Die Moskauer Behörden ermitteln wegen "religionsfeindlicher Tendenzen" gegen einen Fernsehsender, weil dieser die amerikanische TV-Serie South Park ausgestrahlt hat. Der Verband der evangelikalen Christen hatte Anzeige erstattet wegen der "Förderung von Homosexualität und Pädophilie".
Medienberichten zufolge soll die Folge "Halleluja! Mr. Hankeys klassische Weihnachten" aus der dritten Staffel der satirischen Reihe beanstandet worden sein. Die Staatsanwaltschaft hat den privaten Fernsehsender 2×2 davor gewarnt, diese Folge nochmals auszustrahlen. Darin singen Figuren der Zeichentrickserie und einige Prominente Weihnachtslieder, darunter auch Adolf Hitler ("Oh Tannenbaum") und der schwule Grundschullehrer Mister Garrisson ("Happy Fucking Christmas"). Moderator ist Mr. Hankey, der Weihnachtskot.
Wie die Nachrichtenagentur RIA-Novosti berichtet, erklärte die Staatsanwaltschaft, die gesamte Serie "beleidigt die Ehre und Würde von Christen und Muslimen". Die Ausstrahlung könnte deshalb verboten werden. Zuvor hatten sich mehrere religiöse Gruppen gegen South Park ausgesprochen. So forderte der Rat der protestantischen Kirchen in Russland das Verbot, weil in der Serie eine Kultur der "Rohheit, Gewalt, der homosexuellen Propaganda, des religiösen Hasses und der Intoleranz" herrsche.
Youtube | Der oscarnominierte Song 'Blame Canada' aus dem South-Park-Film
Auch Konstantin Bendas von der Union der evangelikalen Christen forderte die sofortige Absetzung, weil die Serie "versteckte und offene Propaganda für Homosexualität und Pädophilie als Normen des sexuellen Lebens" enthalte: "South Park ist eine der vielen Zeichentrickserien, die nicht mehr im öffentlich zugänglichen Fernsehen gezeigt werden sollten, weil sie die Gefühle von Gläubigen verletzt und zu religiösem und nationalen Hass aufstachelt."
Der beanstandete Fernsehsender, der lediglich einen Marktanteil von unter zwei Prozent verbuchen kann, ist bereits mehrfach von den Behörden bedroht worden. In der Vergangenheit wurden kritische Sender damit oft mundtot gemacht oder von regierungsfreundlichen Investoren übernommen.
South Park gehört zu den erfolgreichsten Serien im amerikanischen Kabelfernsehen. Seit 1998 wurden bereits 174 Episoden ausgestrahlt. Darin geht es um die Abenteuer von Grundschülern aus einem kleinen Dorf in Colorado. Ab dem 8. Oktober zeigt der US-Sender Comedy Central die nächste Staffel. Die Sendung, die oft zu tagesaktuellen politischen Themen Stellung nimmt, beschäftigte sich wiederholt mit dem Thema Homosexualität. So wurde in einer umstrittenen Folge der Schauspieler Tom Cruise geoutet. In der Folge "Ein Heim für Tiertunten" erklärte die Figur Big Gay Al: "Vorsicht, passt auf, dort sind die Unterdrücker: Christen, Republikaner und Nazis."
In Deutschland ist South Park derzeit auf MTV und Comedy Central zu sehen. (dk)
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