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- 22. Januar 2008 3 Min.
Darf ich Kondome oder Gleitgel in exotische Reiseländer mitnehmen, in denen Homo-Sex verboten ist?
Von Dennis Klein
Die polnischen Behörden haben unlängst ihre Bevölkerung aufgefordert, bei einer Reise ins benachbarte Weißrussland unbedingt Kondome mitzunehmen. Denn wenn ein mit dem Auto einreisender Besucher – egal ob junger Mann, Rentner oder katholischer Priester – keine Verhüterli mitführt, kann ihm die Einreise verweigert werden. Seitdem sind an der Grenze die Kondomverkäufe steil nach oben gegangen, berichten polnische Medien.
So vorsorgend können angesichts der Aids-Epidemie also selbst etwas rückständige Regierungen sein. Doch wie sieht es in anderen Ländern aus, in denen unehelicher Sex und Homosexualität absolut tabu sind? Muss man hier um Leib und Leben fürchten, wenn Zöllner im Handgepäck Präservative samt Gleitgel finden?
Nicht nur schwule Touristen fragen sich, wie sicher es ist, in homophobe Staaten Kondome und Co. einzuführen oder dort zu erwerben. Grundsätzlich gilt: Kein Land der Welt verbietet das Mitführen von Verhüterlis und Flutsche. Selbst in Saudi-Arabien gibt es Kondome in Krankenhäusern, Apotheken und sogar einigen Supermärkten. Auch im Iran werden Kondome geduldet und sogar kostenlos verteilt – auch, um dort die Bevölkerungsexplosion aufzuhalten. Außerdem haben selbst Diktaturen eingesehen, dass HIV ein Problem werden kann.
Das heißt aber nicht, jeder kann fröhlich überall Homo-Sex betreiben, solange er safe ist. So besteht in beiden erwähnten Ländern auf homosexuelle Handlungen nach wie vor die Todesstrafe – und wird auch verhängt, wenn auch bislang "nur" bei Einheimischen. Gerade in Saudi-Arabien gibt es kein Recht auf Privatsphäre. Die Behörden können Häuser, Hotelräume oder Autos ohne richterlichen Beschluss durchsuchen. Daher kann in diesen Ländern Homo-Sex insbesondere mit Einheimischen zu Komplikationen führen.
Präservative zu besitzen (oder heimlich in sicherer Umgebung zu nutzen) ist indes in so gut wie allen Fällen für Urlaubspaare kein Problem, auch nicht in Afrika oder Asien. Dennoch kann es natürlich manchmal Unannehmlichkeiten geben, wenn ein Zöllner Kondome und Gleitgel im Reisegepäck entdeckt – sei es, dass er das als gläubiger Katholik grundsätzlich ablehnt oder weil er Homosexualität hinter dem Fund vermutet. Hier gilt es, möglichst Ruhe zu bewahren. Auch sollte natürlich keine Flutsche mitgenommen werden, auf der ein nackter Mann (oder auch eine nackte Frau) abgebildet sind – geschweige denn eine Orgie. Ebensowenig sollten ein erigierter Schwanz oder sonstige künstlerischen Verzierungen zu sehen sein, die auf solchen Fläschchen gerne prangt. Je klinischer die Tube aussieht, desto besser – denn eine K-Y-Flüssigkeit aus dem Drogeriemarkt kann natürlich auch für andere Tätigkeiten außer dem Analsex verwendet werden, beispielsweise zum Einführen eines Fieberthermometers.
Gerade bei Reisen in abgelegene Gebiete empfiehlt es sich, den notwendigen Vorrat an Verhüterli und Flutsche mitzunehmen, da dort manche Dinge, die als moralisch fragwürdig empfunden werden, nicht immer vorrätig sind. Das Gleiche gilt aber auch für andere Notfall-Produkte der Hausapotheke wie Medizin gegen Durchfall oder das profane Aspirin. In Großstädten bestehen dagegen keine Schwierigkeiten, sofern man keine Hemmungen hat, in der Apotheke nachzufragen. Auf keinen Fall sollte dagegen mit einem Urlaubsflirt in einem Land mit wenig Kondomdichte unsafer Sex durchgeführt werden; denn hier ist die Gefahr so gut wie immer um einiges höher, sich mit HIV oder anderen sexuell übertragbaren Krankheiten anzustecken.
Eines muss natürlich beachtet werden: Gleitgel gilt wie Cola oder Zahnpasta als Flüssigkeit – und die darf bei Flügen nicht im Handgepäck mitgeführt werden. Hier kann man also seinen Vorrat schon loswerden, bevor man das Zielland überhaupt erreicht hat.
22. Januar 2008
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