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- 20. Oktober 2008 2 Min.
Die Mitarbeiter des evangelikalen Vereins "Wüstenstrom" dürfen zur Recht als das bezeichnet werden, was sie sind: "Homo-Umpoler". Die Organisation, die glaubt, Homosexualität "heilen" zu können, verlor jetzt einen mehrmonatigen Rechtsstreit gegen den freien Journalisten Eckhard Stengel.
Im Rahmen seiner Vorab-Berichterstattung über den Jugendkongresses "Christival" in Bremen hatte Stengel im März 2008 u.a. geschrieben, Wüstenstrom wolle Schwule und Lesben zur Heterosexualität "umpolen".
Der Verein hatte dagegen zunächst eine Einstweilige Verfügung des Landgerichts Frankfurt a.M. erwirkt. Nach Stengels Widerspruch urteilte dieselbe Zivilkammer im Mai, dass die Äußerungen unter die Meinungsfreiheit fallen. Deshalb hob das Gericht die Verfügung wieder auf.
"Wüstenstrom" legte dagegen zunächst Berufung ein, nahm sie jetzt aber zurück, so dass das Urteil zugunsten Stengels nunmehr rechtskräftig geworden ist. Mit der Rücknahme des Rechtsmittels reagierte der Verein auf einen "Hinweisbeschluss" des Oberlandesgerichts Frankfurt. Demnach hätte eine Berufung allein schon aus formalen Gründen keine Erfolgsaussicht gehabt: "Wüstenstrom" habe sich soviel Zeit mit der Berufungsbegründung gelassen, dass die nötige Eilbedürftigkeit nicht mehr vorliege.
Er sei "erleichtert" über das Ende des mehrmonatigen Rechtsstreits, so der freie Journalist. Gleichzeitig erneuerte er seine Kritik daran, dass das Landgericht Frankfurt zunächst einer einstweiligen Verfügung gegen ihn stattgegeben hatte - ohne ihn anzuhören. "Durch die Verfügung wurde einen Monat lang meine freie Berichterstattung über ,Wüstenstrom' und das Evangelikalentreffen ,Christival' eingeschränkt", sagte Stengel. Die Richter hätten damit "leichtfertig in die Pressefreiheit eingegriffen".
Wüstenstrom stellte Referenten auf dem Christival-Festival. Ein angekündigtes Christival-Seminar über Therapiemöglichkeiten von Homosexualität sorgte für heftige Proteste und wurde schließlich auch auf Druck des Bundesfamilienministeriums vom Veranstalter wieder abgesagt.
Wüstenstrom wurde 1994 vom damals 36-jährigen Günter Baum gegründet. Allerdings konnte ihm nicht einmal ihm selbst "geholfen" werden: Als es nach zwei Jahren zu einem "sexuellen Ausrutscher" kam, wurde er aus der Initiative ausgeschlossen - und landete direkt in der Psychotherapie. (cw)















Kürzlich wandte sich jemand mit einem ernsten Hilfegesuch an Wüstenstrom. Diese konnten ihn nicht jedoch weiterhelfen mit seinem Anliegen, seine sexuelle Orientierung zu ändern.
Das Schreiben an Wüstenstrom und die Antwort seien hier veröffentlicht.
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Datum: Thu, 18 Oct 2007 19:56:01 +0200 (CEST)
Von: ***
Betreff: Schulungen zur Änderung der sexuellen Orientierung
An: info@wuestenstrom.de
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich habe gehört, sie bieten Schulungen an, in denen man als Homosexueller heterosexuell werden kann. Dabei Nutzen Sie die Erkenntnis, dass sexuelle Identität nicht biologisch vorgegeben ist, sondern durch Umerziehung geändert werden kann.
Das finde ich sehr interessant. Vielleicht können Sie mir damit bei meinem Problem helfen.
Ich bin Heterosexuell; ich fühle mich zu Frauen hingezogen. Leider fühlen sich die Frauen nicht in gleichem Maße zu mir hingezogen. Es fällt mir wahnsinnig schwer, bei Frauen zu Zuge zu kommen, also im Klartext: mit Ihnen Sex zu haben. Es ist furchtbar kompliziert, man muss sie vorher einladen, ausführen, Konversation machen, etc. Und oft ist die ganze Mühe vergebens, sie wollen dann doch nicht und man hat nur Zeit und Geld verschwendet.
Ich habe gehört, dass das bei den Schwulen viel einfacher geht. Man sagt doch, dass Schwule sehr promisk sind, dass sie sehr viel Sex und sehr viele Sexpartner haben. Es heißt, dass man bei Schwulen auch ohne dieses ganze Theater vorher (Einladen, Ausgehen, Konversation) schnell zum Zuge kommt. Und auch, dass man sie danach auch schnell wieder loswird, ohne dass die gleich eine Beziehung wollen oder gar heiraten.
Ich muss gestehen, dass ich deswegen total neidisch auf die Schwulen bin. Und deswegen habe ich den Wunsch, auch homosexuell zu werden, also zumindest mal zum Ausprobieren.
Ich habe bereits ein paar Versuche unternommen, homosexuelle Kontakte auf öffentlichen Toiletten herzustellen. Aber die waren nicht wirklich erfolgreich. Zwar war es wirklich sehr einfach, mit jemandem in Kontakt zu kommen, aber dann hat „es“ nicht geklappt. Ich war eben nicht sexuell erregt, weil mich Männer nicht sexuell erregen. Ich bin nun mal heterosexuell.
Aber immerhin habe ich jemanden auf der Toilette getroffen, der auf einer Ihrer Schulungen war, und der Sie mir empfohlen hat.
Wenn es möglich ist, Homosexuelle zu Heterosexuellen umzuerziehen, dann ist es doch sicher auch umgekehrt möglich Heterosexuelle zu Homosexuellen umzuerziehen. Bieten sie auch solche Schulungen an, oder können Sie jemanden empfehlen, der solche Schulungen anbietet? Ich wäre sehr daran interessiert.
In Erwartung Ihrer Antwort grüßt freundlich,
***
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Mon, 22 Oct 2007 23:22:05 +0200
Betreff: Re: Schulungen zur Änderung der sexuellen Orientierung
Von: ***
An: ***
Sehr geehrter Herr ***,
wir glauben nicht an die Dichotomisierung in Homosexualität und Heterosexualität und an keine Schalter, der die eine Empfindung in die andere verwandeln kann. Schon gar nicht halten wir eine Umerziehung für möglich, von der Sie sprechen.
Mit Vehemenz weisen wir aber die Unverschämtheit Ihrer Email zurück. Es gibt Menschen in Not, die uns anschreiben und für deren Belange wir uns gern engagieren. Dass Sie diese Menschen auf den Arm nehmen und gleichzeitig unsere Zeit stehlen, ist skandalös.
Wenn Sie ernsthafte Anfragen an uns haben, sind wir gern zum Gespräch bereit. Sarkasmus und Selbstgerechtigkeit werden aber jeden Dialog verhindern!
Mit freundlichen Grüßen,
***