Ab dem 20. Februar können sich Paare in der schwul-lesbischen Beratungsstelle Rosa Strippe in Bochum das Ja-Wort geben.
Von Dennis Klein
Noch vor acht Jahren war in Deutschland das Standesamt für gleichgeschlechtliche Paare tabu. Inzwischen haben sich zehntausende Schwule und Lesben ewige Treue versprochen – und nun zieht die standesamtliche Behörde in die Homo-Welt ein: Erstmals können sich Paare in einem Homo-Beratungszentrum verpartnern, bei der Bochumer Rosa Strippe.
Ab dem 20. Februar (Freitag) steht der "Raum der Geschichte(n)" als Trauzimmer zur Verfügung. An diesem Tag wird Rechtsdezernentin Diane Jägers (CDU) das Amt feierlich eröffnen. "Es gibt eine sehr gute Kooperation zwischen der Stadt und uns", erklärt Jürgen Wenke von der Rosa Strippe im Gespräch mit queer.de. Die Planungen laufen bereits seit einem Jahr. Dabei stieß das Projekt auf keinerlei Widerstand. Ein überparteiliches Bündnis unter Führung von Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz (SPD) unterstützte die Idee. Immerhin gibt es in Bochum bereits ein Trauzimmer im Bergbaumuseum und eines in einer Straßenbahn. Die lange Planungszeit beruht vor allem auf logistischen Problemen. Immerhin muss sich ein Standesbeamter zu jeder Trauung auf den Weg ins Zentrum machen.
"Kein Verwaltungsgebäude"
Bislang ist man sich bei der 1980 gegründeten Rosa Strippe nicht sicher, wie das Angebot angenommen wird. Da die Kooperation erst vor wenigen Tagen beschlossen wurde, hat sich noch kein Paar beim Beratungszentrum gemeldet. Jürgen Wenke glaubt aber, dass das Angebot attraktiv ist: "Wir bieten ein schönes Haus und kein Verwaltungsgebäude", erklärt er. So ist der Trauraum im 1. Stock aufwendig gestaltet und zudem findet sich im Erdgeschoss noch das Café Freiraum, in dem auf das Paar angestoßen werden kann. Zudem gibt es für wärmere Zeiten einen geräumigen Außenbereich.
Die Paare haben außerdem die Möglichkeit, sich in dem Haus zu verewigen: Die Würdigung des Namens auf einem Schild in einer Treppenstufe oder die Widmung eines ganzen Raumes im Haus werden angeboten. Das Haus bleibt übrigens die nächsten Jahrzehnte auf jeden Fall in schwul-lesbischer Hand: Immerhin hat die Rosa Strippe das zentral gelegene Gebäude für 75 Jahre von der Stadt Bochum gepachtet.
Für Auswärtige, etwa aus der Provinz, steht das Homo-Standesamt auch offen. Zumindest innerhalb Nordrhein-Westfalens können Paare künftig problemlos nach Bochum pilgern und sich dort das Ja-Wort geben. Für Heiratswillige aus anderen Bundesländern könnte das wegen der unterschiedlichen Rechtslagen schwieriger sein.
Politisches Signal
Vor allen anderen sollten die bundesweit einzigartigen Trauungen aber ein politisches Signal sein, so Wenke. Mit diesem symbolischen Akt könnten zwar die rechtlichen Benachteiligungen, die der Gesetzgeber gleichgeschlechtlichen Paaren gegenüber Heteros auferlegt hat, nicht beseitigt werden. Aber man könne in der Öffentlichkeit für gleiche Rechte werben, indem der übliche Rahmen verlassen werde.
Auch wenn Schwule und Lesben bei der Lebenspartnerschaft nach wie vor diskriminiert werden, will das Beratungszentrum nicht in die Hetero-Welt zurückdiskriminieren. Verschiedengeschlechtliche Paare dürfen natürlich auch in der Rosa Strippe heiraten, wenn sie es etwas "weniger traditionell" wollen, verspricht Wenke.
Rosa Strippe, Kortumstraße 143, Bochum