Der Kölner Allgemeinmediziner Dr. Stephen-Mark Slabbers warnt im queer.de-Interview vor der schwulen Schnüffeldroge
Von Dennis Klein
Was raten Sie einem Patienten, der gerne Poppers nehmen würde?
Grundsätzlich würde ich ihm nicht zu Drogen raten, die illegal in Deutschland sind. Poppers wirkt wie das verschreibungspflichtige Medikament Nitrolingual, das einen ähnlichen Stoff namens Glyceroltrinitrat enthält. Deswegen ist es auch gefährlich, wenn es Leute nehmen, die am Herz-Kreislauf-System vorgeschädigt sind oder Aneurysmen in Kopf haben (Ausweitungen von Hirn-Gefäßen).
Ist es eine gefährliche Droge?
Speziell für ältere Leute kann Poppers problematisch sein. Wie jede andere Droge hat es auch seine negativen Nebenwirkungen. Es hat ja einen Grund, dass die Droge illegal ist in Deutschland. Die Gefahren liegen darin, dass es bei Herzkrankheit den Blutdruck senkt. Diese starke Senkung kann zu einer Unterversorgung des Herzmuskels und des Gehirns führen.
Gibt es auch Gefahren für gesunde Menschen?
Es gibt keine Studien darüber, da gesunde Menschen diese Medikamente nicht verschrieben bekommen. Als Arzt kann ich darum keine Aussage darüber machen. Man kann allerdings auf keinen Fall sagen, dass es ungefährlich ist. Eine No-Go-Area ist der Konsum von Viagra mit Poppers. Das ist lebensgefährlich, weil sich die beiden Substanzen in ihrer Blutdruck senkenden Wirkung addieren. Das kann zu einer Minderdurchblutung des Herzmuskels führen und damit zu einem Herzinfarkt. Auch gesunde Menschen kann es treffen: Wenn junge Leute auf Partys Amphetamine oder andere Drogen nehmen, ruft das eine so genannte medikamentöse Impotenz hervor. Dann wird Viagra genommen - Poppersgenuss ist danach hochgefährlich.
Werden Sie in Ihrer Praxis nach der Wirkung von Poppers gefragt?
Nein. Ich hab schon sehr viele Fragen nach anderen Drogen wie Ecstasy oder Special K bekommen. Die Leute, die Poppers nehmen, wissen meistens Bescheid, was es ist. Bei diesem Thema reden die Patienten untereinander, sie fragen keinen Arzt.
Kann man auch psychologisch abhängig werden?
Es gibt darüber keine Studien. Aber es ist wahrscheinlich, dass sich manche so an Poppers gewöhnt haben, dass sie ohne gar nicht mehr Sex haben können.
Sterben durch den Konsum von Poppers Gehirnzellen ab?
Das kann ich mir gut vorstellen. Über den blutdrucksenkenden Effekt wird die Durchblutung des Gehirns gestört; das hat sicher das Absterben von Gehirnzellen zur Folge. Das gleiche geschieht aber auch schon beim Alkoholrausch.
Dr. med. Stephen-Mark Slabbers hat seine Praxis mitten in der Kölner Schwulenszene (Friesenwall 16-18, Tel. 0221-252551).
Links zum Thema:
» Poppers. Das Handbuch zur schwulen Sexdroge
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