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  • 31. Januar 2008 50 2 Min.

Schweizer Aids-Kommission: Das Risiko, sich bei einem HIV-Positiven zu infizieren, der eine erfolgreiche Therapie macht, ist gleich null.

Von Christian Scheuß

Die Schweizer "Eidgenössische Kommission für Aidsfragen" (EKAF) hat jetzt ausgesprochen, was seit einiger Zeit bei den AIDS-Hilfen und Ärzten diskutiert, aber noch nicht öffentlich propagiert wurde: Es gibt nur noch ein theoretisches Risiko, sich beim Sex mit einem HIV-Positiven zu infizieren, wenn dessen Viruslast unter der Nachweisgrenze liegt.

Im Beschluss der EKAF, der die aktuellen medizinischen Erkenntnisse berücksichtigt, steht es eindeutig: "Eine HIV-infizierte Person ohne andere sexuell übertragbare Erkrankungen, unter einer antiretroviralen Therapie (ART) mit vollständig supprimierter Virämie ist sexuell nicht infektiös, das heißt, sie gibt das HI-Virus über Sexualkontakte nicht weiter." Ein paar Bedingungen müssen jedoch erfüllt sein: Die Viruslast liegt seit mindestens sechs Monaten unter der Nachweisgrenze und es bestehen keine Infektionen mit anderen sexuell übertragbaren Erregern. Krankheiten wie Syphilis oder Tripper können die HI-Viruslast im Blut nämlich wieder ansteigen lassen.

Das EKAF gibt eine konkrete Entwarnung: "Das Risiko einer HIV-Übertragung beim Sex ohne Kondom unter vollständig supprimierter Viruslast ist deutlich geringer als 1:100.000. Das verbleibende Restrisiko lässt sich zwar wissenschaftlich nicht ausschließen, es ist aber nach Beurteilung der EKAF und der beteiligten Organisationen vernachlässigbar klein." Theoretisch wäre es damit sogar möglich, unter bestimmten Bedingungen auf das Kondom zu verzichten. So könnten sich zum Beispiel Paare, die ihren Immunstatus und ihre gesundheitliche Situation kennen, dies als Option überlegen. Die Botschaft der EKAF entlässt aber nach wie vor niemanden aus der Verantwortung, sich Gedanken über Safer Sex zu machen.

Für HIV-Positive ist dies allerdings eine sehr gute Nachricht, da es sie seelisch entlastet. So sieht es auch der langjährige Aids-Aktivist Bernd Aretz von der Aids-Hilfe Offenbach: "Der offene Umgang mit der Infektion wurde erschwert, weil Positive, wenn sie ihren Status offen kommunizieren, in einem erheblichen Maße mit Ablehnung als potentielle Sexualpartner rechnen müssen. Verlogenheiten, Depressionen, übermäßiger Konsum von Alkohol sind eine häufige Folge. Was das Gefühl, als gefährlich wahrgenommen zu werden und im Interesse einer breiten Prävention als Angstgegner funktionalisiert zu werden, mit den Seelen machen kann und wie es auf Partnerschaften einwirken kann, liegt auf der Hand."

31.01.2008

-w-

#1 ondamarisAnonym
  • 31.01.2008, 22:03h
  • vielleicht sollte ergänzt werden, was einer der autoren (prof. vernazza) zu der stellungnahme sagt:

    "Die EKAF erhofft sich durch dieses Papier eine aktive Diskussion der Verhältnisse auch unter den Experten weltweit. Oft wird die Diskussion jedoch mit Fragen über die Konsequenz für die Präventionsarbeit vermischt. Doch das ist ein anderes Thema. Es ist kein Zweifel, dass die neuen Erkenntnisse gut kommuniziert werden müssen. Die Prävention wird komplexer, doch an der grundsätzlichen Botschaft: “schütze dich außerhalb der festen Partnerschaft” wird nichts geändert. Diese Botschaft bleibt wichtiger den je. Denn niemand kann beurteilen, wie gut jemand eine Therapie einnimmt, wie gut die ärztliche Kontrolle läuft, mit Ausnahme der festen Partner. Diese Präzisierung muss nun sehr gut kommuniziert werden."

    und
    "“Die Aussage «HIV-infizierte Menschen ohne andere
    STD sind unter wirksamer ART sexuell nicht
    infektiös» verändert die Präventionsstrategie der
    Schweiz nicht. Ausserhalb einer festen Beziehung
    geht die Selbstschutzpflicht vor ..."

    SPRICH: außerhalb fester beziehungen ist weiterhin der beste schutz ein KONDOM ...
  • Direktlink »
#2 SimonAnonym
  • 31.01.2008, 22:25h
  • Am Ergebniss selbst möchte ich mich nicht beklagen. Finde es tatsächlich erfreulich, wenn für HIV-Infizierte damit ein enormer Druck genommen wird.

    Aber auf der anderen Seite ist es auch mutig, eine solche Aussage zu veröffentlichen. Denn dieser Idealzustand ist nicht immer und bei jedem erreichbar. Um unterhalb der Nachweisgrenze zu gelangen, ist vorallem jeder für sich gefragt, wie er mit der Krankheit umgeht.

    Es sind nicht wirklich diejenigen gefährlich, die wohl wissentlich über ihren HIV Status entsprechend engagiert eine Therapie machen und sich und ihre Umwelt mit entsprechendem Respekt und einer gewissen Erwartungshaltung begegnen.
    Ich mach mir viel mehr Gedanken über die Menschen, die einen laxeren Lebenswandel führen oder sich schon bei einem positiven Ergebnis selbst aufgeben.
    Dieses "scheißegal-Gefühl" ist mittverantwortlich, das vorallem bei den Jungen, die Krankheit um sich greift.

    Ich fürchte nur, diese Studie wird eher die Jenigen unterstützen, die eben nachlässig mit sich und ihrem Sexleben umgehen... oder gar erst bei anderen Hemmschwellen schneller fallen zu lassen.

    so zumindest meine Sicht der Dinge.
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#3 BjörnAnonym
  • 01.02.2008, 00:09h
  • Kommt bei dieser Meldung für viele, die nicht so genau lesen und nicht so genau nachdenken (wollen oder können), nicht bloß rüber: Hurra, hurra, endlich können wir das mit dem Safer Sex vergessen und es wieder so hemmungslos und angstfrei treiben wie bis vor 25 Jahren?
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