Time Magazine" nannte Jamaika unlängst "das homophobster Land der westlichen Hemisphäre". Schwule müssen um ihr Leben fürchten: In den letzten Jahren kam es immer wieder zu Lynchmorden. So wurde 2005 Steve Harvey, der bekannteste Homo-Aktivist des Landes, von mehreren Männern aus seinem Haus entführt, erschossen und in einen Graben geworfen. Die UN kritisierte daraufhin das Land, da die Homophobie auch die Ausbreitung von Aids begünstige.
Trotzdem gibt es regelmäßig Berichte über neue Gräueltaten. Die Polizei drückt dabei bei den Tätern meist beide Augen zu – oder beteiligt sich sogar daran. Dennoch hat das Land besonders in der Jugendkultur ein harmloses Image. "Wie gefährlich können schon bekiffte Rastamänner sein?", so der allgemeine Tenor. Im Gegensatz zu den Legenden herrscht im relativ armen Jamaika aber eine Wut auf die "dekadenten" Gesellschaften des Westens, die zudem noch von einer kruden christlichen Auslegung von Religion befeuert wird. Resultat ist eine Macho-Kultur, die ihresgleichen sucht.
Auch vor Touristen schreckt der Mob nicht zurück, wie das Pärchen Jeffrey Wahl und Michael Drescher aus dem hessischen Dreieich berichtet. Sie landeten bei ihrer Kreuzfahrt im Dezember 2006 auch in Ocho Rios, einem beliebten Reiseziel auf Jamaika. Sie erzählen, dass sie dort von Einheimischen bedrängt worden seien. Nachdem sie keine Drogen oder Prostituierte kaufen wollten, wurden sie sogleich als "fucking faggots" beschimpft. Als sich die Atmosphäre aufheizte, flohen sie zurück auf das Schiff. "Egal ob Tourist oder Einheimischer: Jamaika ist lebensgefährlich für Schwule", resümiert Drescher.
Mehrere Organisationen haben in den letzten Jahren zu Protesten aufgerufen. Zuletzt hat die christliche Freikirche Metropolitan Community Church (MCC) appelliert, Premierministerin Portia Simpson-Miller unter eine Protest-Mail zu schicken. Man soll sie darin in eigenen Worten auffordern, für Toleranz und die Einhaltung der Menschenrechte für Schwule und Lesben in Jamaika einzutreten.
2. März 2007















Ich war mit meinem Freund im September 2006 für zwei Wochen auf Jamaika (auch in Ocho Rio) und habe keine einzige Anfeindung erlebt, nicht mal schräge Blicke - und das, obwohl wir uns zu 99 Prozent nicht in den üblichen Touri-Orten bewegt haben, sondern in der ungeschützten "freien Wildbahn". Daraus abzuleiten, Jamaika ist schwulen-freundlich ist genau so falsch, wie die "lebensgefährliche" Verallgemeinerung. Denn in der grundsätzlichen Bewertung hat der Autor Recht: die jamaikanische Gesellschaft ist homophob und man sollte sich vor einem Urlaub auf Jamaika damit auseinandersetzen.