Der Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg setzt sich dafür ein, den von einem Volksbegehren bedrohten Ethikunterricht an den Schulen der Hauptstadt zu retten.
Daher tritt der LSVD der Initiative "Pro Ethik" bei, die sich für den Erhalt des Pflichtfachs einsetzt. Grund: Seit Montag sammelt die Gruppe "Pro Reli" mit Unterstützung der Kirchen Unterschriften, um den eigenständigen Ethikunterricht zu Fall zu bringen. Der Ethikunterricht wurde im Schuljahr 2006/07 an den Berliner Schulen als Pflichtfach eingeführt. Religion konnte freiwillig dazu belegt werden. "Pro Reli" fordert nun, dass Religion ein Wahlpflichtfach wird – sich die Schüler also zwischen Religions- und Ethikunterricht entscheiden müssten.
"Ethik ist eines der wenigen Unterrichtsfächer, in denen unterschiedliche Lebensweisen thematisiert und gegenseitiger Respekt eingeübt werden können", erklärte LSVD-Geschäftsführer Alexander Zinn die Unterstützung seines Verbandes für "Pro Ethik". "Dies gilt insbesondere auch für die Themen gleichgeschlechtliche Lebensweisen und Homosexuellenfeindlichkeit, die in anderen Unterrichtsfächern kaum angesprochen werden". Daher wäre es "fatal", wenn Schüler, die am Religionsunterricht teilnehmen wollen, Ethik künftig abwählen müssten.
Zinn zitiert eine von Integrationssenatorin Dr. Heidi Knake-Werner (Linke) vorgestellte Studie der Universität Kiel, nach der 69 Prozent der türkischen und 29 Prozent der deutschen Schüler homosexuellenfeindliche Einstellungen hätten. Ethik leiste angesichts dieser Zahlen einen Beitrag für das "friedliche Zusammenleben in unserer Stadt": "Wenn Schüler, die z.B. am evangelischen oder am islamischen Religionsunterricht teilnehmen wollen, künftig nicht mehr Ethik belegen dürften, hätte dies fatale Folgen!", so Zinn.
Die katholische Kirche begründet ihre Unterstützung für "Pro Reli" damit, dass seit der Einführung des Ethik-Unterrichtes die Zahl der Schüler im katholischen Religionsunterricht ab der siebten Klasse um 20 Prozent gesunken sei. "Ethik ersetzt nicht den konfessionellen Unterricht", erklärte Kardinal Georg Sterzinsky gegenüber der "Berliner Zeitung".
"Pro Reli" braucht innerhalb der nächsten vier Monate 170.000 Unterschriften, damit das Volksbegehren Erfolg hat. Dann könnte Mitte 2009 ein Volksentscheid zum Thema stattfinden. (dk)
Im Ergebnis werden wir ein wiedererstarken der Religionen erleben. Und das hat NOCH NIE der
Freiheit der Menschen gut getan.
Wenn Religionen zu viel Macht bekommen, hat es noch immer zu Mord und Totschlag geführt.