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- 17. September 2008 2 Min.
Einer britischen Metastudie zufolge haben Lesben, Schwule und Bisexuelle eine 50 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit, an Depressionen oder Angststörungen zu leiden als heterosexuelle Menschen.
Wissenschaftler des University College London werteten insgesamt 25 Studien aus den Bereichen Sexualität und psychische Verfassung aus. Sie erklärten zudem, dass der Anteil an Menschen, die Alkohol-, Medikamente oder Drogen missbrauchen, bei Homo- und Bisexuellen wesentlich höher liege. Besonders erschreckend: Schwule und bisexuelle Männer haben weit häufiger versucht, sich selbst umzubringen als heterosexuelle Männer.
Studienleiter Michael King erklärte gegenüber "Reuters Health", dass Homosexualität nicht die Ursache dieser gesundheitlichen Probleme sei. Vielmehr sei der – oft ein ganzes Leben andauernde – gesellschaftliche Stress für die fragile psychische Gesundheit verantwortlich. Er nannte als Beispiel den Ausschluss von Schwulen und Lesben aus der Familie oder alt eingesessenen sozialen Gefügen. Diese Stresssituationen träten sogar gegenwärtig in den liberalsten Gesellschaften auf, so King.
Der Wissenschaftler rief Ärzte dazu auf, diesen Stress bei homosexuellen Patienten in Erwägung zu ziehen. Gleichzeitig dürften Psychologen nicht automatisch Homosexualität als Ursache für alle psychischen Probleme sehen: "Das passiert aber gegenwärtig aber recht häufig", so King. "Und das zum Ärger von vielen Lesben, Schwulen und Bisexuellen, die eine Therapie beginnen."
Die Studie wurde in der neuesten Ausgabe des Fachmagazins "BMC Psychiatry" veröffentlicht.
Bereits in der Vergangenheit warnten Gesundheitsexperten wiederholt vor psychischen Problemen, die auf Diskriminierung von Homosexuellen zurückzuführen ist. Besonders hoch soll die Gefahr bei Jugendlichen sein, die gerade ihre Sexualität entdecken. So hat eine Studie im Auftrag der Homo-Gruppe HOSI Salzburg herausgefunden, dass schwule Schüler eine sechs Mal höhere Suizidrate haben als heterosexuelle (queer.de berichtete). Eine Studie aus Nordirland – einem als besonders homophob geltenden Land – kam sogar zu dem Ergebnis, dass jeder vierte junge Schwule bereits einen Selbstmordversuch hinter sich hat (queer.de berichtete). (dk)

Links zum Thema:
» Mehr Infos zur Studie (auf Englisch)
In meinem Freundeskreis sind genauso viele Heteros wie Homos und ich kann weder bei mir, noch bei meinem Mann oder bei meinen homosexuellen Freunden erkennen ( um die Mitte 30), dass da höhere Depressionen vorliegen. Angststörungen erst Recht nicht.
Schwierigkeiten und Depressionen gab es nur bei mehreren Freunden in deren Coming-Out-Zeiten, die aber alle längst schon viele Jahre zurückliegen (17 bis 27 Jahren). Ist die Studie denn nach Altersstufen gegliedert ?
Das hätte ich bei dieser Studie doch gern geklärt und halte ich für sehr wesentlich, damit die Studie Sinn macht. Mir scheinen in meiner Studie häufig sogar die Heteros in meiner Altersklasse mehr gestresst, da viele von Ihnen gerade "kleine Kinder"/Baybs haben (Schlafstörungen, da das Baby schreit, usw.) und gleichzeitig das Berufsleben seine Anforderungen weiter stellt (übrigens auch ein Lesbenpaar mit kleinen Kindern ist auch dabei).
Daher diese Studie ist nur hilfreich, wenn Sie nach Coming-Out-Phase unterteilen sollte und die Altersstufen berücksichtigt.