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- 07. August 2008 2 Min.
Der malaysische Oppositionsführer Anwar Ibrahim wird wegen Homosexualität angeklagt – nur drei Wochen vor einer für ihn entscheidenden Nachwahl.
Ein 23-Jähriger Mitarbeiter hatte zuvor erklärt, der 60-jährige Politiker hätte ihn zum Analsex gezwungen (queer.de berichtete). Anwar hat die Vorwürfe stets bestritten.
Am 26. August will sich Anwar einer Nachwahl in Permatang Pauh stellen und hat gute Chancen, ins Parlament einzuziehen. Die Regierungspartei hat bereits bei den Wahlen im März erhebliche Verluste hinnehmen müssen und die Kontrolle über mehrere Staaten verloren. Analysten halten es für möglich, dass Anwar bis September genug Parlamentarier auf seine Seite gebracht haben könnte, um die Regierung zu stürzen.
Das ist bereits der zweite derartige Prozess gegen Anwar, der alle Vorwürfe bestreitet. Er wurde 1998 als Vize-Regierungschef entlassen und daraufhin festgenommen. Im Gefängnis ist er gefoltert worden. Kurze Zeit später hat ihn ein Gericht wegen Korruption und Homosexualität zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt verurteilt. 2004 kam er nach einer Entscheidung des obersten Gerichtshofes vorzeitig frei (queer.de berichtete). Damals – wie heute – glauben viele politische Beobachter, dass die Regierung sich mit dem Verfahren eines Kritikers entledigen wollte.
Auf Homosexualität steht in Malaysia bis zu 20 Jahre Haft – egal, ob der Geschlechtsakt freiwillig oder durch Vergewaltigung zustande kam. Im mehrheitlich muslimischen Land gilt zudem in einigen ländlichen Gebieten die Scharia, die die Exekution von Homosexuellen vorsieht. Allerdings hat sich in der liberalen Hauptstadt Kuala Lumpur eine schwul-lesbische Subkultur entwickelt, die stark vom liberalen Nachbarland Thailand beeinflusst wird. (dk)













