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- 11. März 2004 2 Min.
Mit einer ohrenbetäubenden Explosion fliegt die gerade erst eröffnete Frankfurter Schwulenkneipe Cucumber in die Luft. Weitere Bomben detonieren in der Szene und alles deutet darauf hin, dass die Terrorwelle ihren Höhepunkt beim Frankfurter CSD erreichen wird, der schon in wenigen Tagen stattfindet. Im neuen Plot des Krimis "Der Sexbomber", der im März erscheint, lässt es der Autor citizen_b ordentlich knallen.
In den Tagen vor den geplanten literarischen Attentaten sitzt citizen_b alias Christian Bodenstein seelenruhig in seiner frischbezogenen Wohnung in Frankfurt und futtert mit dem hiesigen schwulen Buchhändler Kuchen. Zwischen Umzugskisten und unausgepacktem Computer hockend berichtet der 45-jährige Werbetexter über seine Vielschreiberei, die im Jahr 2000 mit "Mein Name ist Faust" begann. "Ich produziere den ganzen Tag Gebrauchstexte, da wollte ich endlich mal was schreiben, was mir Spaß bringt." Trashromane sind es, die ihm Freude bereiten, ein Genre, das es bis dato nur im englischsprachigen Raum gab. Simple, locker geschriebene Storys, in denen die Helden grundsätzlich gut gebaut und bestückt sind, wo viel geliebt und gefickt wird, und die Figuren Stereotypen mit den szeneüblichen Klischees darstellen. Alles mit einem Schuss Ironie gewürzt, schließlich ist es schwule Unterhaltungsliteratur, kein ernsthaft schwülstiger Arztroman aus dem Bastei-Lübbe-Verlag.
Nach den beiden Faust-Romanen folgte der erste erste Mord der Romangeschichte in einer Homo-Ehe. Mit dem "Fußballgott" wagte er sich an das Tabuthema Schwule im Profisport, mit dem "Sexbomber" geht es nun um Terrorismus. Das Thema lag gleichsam auf der Straße. "Überall knallt es derzeit auf der Welt". Auch an die Nagelbombe, die vor ein paar Jahren im Londoner Szene-Pub "Admiral Duncan" explodierte dachte er beim Schreiben. "Ich habe genau recherchiert, wie man solche Bomben baut."
Citizen_b, der sein Geld schon als Restaurantkritiker, Horoskop-Schreiber, Schauspieler Disc-Jockey und Bar-Schlampe verdiente, "verschwendete sein Jugend" als Punk-Musiker. "Das bürgerliche Glück interessiert mich kein Stück" sang er als Frontmann ohne Stimme Ende der Siebziger in der Band "Die Radierer". Heute bezeichnet er sich gern als "kolossaler Snob", der lieber Froschschenkel als Pommes verputzt. Ums Verputzen im weitesten Sinne geht es übrigens auch in seinem sechsten Roman, der gerade in der Pipeline ist. "Es wird die Geschichte eines Serienmörders erzählt, der die Penisse seiner Opfer sammelt."
Der Sexbomber, citizen_b, Himmelstürmer Verlag, 224 Seiten DIN A5, brosch. EUR 13,00

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Jetzt ist mir natürlich alles klar.
Er verteidigt seine literarischen Ergüsse damit, seichte Unterhaltungsliteratur schreiben zu WOLLEN.
Na so was aber auch. Aber Unfähigkeit ist keine Ausrede für "Es-ist-eh-sch*-egal-ob-es-gut-ist-hauptsache-es-ist-UNTERHALTEND"-Veröffentlichungen.
Wenn ich mit dieser Einstellung an das Schreiben ginge, dürft ihr mich erschießen.