
https://queer.de/?9305
- 08. September 2008 2 Min.
Der ehemalige anglikanische Erzbischof und Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu erklärte bei einer Konferenz in London, dass Gott wegen der "Besessenheit" der Kirche beim Thema Homosexualität weine.
Die Anglikaner sollten sich lieber um die wirklichen Probleme der Menschheit kümmern, wie Armut, Krankheit und Hunger, erklärte der 76-jährige Südafrikaner. Stattdessen "verfolgt die Kirche aber diejenigen, die schon verfolgt sind", so Tutu in London vor 800 Zuhörern bei einem von der christlichen Wohltätigkeitsorganisation Tearfund veranstalteten Treffen. "Wir werden Kriege gegen den so genannten Terror nicht gewinnen können, so lange es Lebensbedingungen gibt, die Menschen verzweifeln lassen". Er erklärte, dass Gott weine, weil die Kirche Schwule verurteile, während Themen wie Armut als Nebensache gelten würden.
Zuletzt war Homosexualität auf der alle zehn Jahre stattfindenden Lambeth-Konferenz der anglikanischen Kirche das bestimmende Thema. Grund: Konservative Kirchen insbesondere vom afrikanischen Kontinent drohen seit Jahren mit der Abspaltung, weil die europäischen und amerikanischen Anglikaner ihrer Meinung nach zu liberal gegenüber Schwulen und Lesben eingestellt sind. Das führte dazu, dass der Chef der anglikanischen Gemeinschaft, Erzbischof Rowan Williams, dazu aufrief, keine offen homosexuellen Bischöfe mehr zu ernennen (queer.de berichtete).
Desmond Tutu machte sich als einer der lautstärksten Gegner des Apartheid-Regimes in Südafrika einen Namen. 1984 erhielt der engagierte Christ dafür den Friedensnobelpreis. Er war dann von 1986 bis 1996 Erzbischof von Kapstadt. Zudem sprach er sich wiederholt für die Gleichbehandlung von Schwulen und Lesben aus. Im vergangenen Jahr entschuldigte sich Tutu bei Homosexuellen für die "Qualen", die die Kirche ohne Not verursacht habe (queer.de berichtete). (dk)
