Hunderttausende feierten am Wochenende in der Kölner Innenstadt den CSD auf der Parade und beim Straßenfest. Neben Spaß und Partys gab es aber auch viele politische Statements und Veranstaltungen
Von Anne Richter
Ab zwölf Uhr rollte am Sonntag die CSD-Parade durch die Kölner City. Mit ihr 80 Gruppen und Organisationen - die meisten davon mit Festwagen -, etwa 20.000 Teilnehmer und circa eine halbe Million Zuschauer am Wegesrand. Diese Eckdaten zeigen, welche Ausmaße der Demonstrationszug der Schwulen und Lesben, Bis und Transgender in Köln mittlerweile angenommen hat. Das Motto "Null Toleranz für Null Toleranz" war in diesem Jahr bewusst kämpferisch gewählt. Denn obwohl schon viel erreicht worden ist, gibt es immer noch gesellschaftliche Bereiche, in denen Rechte und Würde verletzt werden, etwa in der Religion, in der Popkultur oder auch im Beruf, so die Veranstalter vom KLuST. Dass es auch anders geht, zeigten die Wagen von Ford oder Ikea, deren homosexuelle Mitarbeiter ihre Orientierung nicht verstecken müssen.
Auf dem Straßenfest rund um den Heumarkt gab es Gelegenheit, sich an den Ständen verschiedener Gruppen und Vereine mit Informationen zu versorgen, auf der Techno-Tribüne abzutanzen oder einfach zu essen, zu trinken und Leute zu treffen. Für die nötige Festival-Atmosphäre sorgte ein abwechslungsreiches Bühnenprogramm mit Musik, Kabarett, Diskussionsrunden und Showdarbietungen. Bewegend waren auch in diesem Jahr wieder die "Kerzenlichter gegen das Vergessen" am Samstagabend, mit denen der an Aids Verstorbenen gedacht wurde. Etwas bedauerlich ist, dass mittlerweile vielfach Stände auftauchen, die mit dem CSD wenig bis nichts zu tun haben und genauso gut auf einem Jahrmarkt zu finden sein könnten. So sind Kopfmassagen und Modeschmuck vielleicht nicht unbedingt von essentiellem Interesse für die Community. Erfreulich hingegen, dass auch viele Heteros einen Ausflug zum Straßenfest machen und sich unter das Volk mischen.
Eine fest etablierte Veranstaltung am CSD-Wochenende ist seit einigen Jahren auch die Verleihung der Kompassnadel durch das Schwule Netzwerk NRW und die AIDS-Hilfe NRW. In diesem Jahr wurden der Politiker Volker Beck und Knut Dehnen von der Selbsthilfegruppe ShAlk für homosexuelle Alkoholiker ausgezeichnet. Mehr als 800 Gäste aus Politik, Vereinen, Verbänden, Kultur und Medien verfolgten im Gürzenich die von Sister George (Georg Roth) moderierte Preisverleihung. In ihrer Laudatio würdigte die ehemalige Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer das Engagement der beiden Preisträger und stellte heraus, dass besonders Beck ihrer Meinung nach den Preis schon lange verdient hatte. Er und Dehnen nahmen die Kompassnadel aus den Händen der Vorjahrespreisträger Thomas Hermanns und Rainer Jarchow entgegen.
Auch die Kölner Aids-Gala ist seit Jahren ein etabliertes Highlight am CSD. Am diesem Freitag stand sie ganz im Zeichen der 20er und 30er Jahre. Wer wollte konnte passend verkleidet kommen und sich dem Urteil einer Jury stellen. Aber auch ohne frivole Kleidung ließen sich im festlichen Rahmen des Maritim-Hotels die Darbietungen der Künstler genießen. Mit dabei waren unter anderem Kim Fisher und Oliver Petszokat als Moderatoren, Lisa Bund, Hubert Kah, Monrose und Patrick Nuo. Sie alle verzichten zu Gunsten der AIDS-Hilfe NRW auf ihre Gage.
Ganz neu war hingegen die COLOUR - eine "fucking big" Party in der Kölnarena, die in diesem Jahr erstmalig von einem Zusammenschluss verschiedener Veranstalter organisiert wurde. Diese hatten am Samstag 10.000 Besucher erwartet. Ganz so viele werden es wohl nicht gewesen sein, aber dennoch waren die verschiedenen Tanzflächen und besonders der Cruising-Bereich gut gefüllt. Mit einigen kleinen konzeptionellen Änderungen kann sich die COLOUR sicherlich etablieren und dann auch noch mehr Besucher erreichen.
Viele potentielle Gäste waren allerdings auch auf einem der zahlreichen anderen CSD-Specials von bekannten Party-Reihen oder haben einfach in der Altstadt oder dem Bermuda-Dreieck weitergefeiert. Das Angebot war jedenfalls sehr vielseitig, umfangreich und bunt.
Warum müssen Männer und Frauen in SM-Klamotten auf der Parade durch die Gegend ziehen? Muss es sein, dass der CSD von Heteropärchen benutzt wird, um öffentlich ihrer SM Neigung nachzugehen? Was bitte schön hat das mit Homosexualität zu tun, und welches Bild wird hier vermittelt? Bitte liebe Veranstalter, der CSD sollte doch von Schwulen und Lesben benutzt werden um öffentlich für ihre Rechte zu demonstrieren und nicht von Heteros, die ihre Sexuellen Praktiken präsentieren wollen. Ich möchte jedenfalls nicht auf SM, Lack und Leder reduziert werden.