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- 10. September 2008 3 Min.
Der Kölner Kardinal Joachim Meisner und Fürstin Gloria von Thurn und Taxis zelebrieren in der ARD-Talkshow "Menschen bei Maischberger" ihre Vorurteile – und weisen natürlich dabei auch auf die Verwerflichkeit von Homosexualität hin.
Die beiden Katholiken warben in der Sendung, die am Dienstagabend im Ersten ausgestrahlt wurde, für ihr gemeinsames Buch "Die Fürstin und der Kardinal". In dem 75-minütigen Gespräch behandelten sie auch die Themen, die bei politischen Christen Konjunktur haben, nämlich Kondome, Pille und Abtreibung ("Das ist Massenmord") sowie Homosexualität.
'Ich hab Fronterfahrung'
Die Diskussion um Schwule und Lesben wurde mit einen Einspieler mit Schauspielerin Maren Kroymann begonnen. Die 59-Jährige argumentierte, dass die Grundlage für die Ehe Liebe und gegenseitiger Respekt sei. Meisner, der den Einspieler der lesbischen Aktivistin mit den Worten "Ich hab Fronterfahrung" kommentierte, widersprach dieser Ansicht: "Ehe und Familie ist vom Schöpfer so gedacht, dass diese Modelle darin keinen Raum haben. Gott hat den Menschen in zwei Grundausführungen ins Dasein gerufen, nämlich als Mann und als Frau und zwar mit der Bestimmung, dass die Beiden sich ergänzen und eins werden." Würde Gott Homosexualität gutheißen, hätte er "ja nur Männer oder Frauen schaffen brauchen", so der 74-Jährige. Auf die Nachfrage von der souveränen Moderatorin Sandra Maischberger, ob Gott nicht auch Homosexuelle geschaffen habe, antwortete Meisner: "Er hat den Menschen geschaffen". Offenbar mit Verweis auf die Ex-Gay-Bewegung erklärte der Kardinal weiter, dass man "einem solchen Menschen" helfen müsse. "Aber er kann nicht in einer eheähnlichen Weise leben mit Trauung und kirchlichem Segen."
'Der Weg in die Hölle ist bequem und breit'
Dann kam die strenggläubige Fürstin zu Wort, die sich selbst damit rühmt, viele Homosexuelle in ihrem Freundeskreis zu haben. Sie spricht Schwulen und Lesben zunächst einmal die Befähigung ab, gläubig zu sein: "In allen großen Weltreligionen, die sich ernst nehmen… ist die Homosexualität als solche auch als contra naturam beschrieben." Neben dem Katholizismus nannte sie das Judentum, den Islam, die Orthodoxie und die "strengen Lutheraner". Diejenigen, die das Religiöse nicht ernst nähmen, könnten aber schließlich tun und lassen, was sie wollten. "Sie kommen ja nicht ins Gefängnis", argumentierte Thurn und Taxis. Für Gläubige hat sie einen simplen Tipp: "Viel beten!" Der Schwule an sich solle Gott um Kraft bitten, mit seiner "schweren Versuchung" zu Recht zu kommen. "Da brauchen wir nicht darüber zu diskutieren: Es ist ein schweres Kreuz", erklärte die 48-Jährige und schickte gleich darauf eine Drohung hinterher: "Wir haben nicht viel Zeit. Irgendwann stehen wir alle mit einem Fuß im Grab… Der Weg in den Himmel ist steil und steinig. Und der Weg in die Hölle ist bequem und breit."
Sowohl die Fürstin als auch der Kardinal versuchten an manchen Stellen, zumindest etwas weniger weltfremd zu klingen. So erklärte Meisner, Homosexuelle seien immerhin nicht "minderwertig". Und Thurn und Taxis argumentierte, dass sie an einen "barmherzigen Gott" glaube.
Der Kölner Kardinal Meisner gilt als einer der Hardliner in der katholischen Kirche. Er geriet im vergangenen Jahr in die Schlagzeilen, als er nichteheliche Gemeinschaften wie Homo-Paare als "im Kern verderblich" bezeichnet hatte (queer.de berichtete). Volker Beck, Parlamentarischer Geschäftsführer der grünen Bundestagsfraktion, nannte den Kardinal daraufhin einen "Hassprediger" – und lieferte sich in Folge dessen juristische Scharmützel mit der Kirche. Trotz der Radikalität von Meisners Aussagen distanzierten sich allerdings selbst Parteifreunde von Beck (queer.de berichtete).
Das Video zu "Menschen bei Maischberger" kann in der ARD-Mediathek abgerufen werden. Die Diskussion über Homosexualität beginnt genau nach einer Stunde. (dk)

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