Janusz Palikot, polnischer Abgeordneter der regierenden Bürgerplattform, muss seinen Posten als Chef eines Parlamentsausschusses für Bürokratieabbau abgeben, weil er den ehemaligen Ministerpräsidenten und jetzigen Oppositionsführer Jaroslaw Kaczynski als schwul bezeichnet hatte.
Palikot hatte in seinem Weblog über das Sexualleben von Kaczynski spekuliert. Es sei nicht schlimm, wenn Kaczynski Männer liebe: "Das Problem ist es, das vor Öffentlichkeit zu verstecken". Palikot selbst könne "uneingeschränkt bestätigen", dass er Frauen bevorzuge. "Und wie ist es mit Ihnen, Fräulein Jaroslaw?", fragte er süffisant.
Der Rechtsliberale übte in dem Blog auch Kritik an einer Parteifreundin Kaczynskis, der ehemaligen Ministerin für Regionale Entwicklung, Grazyna Gesicka. Ihr warf er "politische Prostitution" vor, weil sie EU-Gelder falsch eingesetzt habe.
Der Bürgerplattform wurde nach den Webeinträgen der Abgeordnete Palikot offenbar zu schrill. Sie ließ den für seine unkonventionellen Reden bekannten Parlamentarier daher fallen. Nach Angaben des Fraktionsvorsitzenden Zbigniew Chlebowski habe Palikot "die Grenze des Anstands und der guten Erziehung überschritten".
Bereits in der Vergangenheit gab es oft Spekulation um den Rechtsaußen-Politiker Jaroslaw Kaczynski, der mit seiner Mutter zusammenlebt. So sprach Lech Walesa, erster Präsident nach der Befreiung Polens von der Sowjetunion, bereits vor zehn Jahren von einem "Ehemann" Kaczynskis. Außerdem veröffentlichten polnische Zeitungen 2006 Geheimdienstdokumente, in denen von der Homosexualität Kaczynskis berichtet wird (queer.de berichtete). Unter Schwulen und Lesben zählt Kaczynski aber zu den am meisten gehassten Politikern, weil er wiederholt homophobe Stimmungen verbreitet hat und sich gegen die Gleichberechtigung von Homosexuellen ausspricht. So wollte er trotz EU-weiter Kritik "homosexuelle Propaganda" in Schulen verbieten (queer.de berichtete). Der Gesetzentwurf scheiterte. (dk)