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- 14. Mai 2007 2 Min.
Hamburg (queer.de) - Nach dem guten Abschneiden osteuropäischer Länder beim Eurovision Song Contest zeigt sich der deutsche Boulevard-Blätterwald erbost wie selten: "Stoppt endlich den Schummel-Grand-Prix", tittelt die "Bild". "Grand Prix statt Balkan-Sowjet-Song-Contest", fordert der "Express" und fragt: "War diese Glitzer-Transe wirklich so viel besser?". Gemeint war Verka Serduchka, die für die Ukraine den 2. Platz holte. Außerdem vermutet das Kölner Blatt eine "Ost-Mafia" am Werke.
Nicole: Deutschland raus aus dem Grand Prix
Es gibt nun sogar Forderungen, dass Deutschland wie Italien dem Eurovision Song Contest die kalte Schulter zeigen sollte. "Deutschland sollte sich aus dem Wettbewerb zurückziehen!", fordert Nicole in der "Bild". "Schließlich finanzieren wir durch unsere TV-Gebühren mit Spanien, England, Frankreich die Veranstaltung." Das ewige Schlagersternchen hatte bereits im letzten Jahr über den Grand Prix gelästert (queer.de berichtete). Sängerin Lou (holte 2003 den 12. Platz) stürzt sich derweil in Nostalgie: "Man sollte den Grand Prix teilen. Westeuropa kehrt zurück zum guten, alten Grand Prix Eurovision de la Chanson. Den Eurovision Song Contest können die Ostländer behalten."
Peter Urban ärgert sich
Auch Grand-Prix-Kommenator Peter Urban ist sauer auf das Abstimmungsverhalten: "Ich ärgere mich, dass gute westliche Beiträge, z. B. Finnland, nicht wenigstens 5 bis 8 Punkte aus Osteuropa bekommen haben. Wäre Hanna Pakarinen für die Ukraine angetreten, wäre Platz 6 statt 17 rausgesprungen", so das Urgestein laut "Express".
Die diskutierten Änderungsvorschläge schließen unter anderem eine Zweiteilung des Semifinals ein. Hier sollten die ost- und westeuropäischen Länder getrennt antreten, wodurch sich mehr Staaten aus dem Westen für das Finale qualifizieren würden.
Roger Cicero: Kein Gleichgewicht zwischen Ost und West
Roger Cicero, der für Deutschland nur den enttäuschenden 19. Platz holte, mahnte in der "B.Z." Änderungen an: "Beim Eurovision Song Contest gibt es definitiv kein Gleichgewicht mehr zwischen Ost und West. Das Ergebnis spiegelt keinen gesamteuropäischen Geschmack mehr wider", so der Jazz-Sänger. Er habe bereits nach dem Halbfinale seine Hoffnung auf eine gute Platzierung aufgegeben, da die osteuropäischen Länder sich nur gegenseitig die Stimmen zugeschoben hätten. Cicero selbst hatte aus dem Osten einzig aus Estland Punkte erhalten, alle anderen kamen aus Westeuropa.
Thomas Hermans, der die Grand-Prix-Party im Ersten moderierte, weiß unterdessen, wie Deutschland wieder weiter oben landen kann: "Wenn die letzte Strophe unseres Beitrags in Russisch, Serbisch oder Kroatisch gesungen würde", dann hätte das Land von Katja Ebstein und Cindy & Bert wieder eine Chance, so der stets gut gelaunte Moderator. (dk)

www.ndrtv.de/grandprix/news/
20070514_abstimmung_ergebnis_westen.html