Eine Urteilsbegründung macht Schwulen, Lesben und Transsexuellen in Nepal Hoffnung: Der oberste Gerichtshof des Landes hat festgestellt, dass alle Menschen die gleichen Rechte haben, unabhängig von deren sexueller Orientierung oder Geschlechtsidentität.
Bereits im Dezember 2007 hat das Gericht in einem Grundsatzurteil entschieden, dass diskriminierende Gesetze aus den Büchern getilgt werden müssten (queer.de berichtete). In der nun veröffentlichten Urteilsbegründung präzisierten die Richter die Entscheidung: Darin stellten sie klar, dass die Rechte von jedem geachtet werden müssten und nicht das Geschlecht bei der Geburt als Entschuldigung für Diskriminierung herhalten darf. Die Entscheidung muss nun von der Regierung umgesetzt werden.
Mehrere Homo-Gruppen unter Führung der Blue Diamond Society hatten gegen Diskriminierung geklagt. Deren Anführer Sunil Babu Pant zeigte sich hoch zufrieden: "Ich habe Tränen in den Augen gehabt, als ich die Begründung gelesen habe. Wir können stolz auf uns sein", erklärte Pant, der im Mai als einzig offen Schwuler ins nepalesische Parlament eingezogen war (queer.de berichtete). Als erstes müssten nun Antidiskriminierungsbestimmungen in die Verfassung des Landes eingearbeitet werden, so Pant.
Das Gericht entschied ferner, dass ein sieben Mitglieder fassender Ausschuss über die Öffnung der Ehe in Nepal beraten solle. Daran teilnehmen sollte ein vom Gesundheitsministerium ernannter Arzt, ein Vertreter der Menschenrechtskommission, ein Repräsentant des Justizministeriums, ein von der Regierung ernannter Sozialist, ein Polizeivertreter, ein Repräsentant des Bevölkerungsministeriums sowie ein Homo-Aktivist. Die Kommission soll auch Erfahrungen anderer Länder mit der Homo-Ehe auswerten.
Allerdings wird noch viel Gegenwind in dem 30 Millionen Einwohner zählenden südasiatischem Land erwartet: Größte Partei bei den Parlamentswahlen wurden nämlich die Maoisten mit 220 von 601 Sitzen. Diese kommunistische Gruppe, die in den vergangenen Jahren in einen Bürgerkrieg gegen den autoritär regierenden König gekämpft hat, lehnt Homosexualität als "Nebenprodukt des Kapitalismus" ab (queer.de berichtete).
Derzeit stehen auf Homosexualität noch zwei Jahre Gefängnis. (dk)
www.pinknews.co.uk/news/articles/2005-9587.html