Das britische Unterhaus hat mit deutlicher Mehrheit die künstliche Befruchtung für Lesben erleichtert. Das von einigen hochrangigen religiösen Abgeordneten bekämpfte "Gesetz über menschliche Fortpflanzung und Embryologie" wurde mit 340 gegen 78 Stimmen angenommen. Es entfernt die Forderung, bei einer künstlichen Befruchtung "den Notwendigkeit eines Vaters" zu berücksichtigen. Stattdessen soll nun von "unterstützenden Eltern" die Rede sein. Ein weiterer umstrittener Punkt an dem Entwurf ist die Aufhebung des Totalverbots zur Züchtung von Mensch-Tier-Embryonen zu Forschungszwecken. Das Gesetz muss noch das Oberhaus passieren.
Gesundheitsminister Alan Johnson (Labour-Partei) erklärte, das Gesetz sei eine Weiterentwicklung, die beim Zugang für Lesben in die Fortpflanzungsindustrie sowohl den Gleichbehandlungsgrundsatz sichere als auch in der Forschung ethische Grenzen setze.
“Normen“ der letzten 2.000 Jahre außer Kraft gesetzt?
Widerstand kam von christlichen Abgeordneten aus allen Parteien und von den Kirchen. So erklärte die Labour-Abgeordnete Geraldine Smith, dass die Entfernung des Vaters aus dem Gesetz "eines der am wenigsten durchdachten Entwürfe ist, die in meiner Zeit je im Haus behandelt worden sind". Der katholische Kardinal Keith O’Brien war Premierminister Gordon Brown vor, er wolle "Kindern den biologischen Vater vorenthalten". Damit würden "Normen" außer Kraft gesetzt, nach denen "Christen in den letzten 2.000 Jahren" gelebt hätten.
Großbritannien hat 2005 Eingetragene Partnerschaften mit weitgehend gleichen Rechten und Pflichten eingeführt. Schwule und lesbische Paare dürfen - anders als in Deutschland - auf der Insel adoptieren.
In Deutschland ist auch die künstliche Befruchtung für Lesben verboten. Viele homosexuelle Frauen mit Kinderwunsch weichen daher auf die Niederlande oder andere europäische Länder aus. (dk)
Wieder einmal in der Geschichte werden schwule Homosexuelle aufgrund ihres Geschlechts diskriminiert.