Der 32-jährige Reinhard aus Niedersachsen vertritt nun Deutschlands Bärenszene. In Köln bekam er am vergangenen Wochenende die lederne Schärpe überreicht.
Von Christian Scheuß
Das Ergebnis war eindeutig. Eine große Mehrheit der rund 1.500 Gäste auf der Bärennnacht in der Köln-Mülheimer Stadthalle wollte Reinhard. Der 32-jährige aus Haselünne in Niedersachsen wurde mit großem Abstand zu seinen Mitbewerbern zum "Mr. Bear Germany 2009" gewählt. Auf dem zweiten Platz landete der 39-jährige Christoph aus Wien und den dritten Platz verteidigte der 37-jährige Ali aus Köln. Reinhard galt nach der Auswertung der Klicks auf der Bären-Website eher als Außenseiter, was wohl auch daran lag, dass er kein typischer Bär mit großem Bauch, sondern ein eher schlanker und durchtrainierter Kerl ist. Doch Aussehen ist schließlich nicht alles, die Ausstrahlung entscheidet viel. Das gab auch den Ausschlag für Reinhard, der einfach unglaublich symphytisch rüberkam. Auf die Frage, warum er bei der Wahl zum Mr. Bear Germany mitgemacht hatte, sagte er: "Freude, Neugier und Lust auf etwas Besonderes."
Mit dem Ergebnis der Wahl waren auch die Kritiker wieder besänftigt, die im vergangenen Jahr bemängelt hatten, dass der Mr. Bear Germany aus den Niederlanden kam. Eine etwas kurzsichtige Kritik, da das Bärentreffen in Köln traditionell international ausgerichtet ist und die Beziehungen zu den Nachbarländern Holland und Belgien seit Langem eng sind. Aus insgesamt 60 Ländern kamen die Gäste in diesem Jahr, darunter sogar Männer aus Neukaledonien und Honduras, wie sich Bear Pride-Organisator Michael Zgonjanin freut. "Die größte ausländische Gruppe kam in diesem Jahr aus Italien. Aber es treffen auch immer mehr aus Osteuropa und sogar aus dem arabischen Raum ein", stellt er gegenüber queer.de fest.
Eine knappe Woche lang konnten sich die echten Kerle mit Bart und Brusthaar, Bauch und Muskeln miteinander vergnügen. Unter dem Motto "Country Bear" wurde gefeiert und sauniert, gewandert und geschlemmt. Und natürlich in der Bärennacht die Nacht hindurch getanzt. Neben dem Vergnügen, gab es aber auch ein paar Stille Momente. Der ehemalige Freund des im Sommer in der Türkei ermordeten Homoaktivisten Yildiz erinnert in einer kurzen Ansprache an das Verbrechen. Der Kölner vermutet einen Ehrenmord mit homofeindlichem Hintergrund. Seine persönlichen Worte ließen Einige in Tränen ausbrechen.
Wer den Kölner Bear Pride in diesem Jahr verpasst haben sollte: 2009 feiern die Kölner Bartmänner ihr 25-jähriges Bestehen. Der Herbst soll deshalb besonders bärig werden.