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- 23. Februar 2008 3 Min.
Fühlen sich die Mikroorganismen im Darm wohl, sind auch wir besser drauf - und haben mehr Spaß am Sex.
Von Dennis Klein
Darmflora klingt ja irgendwie heimelig. Man denkt bei Flora an die bunte Pflanzenwelt, an ein farbenfrohes Blumenmeer, das umrahmt wird von einem gesunden Wald mit großen grünen Tannen und kräftigen Kiefern. Oder man denkt an de mythologische Frühlingsgöttin der Römer, die meist als blumengeschmückte Jungfrau dargestellt wird. Doch um so eine Flora handelt es sich hierbei nicht: Die Darmflora ist vielmehr die Gesamtzahl aller Mikroorganismen, die sich im besagten Organ hinter dem Schließmuskel tummeln. Der Darm ist die Heimat von zahlreichen Bakterien, aber auch von Hefepilzen und Protozoen (tierartige Einzeller). Eigentlich – das merken findige Biologie-Studenten schnell – müsste die Darmflora "Darmmikroorganismengemeinschaft" heißen. Die alte Bezeichnung rührt aber daher, dass man einst Bakterien und dergleichen dem Pflanzenreich zugeordnet hat.
Die Mikroorganismen im Darm sind äußerst wichtig. Sowohl Menschen als auch Bakterien profitieren von der gegenseitigen Abhängigkeit: Die Bakterien bilden im Darm ein Ökosystem und helfen dem Menschen dabei, Krankheitserreger abzuwehren, das Immunsystem zu stärken und das Essen besser zu verdauen. Dabei handelt es sich nicht um ein kleines Grüppchen an Bewohnern im Hintern: Ein gesunder Erwachsener beherbergt zwischen zehn und 100 Billionen Bakterien. Das macht sich auch an den Ausscheidungen bemerkbar: Etwa ein Viertel der braunen Wurst in der Toilettenschüssel besteht aus den Bewohnern der Darmflora.
Wenn diese sich nicht wohl fühlen, fühlen wir uns auch schlecht. Zwar ist eine gesunde Darmflora nicht unbedingt lebensnotwendig, aber wenn es den Bakterien schlecht geht, drohen Durchfall, Magendrücken, Schwäche, Anfälligkeit für Krankheiten und schlechte Laune. Bei passivem Analsex gilt natürlich: Bei einer gereizten Darmflora lässt es sich wegen des Dünnschisses nur schwerlich Spaß haben. Man sollte daher alleine schon aus diesem Grund seinen Billionen Bewohnern etwas Gutes tun.
Wie kann man seiner Darmflora helfen? Zunächst einmal reagiert sie empfindlich auf Stress, Ärger, Sorgen und außergewöhnliche Belastungen. Das beste Heilmittel ist daher: Immer ruhig bleiben, keine 80-Stunden-Woche hinlegen und nicht so oft mit dem Chef streiten. Die Mediziner sagen nicht ohne Grund: "Der Bauch ist der Blitzableiter der Seele". Deswegen leiden auch viele Manager an Symptomen wie Magendrücken und dergleichen.
Den Stress kann man leider nicht immer so dosieren, wie man möchte. Aber selbst wenn man einen Beruf hat, der einem alles abverlangt, sollte man einfach eine positive Einstellung bewahren. Außerdem hängt auch viel vom Essen ab, das die Bakterien ja bearbeiten müssen. Man sollte nicht zu schnell essen und vor allem ausgewogen. Hilfreich sind auch die Probiotika – also hilfreiche Mikroorganismen – die in Milchprodukten wie Joghurt und Quark zu finden sind. Manche Lebensmittel-Produzenten spezialisieren sich sogar auf die Wirkung der Probiotika – einfach mal im Kühlregal danach schauen, falls der Darm Probleme macht.
Das Gegenteil der Probiotika sind Antibiotika. Die werden zwar oft dafür eingesetzt, "böse", also schädliche Bakterien zu vernichten. Leider gehen sie – wie im Krieg eben üblich – nicht nur gegen den Angreifer vor, sondern fordern als Kollateralschaden auch unter der "Zivilbevölkerung" in der Darmflora Opfer. Daher fühlen sich viele Patienten nach Einnahme von Antibiotika schwach – denn sie haben auch ein Massaker unter den Billionen "guten" Bakterien angerichtet. Durchfälle, Blähungen und ein schwaches Immunsystem können die Folge sein. Dann sind probiotische Produkte zu empfehlen, damit sich die Population schnell wieder erholen kann. Diese Kulturen dämmen nebenbei auch Hefepilzkulturen im Darm ein. Obwohl letztere eigentlich nicht schädlich sind, führt eine Überbevölkerung zur Abnahme der "guten" Bakterien. Das wird vor allem in westlichen Industrieländern beobachtet. Grund ist die unausgewogene, zu fettige Ernährung.
23. Februar 2008















Deshalb lieber natürliche Probiotika wie aus Vergärungen des Krautes (Sauerkraut), aus Frischwurst oder Bakterien der Brotherstellung wählen.
Ralf