Das Parlament von Massachusetts hat ein Gesetz aus dem Jahre 1913 abgeschafft, das einst interrassische Hochzeiten erschweren sollte, in den letzten Jahren aber zur Beschränkung der Homo-Ehe eingesetzt wurde.
Das Repräsentantenhaus des Neuengland-Staates hat am Dienstag mit 118 gegen 35 Stimmen das 95 Jahre alte Gesetz abgeschafft. Zuvor hatte bereits der Senat in einer Abstimmung durch Zuruf einstimmig für die Aufhebung votiert. Der demokratische Gouverneur Deval Patrick, ein Befürworter der Ehe-Öffnung, hat bereits angekündigt, das Votum des Parlaments durch seine Unterschrift zu bestätigen. Die Gesetzesänderung tritt dann exakt 90 Tage später in Kraft.
Das "Rassengesetz" besagt, dass Ehen nur geschlossen werden können, wenn diese im Heimatstaat beider Partner legal ist. Es wurde 1913 eingeführt, als in 30 der damals 48 US-Bundesstaaten interrasische Hochzeiten noch illegal waren. In Massachusetts durften einheimische Schwarze und Weiße zwar (heterosexuell) heiraten, man wollte mit dem Gesetz aber Streitereien mit anderen Bundesstaaten vermeiden. Nachdem das Verbot der interrassischen Ehe 1967 vom Obersten Bundesgerichtshof für verfassungswidrig erklärt worden war, geriet das Gesetz in Vergessenheit. Es wurde erst vor wenigen Jahren vom damaligen republikanischen Gouverneur Mitt Romney – einem erbitterten Gegner der Homo-Ehe – ausgegraben. Er erklärte, dass damit Standesbeamte nur Ehe-Scheine an in Massachusetts lebende Schwule und Lesben ausgeben dürften. Ein Gericht bestätigte diese Auslegung (queer.de berichtete).
Einige der republikanischen Abgeordneten wandten sich bei der Aussprache im Parlament weiter gegen die Homo-Ehe, wollten aber mit Blick auf die Wahlen im November nicht für das aus rassistischen Motiven eingeführte Gesetz stimmen. Sie argumentierten, dass in anderen Bundesstaaten Chaos ausbrechen könnte, wenn Homo-Paare dort ihre in Massachusetts geschlossene Ehe anerkennen lassen wollen. "Diese Argumentation ist ironisch, weil sie wortgleich 1913 von Befürwortern des damaligen Gesetzes gebraucht wurde", erklärte Marc Solomon, Chef der Homo-Gruppe MassEquality. "Ich denke, die Geschichte hat gezeigt, welch armselige Begründung das ist. Wir können stolz darauf sein, dass wir als erste in diesem Land die Ehe geöffnet haben."
Der oberste Gerichtshof von Massachusetts hatte Ende 2003 angeordnet, die Ehe für Schwule und Lesben zu öffnen (queer.de berichtete). In diesem Jahr folgte der größte US-Bundesstaat Kalifornien der Argumentation, dass ein Ehe-Verbot für Schwule und Lesben gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz verstößt (queer.de berichtete). (dk)