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- 23. September 2008 2 Min.
Eine staatliche Stelle hat zum ersten Mal die Zugehörigkeit einer Person zum "dritten Geschlecht" anerkannt – eine 21-jährige Lesbe aus Nepal hat diese Bezeichnung in ihren Personalausweis eintragen lassen.
Der Antrag von Bishnu Adhikari auf offizielle Zugehörigkeit zum "dritten Geschlecht" war zunächst abgelehnt worden, erklärte die Homo-Organisation Naulo Bihani. Da sie männlich wirke, bot ihr ein Beamter an, als Mann in ihrem Ausweis eingetragen zu werden. Das lehnte Adhikari aber ab. Daraufhin wurde ihr Antrag genehmigt.
Adhikari ist Mitglied der Homo-Gruppe Blue Diamond Society. Sie wurde wegen ihrer Sexualität von Nachbarn und Verwandten gezwungen, ihre Heimatstadt zu verlassen. Homo- und Transsexualität ist im traditionellen Nepal nach wie vor ein Tabuthema. Die Maoisten, die derzeit mächtigste Gruppe in dem bürgerkriegsgeplagten Land, bekämpfen Homosexualität als "Nebenprodukt des Kapitalismus" (queer.de berichtete).
Sunil Pant, Chef der Blue Diamond Society, ist im Mai als erster offen Schwuler für eine kleine kommunistische Partei ins Parlament eingezogen (queer.de berichtete). Der Abgeordnete hatte Adhikari zu ihrem Schritt ermutigt. Nach Angaben von Pant ist bislang ein Fall bekannt, in dem der Staat einen andersgeschlechtlichen Menschen anerkannt hatte: Im vergangenen Jahr waren in den Ausweispapieren der transsexuellen Chanda Musalman die Worte "männlich/weiblich" vermerkt.
Die Bedeutung des Begriffs "Drittes Geschlecht" hat sich in den Jahrhunderten stets gewandelt und hängt auch heute noch vom Kulturkreis ab. Im Westen sind bis in die 70er Jahre oft auch Homosexuelle in diese Kategorie gefallen. Heute bezeichnen sich noch viele Schwule, die nicht das Leben und die Gesten von Heterosexuellen imitieren wollen, als drittes Geschlecht ("Radical Fairies"). In Indien gibt es als soziales Geschlecht die "Hijras", das meist aus kastrierten Männern besteht. Hijras bilden in der indischen Gesellschaft eine Randgruppe, die sich ihr Geld traditionell durch Segnungen auf Hochzeiten oder Hauseinweihungen verdient, in letzter Zeit auch häufiger durch Prostitution. (dk)











