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  • 25. Dezember 2008 41 4 Min.

Zum 30sten Geburtstag schließt das Düsseldorfer Lesben- und Schwulenzentrum.

Von Norbert Blech

An Gerüchten hatte es in Düsseldorf in den letzten Monaten und eigentlich auch Jahren nicht gemangelt, nun ist es offiziell: Die derzeitigen Verantwortlichen des Rosa Mond haben die Schließung des Lesben- und Schwulenzentrums angekündigt.

"Silvester ist unser Abschluss und 2009 ist das Rosa Geschichte", heißt es auf der Zentrums-Homepage. Die Silvester-Party wird damit historischen Rang einnehmen: um Mitternacht startet "das Rosa in sein 30. Geburtsjahr und wird wenig später feierlich von uns zu Grabe getragen". Bei einem Flohmarkt am 18. Januar sollen die Überreste aus den bewegten Jahren des Zentrums versteigert werden.

Die Räumlichkeiten an der Lierenfelder Straße sind bereits für Ende Januar gekündigt, gleichzeitig soll nach einer Betriebs-GmbH auch der Verein in Insolvenz gehen. Bei einer Versammlung am Dienstag informierten die Vorstände über den (nicht einstimmigen) Beschluss, die Rettungsversuche der letzten Zeit aufzugeben. Erste Pläne für ein neues Zentrum an neuem Ort und mit neuem Namen und Verein wirkten auf Teilnemer wenig überzeugend und durchdacht; eine gewisse Unbedarftheit der neuen Rosa-Planer wurde ebenso bemängelt. Mit der dann doch plötzlichen Auflösung sind nicht alle einverstanden: in den Rettungsversuchen steckten auch Spenden und viel privates Engagement.

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Von namenlos zu legendär

1979 begann die Geschichte eines zwischenzeitlich sehr erfolgreichen Zentrums auf der Kölner Landstraße, als fünf Schwule das ursprüngliche "Café Namenlos" gründeten. Nach einem Umzug zum Oberbilker Markt wurde das umbenannte und wenig später als Verein eingetragene Rosa das noch recht links-alternative Zentrum des schwulen Gruppen- und Kulturlebens. Künstler wie Georgette Dee und Terry Truck wurden durch ihre Auftritte im Rosa bekannt, hier gründeten schwule Männer unter dem schockierten Eindruck der ersten Infektionen die Aids-Hilfe Düsseldorf, die später mit ins neue Gebäude des Zentrums auf der Oberbilker Allee 310 zog.

In diesem Hinterhof kam es zur erfolgreichsten Zeit des Rosa Mond: Neben Gruppentreffen etablierten sich die Kneipenabende, die monatliche Disco "Moondance" und auch die Kultur- und Trashshow "Culture Club". Doch ausgerechnet eine Party mitten in der Woche entwickelte sich zum Renner: der "Rosa Donnerstag". Aktionen wie die Durchführung des ersten Düsseldorfer CSDs im Jahre 1992, die Kranzniederlegung in der Düsseldorfer Mahn- und Gedenkstätte zum 8. Mai 1995 oder die Teilnahme am Kölner CSD 1992 gehören zu den geschichtlichen Highlights des Zentrums.

Ende der 90er war das Rosa auf dem Höhepunkt seines Erfolgs angelangt, damals noch in Konkurrenz zum zweiten Düsseldorfer Homo-Zentrum LuSZD: auf den Parties Donnerstags konnte man kaum noch einen Platz finden, trotz Mitnutzung des Loft-Cafés der Aids-Hilfe. Es war die richtige Zeit für ein schwul-lesbisches Zentrum: die CSDs im Land wurden plötzlich Massenbewegungen, die Szene wurde überrant von Leuten, die sich erstmals outeten, und zunehmend liberalen Heteros. Doch auf den Höhepunkt folgte die Krise: nach etlichen Beschwerden der Nachbarn bekam das Rosa eine Nutzungsuntersagung für alle Veranstaltungen nach 22 Uhr auf Grund baurechtlicher Mängel, ein generelles Verbot von Live-Darbietungen folgte wenig später. Die Party tourte kurze Zeit erfolgreich durch Düsseldorf, bis ein Umzug in die neuen Räume des LuSZD in Lierenfeld beschlossen wurde.

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Ist die Zeit für Zentren abgelaufen?

In den neuen Räumlichkeiten mitten in einem Gewerbegebiet tat sich das Zentrum im Laufe der folgenden Jahre schwer, an frühere Erfolge anzuknüpfen, obwohl aus beiden Zentren eins wurde. Ein reges Gruppenleben wollte sich nicht mehr recht etablieren, ehemalige "Kinder" des Rosas wie der "Culture Club" zog es in neue Räume. Für viele Besucher des Zentrums bot der zunemend mit anderen Parties austauschbare "Rosa Donnerstag" nicht mehr die alternative und freundlich gemischte Atmosphäre früherer Jahre, Streitereien zwischen alten und neuen Ehrenamtlichen, zunehmende Geldprobleme und ein nicht enden wollender Umbau taten ihr übriges. Selbst der Hass auf den homophoben Oberbürgermeister Joachim Erwin (CDU) konnte die Szene nicht mehr hinter dem einstigen Bewegungszentrum einen; die Wiederauflage eines regelmäßigen CSDs hatte ihren Ursprung anderswo. Als neues Event der letzten Jahre etablierte sich nur die "Darkside" - die Safer-Sex-Party soll in neuen Räumlichkeiten fortgeführt werden.

Wie auch die Nachbarstadt mit Dom, in der sich kein Nachfolger fürs legendäre Schulz fand, zeigt: Es ist vielleicht einfach nicht mehr die Zeit für große Zentren. Schon Anfang des neuen Jahrtausends wirkte das Rosa/LuSZD aus der Zeit gefallen, als der einst für viele Coming-Outs so wichtige Jimmy Somerville ein Konzert gab; der Tanzraum war nicht mal voll gefüllt. Coming-Outs sind zwar auch heute noch oft problembehaftet, aber man holt sich die Unterstützung anderswo. Parties und Kneipen gibt es genügend und vielfältig im Land, Möglichkeiten zum Kennenlernen anderer Schwuler sowieso. Gruppen treffen sich nun auch in allgemeinen Bürgerzentren, und in den großen Städten gibt es eigenständige, professionelle Support-Einrichtungen. So auch in Düsseldorf: die NRW-Landeshauptstadt bekommt demnächst ihr eigenes schwul-lesbisches Jugendzentrum.

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#1 Düssel GayAnonym
  • 25.12.2008, 14:56h
  • Man hätte es auch ehrlicher ausdrücken können. In den letzten Jahre verkam der Schuppen zum Cafe Lesben Mond. Der Nierdergang war überfällig. Die Weiber waren unerträglich und haben sich nicht nur gegenseitig die Augen ausgekratzt sondern auch die Männer systematisch vertrieben. Das war ein Schrecken ohne Ende. Prima das es endlich vorbei ist. Und der gute Vorstz für das kommende Jahr: Nie wieder Frauen an die Macht.
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#2 StrigiAnonym
  • 25.12.2008, 17:35h
  • Antwort auf #1 von Düssel Gay
  • Bei Schwuchteln von deiner Sorte, erwäge ich jedesmal ernsthaft eine sexuelle Umorientierung meinerseits. Könnt´ ich direkt reintreten, bei soviel geballter Dummheit und zwar dorthin, wo es besonders schmerzt.
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#3 SaschaEhemaliges Profil
  • 26.12.2008, 00:27h
  • Antwort auf #2 von Strigi
  • "Schwuchtel", "Umorientierung" - also jemand, der mit solchen Begriffen um sich wirft, sollte anderen lieber nicht zu laut "geballte Dummheit" unterstellten - das könnte nämlich auf ihn selbst zurückfallen...

    Ich denke mal, dass sich @Düssel Gay hier auf lokale Beobachtungen, Hintergründe oder doch zumindest auf seine persönlichen Eindrücke von der Entwicklung des Zentrums bezieht, die zunächst einmal interessant und wichtig sind und die ihn verständlicherweise frustriert zu haben scheinen.

    Ich stimme freilich nicht mit all seinen Schlussfolgerungen überein, aber man sollte darauf nicht gleich mit dem üblichen schwulen Schwulen-Bashing reagieren, sondern sich ernsthaft mit den hier vorgebrachten Punkten beschäftigen. Man muss keine "Schwuchtel" und schon gar nicht "dumm" oder "umorientierungsbedüftig" sein, um festzustellen, dass (auch) gewisse feministische Akteure mitunter weit über ihr Ziel hinausschießen und unter anderem erreicht haben, dass man sich in dieser Gesellschaft immer weniger um die Bedürfnisse von Jungs und jungen Männern kümmert. Messbar wird diese Diskrepanz dann u.a. in der Tatsache, dass der Anteil männlicher Jugendlicher, die sich frei und unbefangen mit dem eigenen Geschlecht sexuell ausprobieren in den letzten 15 bis 20 Jahren zurückgegangen ist, während er sich bei weiblichen Jugendlichen verdoppelt hat (siehe letzte Vergleichsstudie der BZgA 2006). Oder dass die Ermordung von Schwulen in Konzentrationslagern dafür instrumentalisiert (und damit gewissermaßen die Geschichte umgeschrieben wurde), dass der so verhasste Schwulen-Kuss des Homo-Mahnmals jetzt immer im Wechsel mit dem von der heterosexistischen Gesellschaft heißgeliebten Lesben-Kuss gezeigt werden muss.

    Ein wenig mehr Selbstbewusstsein und eine Emanzipation schwuler Männer auch gegenüber lesbischen Frauen und Frauen im Allgemeinen sollten wir uns schon erlauben, ganz im Gegensatz zum üblichen schwulen "Ich muss zu Frauen ganz besonders lieb und nett sein, wenn ich schon schwul bin"-Komplex. Denn die oben nur beispielhaft erwähnten Problemkreise wird niemand zu einem Thema machen, wenn wir es als selbstbewusste Homo-Männer nicht selbst tun. Daher bin ich an den Beobachtungen von @Düssel Gay sehr interessiert und würde mich über seine weitere Beteiligung an dieser Diskussion sehr freuen!
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